Das Smartphone als medizinisches Hilfsmittel bei Depressionen?
Smartphones und Messengerdienste wie WhatsApp sind längst aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das Handy hat sich im Bereich Kommunikation und Unterhaltung schon fest integriert. Auch der Bereich Gesundheit ist grundsätzlich nichts Neues für das Allzweck-Wunder. Apps, die mithilfe von Uhren oder Kleidung verschiedene Körperfunktionen überwachen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch Forscher an der Universität Tübingen gehen noch einen Schritt weiter, denn bald soll das Smartphone auch Aussagen über die psychische Verfassung des Benutzers treffen können und sogar Depressionen frühzeitig erkennen.
What’s up?-Studie für WhatsApp
Der Diplom Psychologe Stefan Lüttke von der Universität Tübingen startet ab April 2018 ein ungewöhnliches Projekt. Es handelt sich um die Entwicklung einer mobilen App, die depressive Störungen im Kinder- und Jugendalter frühzeitig erkennen kann. Im ersten Schritt soll die App Chatprotokolle von WhatsApp auswerten und diese auf Veränderungen des Sprachgebrauchs und der Benutzung von Emojis untersuchen. Denn es ist schon aus früheren Forschungen bekannt, dass Menschen in einer depressiven Phase ihr Schreibverhalten ändern und beispielsweise mehr negative Wörter verwenden.
Ambitionierte Ziele
Das Ziel dieser langfristig angelegten Studie ist die Entwicklung eines Frühwarn- und Support-Systems für depressive Störungen im Kinder- und Jugendalter. Die mobile App soll verschiedene psychologische Daten und Änderungen im Verhalten des Benutzers auswerten. Die Erfassung dieser Informationen soll durch körpernahe Endgeräte, wie zum Beispiel intelligente Uhren oder Kleidung oder das Handy selbst erfolgen. Das daraus resultierende Ergebnis soll dann auch für therapeutische oder vorbeugende Maßnahmen nutzbar sein, indem das Smartphone beispielsweise Interventionsvorschläge für den Nutzer anzeigt.
Warum ist eine frühe Erkennung von Depressionen wichtig?
Kinder und Jugendlich, die schon mal eine Depression hatten, erleiden in circa 70 Prozent der Fälle innerhalb von zwei bis sieben Jahren einen weiteren Rückfall, berichtet Stefan Lüttke in dem Vorstellungsfilm des Projekts. Zwei Drittel der Erkrankten entwickeln laut Lüttke sogar eine chronische Depression und erleiden immer wieder Rückfälle. Deshalb sei es sehr wichtig, depressive Störungen besonders früh zu erkennen und einzugreifen.
Studie soll durch Crowdfunding finanziert werden
Die What’s up?-Studie befindet sich im Moment noch in der Planung der Finanzierung. Diese soll durch Crowdfunding realisiert werden. Bis zum vierten Februar 2018 sollen mindestens 5000 Euro gesammelt werden, damit die Studie starten kann. Bisher ist das Realisierungsziel noch nicht erfüllt. Wer die Studie unterstützen möchte, kann dies auf der Crowdfundige-Seite des Projekts tun. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.