Hypokalzämie: Symptome von Kalzium-Mangel erkennen
Viele Menschen verbinden Kalzium mit der Knochengesundheit. Doch der Körper braucht Kalzium auch für andere wichtige Funktionen, beispielsweise für Muskeln, Nerven, Blutgefäße oder für die Freisetzung von Hormonen und Enzymen. Ein Kalzium-Mangel kann massive Folgen für die Gesundheit haben. Ein Facharzt klärt darüber auf, wie sich eine unzureichende Aufnahme äußert.
Dr. Chad Deal ist Rheumatologe an der renommierten Cleveland Clinic in Ohio (USA). In einem aktuellen Beitrag erläutert der Mediziner, an welchen Anzeichen erkannt werden kann, ob eine Person zu wenig Kalzium aufnimmt.
Wie viel Kalzium sollte täglich aufgenommen werden?
Nach Angaben von Dr. Deal hängt die empfohlene Tagesmenge von dem Alter und dem Geschlecht einer Person ab. Alle Erwachsenen im Alter von 19 bis 50 Jahren und Männer bis zum Alter von 70 Jahren sollten täglich 1.000 Milligramm Kalzium über die Nahrung aufnehmen. Frauen ab 51 Jahren und Männer ab 71 Jahren sollten eine tägliche Dosis von 1.200 Milligramm Kalzium erreichen.
Welche Lebensmittel sind reich an Kalzium?
Eine ganze Reihe von Lebensmitteln enthält Kalzium. Besonders reichhaltig sind Milchprodukte wie Milch, Joghurt und Käse. Andere gute Quellen für Kalzium sind beispielsweise
- Sardinen,
- Grünkohl,
- grünes Blattgemüse,
- Brokkoli,
- Pak Choi,
- Mandeln,
- Sesam,
- kalziumreiches Mineralwasser.
Kurze Mangel-Phasen fallen oft nicht auf
Wer über einen kurzen Zeitraum hinweg zu wenig Kalzium aufnimmt, bemerkt dies in den meisten Fällen gar nicht. Am Anfang sind die Symptome eines Kalziummangels unauffällig. Bleibt die Unterversorgung über einen längeren Zeitraum bestehen, können sich auch die damit verbundenen Symptome verschlimmern beziehungsweise verdeutlichen.
„Im Laufe der Zeit kann sich eine niedrige Kalziumzufuhr nachteilig auf verschiedene Körpersysteme auswirken und unter anderem zu einer geringen Knochenmasse und einem Osteoporoserisiko beitragen“, erklärt Dr. Deal.
Der Körper entzieht den Knochen das benötigte Kalzium
Ein Kalzium-Mangel ist laut dem Rheumatologen schwer nachweisbar, denn selbst bei einem Mangel sind die Werte im Blut oft normal. Das liegt ihm zufolge daran, dass der Körper das benötigte Kalzium aus den Knochen zieht.
Symptome eines Kalziummangels
Wie oben bereits erwähnt, äußern sich leichte Mängel in der Regel kaum durch deutliche Beschwerden. Bei einem lange anhaltenden Mangel können jedoch viele unterschiedliche Symptome auftreten, darunter
- Müdigkeit,
- schlechte Zahngesundheit,
- Muskelschmerzen und Krämpfe,
- kognitive Probleme,
- Kribbeln in den Fingern oder Taubheitsgefühle,
- abnormaler Herzrhythmus.
Müdigkeit
Bei Hypokalzämie, also einem ausgeprägtem Kalziummangel, berichten Betroffene oft von einer ständigen Müdigkeit. Laut Dr. Deal ist dieses Symptom auf eine Unterversorgung der Zellen mit Nährstoffen zurückzuführen.
Schlechte Zahngesundheit
Wenn der Körper beginnt, den Knochen Kalzium zu entziehen, werden auch die Zähne anfälliger für Karies und Zahnlockerung. Zudem steigt das Risiko für Parodontitis oder andere Parodontalerkrankungen bei einem lange anhaltenden Kalzium-Mangel.
Muskelschmerzen und Krämpfe
Kalzium macht nicht nur die Knochen stark – der Nährstoff sorgt auch dafür, dass unsere Muskeln richtig funktionieren. Vor allem für das An- und Entspannen der Muskeln ist Kalzium wichtig. Bei einem Mangel sind die Muskeln weniger effektiv. Dies kann sich durch Schmerzen, Steifheit und Krämpfe äußern.
Kognitive Probleme
Auch die Zellen im Gehirn sind auf Kalzium angewiesen. Ein Mangel kann sich daher durch Beschwerden wie Schwindel, Verwirrung und Benommenheit äußern. Nach Angaben von Dr. Deal gibt es sogar Hinweise darauf, dass Kalzium eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der geistigen Gesundheit spielt.
Taubheit oder Kribbeln in den Fingern
Da Kalzium auch wichtige Funktionen in unserem zentralen Nervensystem übernimmt, kann ein Mangel die Nerven beeinträchtigen, was sich besonders in den Extremitäten durch Kribbeln oder Taubheitsgefühle äußern kann.
Abnormaler Herzrhythmus
Wie bereits erwähnt, beeinflusst Kalzium die Muskelfunktion und kann daher auch die Funktion des Herzens beeinflussen. Ein schwerer Kalzium-Mangel kann daher zu einem unregelmäßigen Herzschlag führen.
- Weitere Informationen finden Sie in dem Artikel Kalziummangel: Anzeichen, Ursache und Therapie.
Was tun bei Kalzium-Mangel?
Bei Verdacht auf einen Kalzium-Mangel sollte der Hausarzt beziehungsweise die Hausärztin um Rat gefragt werden. Durch eine Ernährungsumstellung oder durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann ein Mangel oft beseitigt werden.
Zu viel Kalzium kann auch schaden
Eine übermäßige Einnahme von Kalzium ist dem Rheumatologen zufolge ebenfalls nicht empfehlenswert. „Es besteht keine Notwendigkeit, die empfohlene Tagesdosis an Kalzium zu überschreiten“, betont Dr. Deal. Ein zu hoher Kalziumspiegel (Hyperkalzämie) könne sogar gesundheitsschädliche Auswirkungen haben.
Nicht immer ist die Ernährung schuld
Abschließend gibt der Mediziner noch zu bedenken, dass nicht immer eine falsche Ernährung Ursache für Kalzium-Mangel ist. Es gibt auch Erkrankungen, wie beispielsweise Pankreatitis, Vitamin D-Mangel oder Nierenfunktionsstörungen sowie Medikamente wie zum Beispiel das Antibiotikum Rifampin oder bestimmte Antiepileptika, die eine Hypokalzämie begünstigen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Telltale Signs That You’re Not Getting Enough Calcium (veröffentlicht: 02.03.2023), health.clevelandclinic.org
- MSD Manual: Hypokalzämie (niedrige Kalziumspiegel im Blut (Stand September 2021), msdmanuals.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.