Mythen und Fakten über Entgiftungsdiäten und Heilfasten
Mit Entgiftungsdiäten wie Detox sollen Schadstoffe und Gifte im Körper gebunden und ausgeschieden werden. Bei der im Trend liegenden Diät soll durch den Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel, Zucker, Weißmehl, Gluten oder Hefe das Gewicht reduziert werden. Gleichzeitig baue der Körper schädliche Substanzen wie Alkohol, Medikamente oder Umweltgifte ab, soweit die Theorie. Die Diät wird von Tees oder Massagen begleitet. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt es aber keine wissenschaftlichen Beweise, dass solche Maßnahmen die Ausscheidung von Giftstoffen fördern. Was ist Fakt und was ist Mythos beim Heilfasten?
Viele Experten halten den Verzicht für sinnvoll, allerdings aus anderen Gründen, als das Konzept der Diät suggeriert. Der wichtigste Effekt beim Heilfasten ist psychologischer Natur. Laut Dr. med. Verena Buchinger-Kähler, die die Fastenklinik in Bad Pyrmont leitet, erledigt der Körper die Entgiftungsarbeit selbst. Die Chefärztin verweist auf den Prozess der Autophagie, mit dem Zellen eigene Bestandteile abbauen und verwerten. Das reicht von fehlgefalteten Proteinen bis zu ganzen Zellorganellen. Die Zelle entledige sich schädlicher Stoffe und schleuse sie aus und erzeuge somit eine Art Selbstentgiftungsmechanismus. Da das Prinzip aber von Insulin gehemmt wird, kann es laut Buchinger-Kähler durchaus helfen, eine Weile nichts essen.
Heilfasten ist gut für die Seele
Der Gründer der Fastenklinik in Bad Pyrmont Dr. Otto Buchinger war der Erste, der die seelische Dimension des Fastens stark betonte, wie auf der Webseite der Klinik berichtet. Das Heilfasten sei für viele Menschen eine beliebte Methode, dem Stress des Alltags zu entfliehen, die Seele baumeln zu lassen und Kraft zu tanken. Neben einem besseren Körpergefühl und mehr Leistungsfähigkeit sei eine häufige Folge mehr Lebensfreude. Doch eines sei Heilfasten nicht: Eine Abnehmkur. Zwar verringere sich im Laufe des Fastens das Gewicht, dies sollte aber nicht als Hauptziel verstanden werden. Vielmehr liege der Fokus beim Heilfasten auf der Entwicklung eines achtsamen Umgangs mit sich selbst und dem eigenen Körper.
Vielfältige Anwendungsgebiete
Die Anwendungsgebiete beim Heilfasten sind vielfältig und können sowohl bei chronischen als auch bei akuten Krankheiten eingesetzt werden. So konnten in der Fastenklinik unter anderem schon Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Hautkrankheiten, Krankheiten des Verdauungssystems oder Atemwegserkrankungen erfolgreich behandelt werden. Auch psychische Erkrankungen wie Erschöpfungszustände und einfache psychosomatische Störungen lassen sich oftmals durch Heilfasten beheben. Die Behandlungen werden dabei teilweise von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Frühere Studien an Tieren zeigten eindrucksvolle Ergebnisse
Modellversuche bei Tieren haben in früheren Studien bereits erstaunliche Ergebnisse geliefert. Fastende Mäuse konnten ihre Lebenserwartung um bis zu 30 Prozent erhöhen. Bei Würmern waren die Ergebnisse sogar noch ausgeprägter. Außerdem zeigte sich eine erhöhte kognitive Leistungsfähigkeit bei einigen fastenden Tieren. Jedoch lassen sich viele Effekte des Fastens bisher nur bei Mäusen und Ratten nachweisen.
Entschlackt Heilfasten?
Einige Experten, wie beispielsweise der Ernährungsmediziner und Diabetologe Prof. Andreas Pfeiffer, halten nicht viel von dem Entschlackungseffekt beim Fasten. Auch nach Auffassung der DGE gibt es Schlacken nicht. Eine Radikalkur ist laut der DGE keine geeignete Maßnahme, um Gewicht zu verlieren. Viel mehr wird der psychologische Effekte hervorgehoben. Menschen, die fasten, setzen sich mit ihrem Körper, ihrer Gesundheit und ihrer Ernährung auseinander. Doch Senioren, Schwangere, Stillende oder Kinder sollten sich nicht einfach so einer Entgiftungsdiät aussetzen, mahnen die Experten. Allem vorweg empfiehlt die DGE, zunächst auf Alkohol und Nikotin zu verzichten. Für die meisten sei das schon Detox genug. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.