Wissenschaftler testen Blutwäsche-Therapie gegen Demenz
Die Zahl der Demenz-Patienten steigt dramatisch und bislang stehen keine Behandlungsmethoden zur Verfügung, die den Verlauf stoppen oder gar eine Heilung erreichen können. Mediziner der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald testen derzeit in der sogenannten IMAD-Studie allerdings einen Ansatz, der bei den bisher behandelten Patienten eine Stabilisierung der Gedächtnisleistung bewirkt hat – die Blutwäsche.
Mit einer Blutwäsche können die Antikörper aus dem Blut entfernt werden, welche sich gegen körpereigenes Gewebe richten und in Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf bei Demenz stehen. Das Verfahren wird an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald derzeit an Patienten getestet. In einer Pressemitteilung haben die Wissenschaftler um Prof. Marcus Dörr von der Klinik für Innere Medizin B in Greifswald nun über die ersten Ergebnisse der IMAD-Studie informiert. Zwar ist eine abschließende Bewertung erst nach Abschluss der Studie möglich, doch sind die bisherigen Ergebnisse durchaus vielversprechend.
Neue Behandlungsmethoden dringend gesucht
Nur wenige Medikamente stehen bislang zur symptomatischen Behandlung der Alzheimer-Demenz zur Verfügung und eine wirksame ursächliche Behandlung ist zurzeit noch nicht möglich, erläutern die Experten. Auch die intensiven Bemühungen um die Entwicklung neuer Medikamente seien in der Vergangenheit ohne Erfolg geblieben. Wirksame Behandlungsmethoden werden jedoch angesichts der steigenden Zahl von Betroffenen dringend benötigt. So gehen Prognosen hierzulande von einem Anstieg der Demenzerkrankten von derzeit 1,6 Millionen auf etwa 3 Millionen bis zum Jahr 2050 aus, sollte kein Durchbruch in der Demenzforschung erfolgen, berichten die Wissenschaftler.
Antikörper werden aus dem Blut entfernt
In der Greifswalder IMAD-Studie wird aktuell ein neuartiger Therapieansatz getestet, bei dem Betroffene eine Blutwäsche erhalten, welche bestimmte Antikörper aus dem Blut entfernt. Dieser Behandlung liegt die wissenschaftliche Annahme zugrunde, dass die Antikörper eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Durchblutung des Gehirns und somit für die Entstehung einer Alzheimer-Erkrankung spielen, so die Mitteilung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.
Stabilisierung der Gedächtnisleistung
Die Behandlung zielt laut Aussage der Experten „auf eine Verbesserung der Blutversorgung im Gehirn ab, um so die Gedächtnisleistungen der Patienten zu stabilisieren.“ Dabei erfolge die Entfernung der Antikörper mit einem Verfahren, welches der Dialyse bei Nierenkranken ähnele. Sieben Patienten seien bisher im Rahmen der Studie mit dem neuen Verfahren behandelt worden. „Bei der Mehrzahl der teilnehmenden Patienten konnte, gemessen über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten, eine Stabilisierung der Gedächtnisleistung nachgewiesen werden“, berichten die Forscher.
Weitere Studienteilnehmer gesucht
Angesichts der niedrigen Patientenzahl ist eine abschließende Beurteilung des neuen Therapieansatzes nicht möglich und die Studie wurde nun bis zum Jahr 2019 verlängert, so die Mitteilung der Universität. Weiter Studienteilnehmer werden daher gesucht. Am 29. März werden die Wissenschaftler auf einem öffentlichen Forum über den aktuellen Stand der Studie informieren und Interessierte auch über die Teilnahmebedingungen bei der Studie aufklären. Beispielsweise können nur Frauen und Männer zwischen 55 und 85 Jahren aus der Region Greifswald mit einer leichten Alzheimer-Demenz für die Studie angemeldet werden. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.