Kaufsucht und Depressionen können in direktem Zusammenhang stehen
24.10.2014
Studienergebnissen zufolge leiden Menschen, die nach einem intensiven Kaufrausch Schamgefühle haben, häufig unter einer psychischen Störung. Deshalb sollten die Betroffenen unbedingt Hilfe bei einem Facharzt suchen, da die Kaufsucht nicht selten mit einer Depression zusammenhängt.
Ausgewiesene Merkmale einer Kaufsucht sind neben Schamgefühlen das Sammeln, Verstecken oder Vergessen der gekauften Waren unmittelbar nach dem Kaufrausch. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) hin. Häufig ginge der Kaufsucht auch mit Depressionen einher. „Fast zwei Drittel unserer Patienten haben eine Depression“, berichtet Privatdozentin Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Andere leiden an zwanghaftem Horten – das dem Messie-Syndrom sehr ähnlich ist. „Der Kaufzwang ist bei diesen Patienten häufig sehr stark ausgeprägt und die Behandlung deshalb besonders schwierig“, erklärt die Psychologin. Demnach ist für Kaufsüchtige nicht der Besitz eines Gegenstandes das Ziel, sondern der Erwerb selber. Das zwanghafte Einkaufen befreie aber nur kurzfristig von diesem Druck: „Der Kaufepisode geht eine Phase der Depression, Anspannung oder Langeweile voraus“, erläutert Müller in einer Pressemitteilung der DGPM.
Kaufzwang weiter keineswegs selten
Außerdem sei zu beobachten, dass "die Kaufsüchtigen bei der Diagnose und dem Antritt einer psychotherapeutischen Behandlung bereits in massiven Schwierigkeiten stecken" würden: „Viele Patienten haben substanzielle soziale, finanzielle und nicht selten auch juristische Probleme, wenn sie sich schließlich in Behandlung begeben“, so Müller. Außerdem geht sie davon aus, dass es sich beim Kaufzwang keineswegs um eine seltene Erkrankung handele. "Etwa 7 Prozent der Bevölkerung seien davon betroffen, wie verschiedene Studien zeigen würden."
Das bestätigt auch Professor Dr. med. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm und Mediensprecher der DGPM: „Die Annahme des Kaufzwangs als psychische Erkrankung ist nicht nur eine Frage der Klassifizierung, viel mehr wird damit eine Verhaltensstörung als solche anerkannt. Das schärft das öffentliche Problembewusstsein und hilft den Betroffenen.“
Eine mögliche Ursache der Kaufsucht sieht Astrid Müller darin, „dass das zwanghafte Kaufen durch grundsätzliche Persönlichkeitsvariablen begründet sein könnte.“ Viele der Patienten wiesen eine ausgesprochen hohe Risikobereitschaft auf, die negative Konsequenzen ausblenden würde.
Als mögliche Behandlung nennt sie eine Verhaltenstherapie, die die Krankheitseinsicht fördert und den Patienten Möglichkeiten aufzeigt, den Kaufdrang zu relativieren und den Kaufrausch zu vermeiden. „Eine Gruppentherapie kann die Kaufsucht effektiv bekämpfen. Daher raten wir Menschen, die eine Zwanghaftigkeit in ihrem Kaufverhalten erkennen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen“, so die DGPM-Expertin. (jp)
Bild: Fritz Zühlke / pixelio.de
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