Weltkarieskongress: Weniger Karies bei Kindern
03.07.2014
Heute beginnt der Weltkarieskongress in Greifswald, zu dem etwa 300 Kariesforscher aus 35 Ländern erwartet werden. Die Mediziner wollen bis Samstag über Diagnoseverfahren und die Behandlung von Karies diskutieren, wobei auch alternative Behandlungskonzepte thematisiert werden sollen. Einen Schwerpunkt soll zudem die Zahngesundheit von Kindern bilden. Während die Karieswerte in den meisten Industrieländern zurückgehen, steigen sie in vielen Schwellenländern. Grund sei der erhöhte Zuckerkonsum durch den zunehmenden Reichtum. Gleichzeit fehle es aber Vorsorgesystemen zur Kariesprophylaxe, erläutert der Greifswalder Zahnmediziner und Tagungsleiter Prof. Dr. Christian Splieth.
Deutlicher Rückgang von Karies in den Industrieländern
„Es ehrt Greifswald vor Brüssel und Athen jetzt Ausrichter dieser Tagung zu sein“, wird Splieth vom Internetportal „arzt-aspekte.de“ zitiert. „Vielleicht ist dies auch eine Anerkennung für überdurchschnittlich gute Karieswerte, die wir als Kinderzahnärzte in Greifswald mit skandinavischen Präventionskonzepten erzielen konnten.“
In den Industrieländern hätten Kinder insgesamt gesündere Zähne als noch vor einigen Jahren. Dennoch gebe es noch große soziale Unterschiede, so Splieth. Während Jugendliche in den 1980er Jahren noch durchschnittlich sieben kariöse Zähne hatten, sind es heute nur noch 0,7. „Der Kariesrückgang ist eine medizinische Erfolgsgeschichte“, sagte der Zahnmediziner der Nachrichtenagentur „dpa“ mit Blick auf die vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie. In anderen Ländern ist die Entwicklung jedoch weniger positiv. So nimmt die Karies in einigen Schwellenländern und aufsteigenden Industriestaaten sogar zu. „Mit zunehmendem Reichtum steigt in diesen Ländern der Zuckerkonsum", sagte Splieth. An notwendigen Vorsorgesystemen zur Kariesprophylaxe fehle es aber meist. Beispielsweise in Brasilien, Litauen und Polen hätten 12-Jährige durchschnittlich sechs kariöse Zähne.
Gegen Karies vorbeugen durch konsequentes Zähneputzen und Fluoridgaben
Konsequentes Zähneputzen und Flouridgaben sind den Forschern zufolge die Hauptursachen für den Rückgang von Karies in den meisten Industriestaaten. „Seit den 50er und 60er Jahren sind die Ursachen der Karies bekannt", erläutert der Zahnmediziner. Zahnpasta mit Fluorid sei sehr effektiv. „In der Gesellschaft hat sich die Auffassung etabliert, dass man nicht mehr wie früher Oma mit einem Totalgebiss enden muss." Hinzu kämen Prophylaxe in Kindergärten und Schulen sowie beim Zahnarzt. Bei Kindern ab drei Jahren und Jugendlichen zähle die Zahnprävention zu den Kassenleistungen, nicht so jedoch bei den Null- bis Dreijährigen. „Das ist eine politisch gesetzgeberische Lücke, die geschlossen werden muss", so Splieth. „Wir wissen, dass Kinder mit viel Milchzahnkaries auch später mehr Karies im bleibenden Gebiss haben."
Sozialstatus hat Einfluss auf die Zahngesundheit von Jugendlichen
Wie die vierte deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt, spiegelt sich die Zahngesundheit noch immer am Sozialstatus wider. So spielen die Schulbildung sowie der Berufsstatus und das Einkommen der Eltern eine Rolle. Der Untersuchung zufolge haben 15-Jährige mit hohem Sozialstatus im Schnitt 1,4 kariöse Zähne, bei niedrigem Sozialstatus sind es 2,1 Zähne mit Karies. Wie Splieth erläutert, hätten Studien in Greifswald ergeben, dass ein Zahnarzt im öffentlichen Gesundheitssystem und eine Prophylaxehelferin wesentlich zur Reduzierung der Karieswerte beitragen.
„Unser Hauptziel ist, nach dem überzeugenden Kariesrückgang für viele mit den gleichen wissenschaftlich basierten Methoden allen eine Chance auf Gesundheit im Mund zu eröffnen“, so Splieth gegenüber dem Internetportal.
Bild: Claudia Heck / pixelio.de
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