Kaum Zeit zum Essen- Verzehrfertige Produkte liegen voll Trend
07.10.2013
Ein Rundgang über die weltgrößte Ernährungsmesse „Anguga“ zeigt wie es um die Essgewohnheiten der meisten Menschen bestellt ist. Immer mehr Deutsche essen unterwegs und das meist auch noch in Eile. Vor lauter Terminen und Projekten fehlt im Berufsalltag einfach die Zeit für die Zubereitung von Speisen. Für die Ernährungsindustrie ein Grund mit immer neueren und verzehrfertigen Produkten auf den Markt zu kommen. Da gibt es die Pizza am Stiel, die nur noch in den Toaster gepackt werden muss und nach ein paar Minuten fertig zum Essen ist. Oder Eier – und Fleischsalat, der in Scheibenform produziert wird, gleich passend für Brot und praktisch ohne Messer verwendbar. Wem das nicht ausreicht, kann zum Nachtisch den Apfelstrudel aus dem Becher genießen.
Die sogenannten Convenience-Produkte – gemeint sind Produkte, bei den der Hersteller bestimmte Be- und Verarbeitungsstufen schon vorab übernommen hat- sind nicht neu, aber sie kommen in immer neueren Varianten auf dem Markt. Für den Konsnumforscher Robert Kecskes von der GfK ist schon seit länger bewusst: "Die Menschen essen nicht weniger, sie ernähren sich aber anders als früher", erklärt er vor der offiziellen Eröffnung der "Anuga".
Viele Familien essen Mittags kaum noch zusammen
In vielen Haushalten findet vor allem das gemeinsame Mittagessen nicht mehr statt. Immer mehr Mütter gehen einer Arbeit nach und die Kinder sind in Ganztagsbetreuungen untergebracht. Dies hat zur Folge, dass mehr außer Haus gegessen wird. Fertigprodukte zählen zu den Wachstumstreibern.
Branche sieht wachsendes Qualitätsbewusstsein
Nach einer repräsentativen Studie der GfK im Auftrag de Ernährungsindustrie, haben mehr Kunden gestiegene Qualitätsansprüche. Für ein Viertel spielen immer mehr ethische Kriterien wie Nachhaltigkeit, fairer Handel oder artgerechte Tierhaltung beim Kauf eine entscheidende Rolle. Auch umweltschonende, nachhaltige Produktion und kurze Transportwege sind entscheidend für den Kauf. "Die Leute gehen nicht mehr so stark auf billig", stellt Kecskes fest. Obwohl steigende Armut den Griff nach dem preiswertesten Produkt fördere. Knapp 12 Prozent ihres verfügbaren Einkommens geben die Deutschen für Lebensmittel aus. Vergleicht man diesen Wert mit anderen Länder, ist er eher als gering einzustufen. Insgesamt 6.777 Anbieter aus 98 Ländern bieten ihre Produkte bei der alle zwei Jahre stattfindenden "Anuga" diesmal an. Stark vertreten sind vor allem Bio- und regionale Angebote, fair gehandelte Waren und Neuheiten aus dem Bereich der Spezialernährung, wie etwa laktose – oder zuckerfreie Produkte.
Politik zeigt wenig Interesse
Berichte über Lebensmittelskandale, wie Gammelfleisch, Dioxin-Eier, Pferdefleisch in Fertiglasagne oder Bakterien-Torten, hat so manchem Verbraucher zum umdenken gebracht. Das immer mehr Skandale aufgedeckt werden, hat auch mit den gestiegenen Qualitätsansprüchen kritischer Konsumenten zu tun, glaubt Christoph Minhoff, Geschäftsführer des Ernährungsindustrieverbands BVE. "Das Vertrauen in Lebensmittel ist seit Jahren ungebrochen stark." Die Messe dient der Ernährungsindustrie auch dafür, dass technisches Know-How, die Produktionsmethoden und die Konzepte für die Zukunft anzupreisen. Eigentlich ein idealer Ort für die Politik um über Lebensmittelqualität und die Versorgung von morgen zu diskutieren. Doch die lässt sich nicht blicken. Die Politik mache um die international wichtige Plattform "Anuga" einen Bogen, kritisiert Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer der Lebensmittelwirtschaft. (fr)
Bild: Thommy Weiss / pixelio.de
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