Katzenhaarallergie: Neuer Behandlungsansatz
Gerötete, tränende Augen, Fließschnupfen, Niesattacken bis hin zu Asthmaanfällen und Atemnot sowie Hautprobleme wie Quaddeln, Ekzeme und Juckreiz: Eine Tierhaarallergie kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Vor allem die Katzenhaarallergie ist weit verbreitet. Ein neuer Behandlungsansatz könnte Betroffenen helfen.
Laut einer aktuellen Mitteilung des Universitätsklinikums Münster (UKM) gehören Katzenhaare weltweit zu den häufigsten Auslösern von Allergien. Ein neuer Ansatz mit Antikörpern gegen diese Atemwegsallergien könnte laut den Fachleuten einen Durchbruch bei der Allergietherapie generell bedeuten.
Allergen vermeiden
Allergischer Schnupfen, Bindehautentzündung und vor allem allergisches Asthma: Um solche Symptome zu vermeiden, wird Katzenallergikerinnen und -allergikern in Deutschland an erster Stelle die Vermeidung des Allergens empfohlen.
Dafür sollten Katzenhalterinnen und -halter, die von einer Katzenallergie betroffen sind, – auch wenn es schwer fällt – die Katze aus ihrer Wohnung verbannen, erklärt die Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. (DHA) in einer Patienteninformation.
Anschließend empfiehlt sich dann eine gründliche Reinigung von Polstermöbeln, Teppichen, Matratzen und ähnlichem Mobiliar, das als Allergenreservoir dienen könnte. Wenn es nicht möglich sein sollte, die Katze wegzugeben, muss auf jeden Fall das Schlafzimmer für das Tier tabu sein.
Zudem sollte versucht werden, die Allergenkonzentration im Haushalt so gering wie möglich zu halten. Das gelingt unter anderem durch häufiges Lüften und Staubsaugen sowie durch spezielle Raumluftfilter, die die Menge der frei fliegenden Allergene in der Atemluft reduzieren.
Darüber hinaus sollte die Katze von einem Nichtallergiker beziehungsweise einer Nichtallergikerin regelmäßig unter freiem Himmel gebürstet und gewaschen werden.
Derzeit nur eine Behandlungsmöglichkeit
Allerdings ist es trotz dieser Maßnahmen und selbst nach der Trennung von der Katze kaum möglich, die Allergene vollständig zu meiden. Ohne angemessene Therapie werden Betroffene die allergischen Beschwerden also nicht loswerden.
Symptome können mit Antihistaminika, Cortison-Nasenspray oder auch Asthmamedikamenten behandelt werden.
Wie es in der Mitteilung des UKM heißt, ist die Allergenspezifische Immuntherapie, landläufig als Hyposensibilisierung bezeichnet, aktuell die einzige Behandlungsmöglichkeit, mit der im Prinzip eine Unempfindlichkeit des Immunsystems gegen einen spezifisches Allergen erzeugt werden kann.
Allerdings setzt die Wirksamkeit zeitversetzt erst einige Monate nach Therapiebeginn ein. Das Immunsystem wird dabei durch die Verabreichung des Allergens zur Produktion von an der Immunabwehr beteiligten Immunglobulinen angeregt.
Schwerwiegende Nebenwirkungen möglich
Weil bei der Allergen-spezifischen Immuntherapie die krankheitsauslösenden Allergene verabreicht werden, können durch die Behandlung in seltenen Fällen insbesondere bei Katzenhaarallergikerinnen und -allergikern mit Asthma schwerwiegende Nebenwirkungen ausgelöst werden.
Die Allergen-spezifische Immuntherapie mit Katzenallergen wird in Deutschland deswegen nur sehr eingeschränkt empfohlen und nur bei wenigen Patientinnen und Patienten durchgeführt. Also wird eine wirksame, nebenwirkungsarme und einfache Allergietherapie gesucht.
„Eine solche Behandlungsmöglichkeit ist jetzt möglicherweise in Sicht“ erklärt Prof. Dr. Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin an der UKM Hautklinik, der im Auftrag der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster an dem Projekt forscht.
„Ein neuer Forschungsansatz setzt darauf, dass Patienten nicht mehr das Allergen selbst, sondern gezielt die gegen das Allergen gerichteten spezifischen IgG-Antikörper gespritzt werden, die künstlich hergestellt werden können. Phase-2- Studien waren hoch erfolgreich, eine einzige Spritze mit diesen Antikörpern konnte die Allergie für einige Wochen regelrecht abschalten. Auch Hauttests zeigten, dass Patienten kaum noch allergisch auf Katzenallergen reagierten“, sagt Brehler.
Neues Therapieprinzip wird getestet
Weltweit steht jetzt die größere Phase 3-Studie an mehr als tausend Patientinnen und Patienten bevor, Münster möchte eines der Zentren sein. „Wenn die Wirksamkeit der Methode in der Studie bestätigt wird, ist das insgesamt ein großer Durchbruch für die Allergietherapie“, meint Brehler.
„Der Therapieversuch mit den künstlich hergestellten Immunglobulinen greift direkt in die Mechanismen der Allergie-Kaskade ein. Noch können wir allerdings nichts über die Langzeitwirkung, also eine möglich lebenslange Unterdrückung der allergischen Reaktion sagen“, so der Allergologe.
Auch eine mögliche Kombination der Immunglobulintherapie mit der Allergen-spezifischen Immuntherapie sei denkbar. Dann würden durch die Immunglobulintherapie Symptome unterdrückt und langfristig anhaltende Effekte könnten durch die Allergen-spezifische Immuntherapie erzielt werden.
Den Angaben zufolge wird das neue Therapieprinzip nicht nur bei Katzenallergie geprüft. Es werden auch Studien mit IgG-Antikörpern, die gegen ein Birkenpollenallergen gerichtet sind, durchgeführt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Münster: Neuer Ansatz gegen Katzenhaar-Allergie, (Abruf: 17.07.2021), Universitätsklinikum Münster
- Deutsche Haut- und Allergiehilfe: Patienteninformation: Katzenallergie, (Abruf: 17.07.2021), Deutsche Haut- und Allergiehilfe
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.