Gesundheitskarte könnte zum Millionengrab werden
28.06.2013
Die elektronische Gesundheitskarte hat bereits hunderte Millionen verschlungen. Ein wirklicher Mehrwert lässt sich jedoch im Vergleich zur alten Versichertenkarte nicht erkennen. Bisher sollen 728 Millionen Euro – ohne Nutzen für die Patienten – investiert worden sein. Die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) machen die Ärzte für das Debakel verantwortlich, die das Projekt hintertreiben würden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wies den Vorwurf indes zurück.
Gesundheitskarte verschlingt Millionen
Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) scheint sich zum Geldgrab zu entwickeln. Es seien hunderte Millionen aus den Beiträgen der Versicherten und Arbeitgeber investiert worden, ohne einen wirklichen Mehrwert im Vergleich zur alten Kranken Versichertenkarte zu erzielen. Das teilt der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands mit. Schuld seien vor allem die Leistungserbringer, die nicht ausreichend kooperieren würden.
Eigentlich sollten über die eGK verschiedene verwaltungstechnische und medizinische Online-Anwendungen nutzbar sein, um den bürokratischen Aufwand zu verringert und beispielsweise Doppelmedikationen zu verhindern. „Daher muss jetzt die erfolgreiche Einführung der ersten Online-Anwendungen, wie des Fachdienstes Versichertenstammdatenmanagement, der Basisfunktion qualifizierte elektronische Signatur für Leistungserbringer sowie weiterer, z. B. medizinischer Anwendungen (Notfalldatenmanagement, Arz-neimitteltherapiesicherheit, elektronische Fallakte, Kommunikation Leistungserbringer), im Interesse der Patienten und Beitragszahler konsequent vorangetrieben werden“, so der GKV-Spitzenverband. Um die geplanten Online-Anwendungen einführen zu können, müssten Leistungserbringer, Krankenkassen, Industrie und Politik eng zusammenarbeiten und der Gesetzgeber strikte Vorgaben für die Ärzte erlassen. „Hierzu gehören insbesondere verbindlich einzuhaltende Termine einschließlich finanzieller Sanktionen, sofern diese Verpflichtungen nicht erfüllt werden." Der einzige Unterschied zur alten Karte ist bislang ein Foto des Versicherten, das vor Missbrauch schützt.
Gesundheitskarte bietet kaum Vorteile für Ärzte
Die KBV wies die Vorwürfe der Kassen indes zurück. „Der GKV-Spitzenverband hat in der Vergangenheit viele sinnvolle Vorschläge der KBV blockiert, etwa die Einrichtung von ‘eKiosken’, bei denen die Versicherten in den Filialen der Krankenkassen ihre Karten an einem Terminal selbst aktualisieren und ihre Daten verwalten können", erklärte Roland Stahl, Pressesprecher der KBV, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
„Die ursprüngliche Intention des Gesetzgebers ist der elektronischen eGK schon lange nicht mehr anzusehen. Sie sollte die Kommunikation verbessern – zwischen Ärzten und Psychotherapeuten, zwischen Praxen und Krankenhäusern sowie mit den Versicherten. Aber das spielt kaum noch eine Rolle. Verflogen ist auch unsere Hoffnung auf einen Bürokratieabbau in den vertragsärztlichen Praxen. Entstanden ist vielmehr eine rein kassenzentrierte Telematikinfrastruktur für Verwaltungsaufgaben wie das Versichertenstammdatenmanagement“, kritisierte Dr. Andreas Köhler, Vorsitzender der KBV, auf der Vertreterversammlung der Körperschaft in Hannover Ende Mai. „Die KBV wird sich weiterhin gegen ein verpflichtendes Versichertenstammdatenmanagement in den Arztpraxen einsetzen und fordert den Gesetzgeber auf, dieses abzuschaffen“, heiß es in einer Mitteilung der Bundesvereinigung. (ag)
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