Kalorienzähler im Gehirn beeinflusst Ernährung
27.10.2014
Im menschlichen Gehirn gibt es eine Art Kalorienzähler. Dieser signalisiert den wahren Nährwert von Lebensmitteln, selbst wenn wir komplett daneben liegen. Je intensiver die Reaktion des internen Kalorienzählers ausfällt, desto stärker ist das Verlangen auf dieses Essen. Das könnte erklären, warum Kalorienbomben für Menschen so unwiderstehlich sind.
Unwiderstehliche Kalorienbomben
Süß und fettig: Nicht nur wer eine Diät einhalten will, weiß, wie schwer es sein kann, den Verlockungen von Pizza, Pommes, Chips, Süßigkeiten und anderen Kalorienbomben zu widerstehen. Und obwohl fast jeder Mensch weiß, dass solche Lebensmittel enorm gehaltvoll sind, greifen wir immer wieder zu. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen stehen die ungesunden Speisen meist ganz oben auf der Hitliste. Kanadische Forscher könnten nun einen Grund dafür ausfindig gemacht haben. Das menschliche Gehirn hat einen eigenen Kalorienzähler.
Wohlgefühl durch gehaltvolle Speisen
Alain Dagher und sein Team vom Montreal Neurological Institute and Hospital wollten in einer Untersuchung ermitteln, ob eine bessere Aufklärung über den Kaloriengehalt die Vorliebe für gehaltvolle Lebensmittel beeinflussen kann. „Frühere Studien haben bestätigt, dass Kinder und Jugendliche dazu neigen, kalorienreiche Lebensmittel auszuwählen“, so Dagher. Die Auswahl wird dabei vor allem von vergangenen Erfahrungen kontrolliert. Lebensmittel die gut schmecken und ein Wohlgefühl auslösen, werden wieder gekauft. Dies trifft leider genau auf die gehaltvollsten Speisen zu.
Biologischer Kalorienzähler
Die kanadischen Wissenschaftler zeigten für ihre Studie 29 Kindern und Jugendlichen Fotos von 50 verschiedenen Snacks und Nahrungsmitteln. Auf einer Skala von 1 bis 20 sollten die jungen Probanden angeben, wie sehr sie diese Speise mochten und deren Kaloriengehalt einschätzen. Im Fachblatt „Psychological Science“ berichten die Forscher von ihren Ergebnissen. Demnach lagen die Jugendlichen bei den meisten Nahrungsmitteln überraschend weit daneben, wenn es um den Kaloriengehalt ging. Hirnscans, die während des Test gemacht wurden, zeigten jedoch, dass das Gehirn sich weniger täuschen ließ. So sprang die Region im Stirnhirn immer dann besonders stark an, wenn die Speisen sehr kalorienreich waren und zwar unabhängig davon, wie die Jugendlichen diese in ihrer bewussten Einstufung einschätzten. Also eine Art biologischer Kalorienzähler.
Jugendliche bevorzugen Speisen mit hohem Kaloriengehalt
In einer zweiten Versuchsvariante sollten die Studienteilnehmer dann bei einer Auktion auf die Nahrungsmittel bieten, die sie am liebsten haben wollten. Dabei zeigte sich, dass die Jugendlichen bei den Lebensmitteln am meisten boten, die auch den höchsten Kaloriengehalt hatten – unabhängig davon, wie hoch sie selbst den Nähwert eingeschätzt hatten. Es scheint, als ob der interne Kalorienzähler so gut mit den Hirnregionen für die Entscheidungsfindung verknüpft ist, dass wir uns automatisch für die Kalorienbomben entscheiden.
Aufklärung über Kalorien bringt möglicherweise nicht viel
Wenn dieser Automatismus also dazu führt, dass das Gehirn einen hohen Brennwert mit hohem Genuss in Verbindung bringt – im Sinne von nahrhaft = lecker – könnte dies bedeuten, dass eine Aufklärung über den Kaloriengehalt nur bedingt etwas bringt. In der Vergangenheit haben Experten des öfteren darauf hingewiesen, dass entsprechende Aufklärungskampagnen und Appelle an die Bevölkerung nicht besonders erfolgreich waren. Daher fordern manche Fachleute immer wieder eine sogenannte Zucker-Fett-Steuer, um ungesunde Lebensmittel teurer zu machen. Wenn dies dazu führt, dass weniger dieser Nahrungsmittel konsumiert werden, kann dies dazu beitragen, gesundheitliche Risiken zu mindern. Zucker- und fettreiche Speisen fördern beispielsweise die Gefahr, an Diabetes, Bluthochdruck oder Adipositas zu erkranken. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.