Krankenkassen kündigen zentralen Impfstoff-Liefervertrag
11.10.2012
In Schleswig-Holstein und Hamburg wollen die Krankenkassen offenbar den Vertrag zur zentralen Lieferung von Grippeimpfstoff mit dem Pharmahersteller Novartis auflösen. Laut Berichten des Senders „NDR 1 Welle Nord“ kommt der Pharmakonzern mit der Lieferung der benötigten Impfstoffdosen nicht hinterher.
Eigentlich wollten die Krankenkassen durch die Ausschreibung der zentralen Grippeimpfstoff-Lieferung ihre Kosten deutlich reduzieren. Doch nun könnte die Versorgung mit den Impfmitteln gegen Influenza am Ende teurer werden, als zuvor. Denn das Pharmaunternehmen Novartis, welches die Ausschreibung gewonnen hatte, kann offenbar nicht die benötigte Menge Impfstoff liefern. Impfmittel seien Mangelware, weshalb ab heute der Markt für Grippeimpfstoffe in Schleswig-Holstein und Hamburg wieder freigegeben werden soll. Es „laufen alle juristischen und vergaberechtlichen Vorbereitungen, um aus dem Vertrag mit dem Pharmahersteller Novartis aussteigen zu können“, berichtet „NDR 1 Welle Nord“.
Grippeimpfstoff als Mangelware?
In Schleswig-Holstein und Hamburg besteht laut Informationen des Radiosenders ein deutlich höherer Bedarf nach dem Grippeimpfstoff als bislang von dem Pharmahersteller Novartis bedient werden kann. Nicht alle Patienten, die sich zum Herbstbeginn eine Grippeimpfung verabreichen lassen wollen, können versorgt werden. Daher planen die Krankenkassen, die zentrale Lieferung nun wieder zu beenden und den Markt auch für Impfstoffe weiterer Hersteller freizugeben. Die Ärzte könnten somit auf andere Impfstoffe zurückgreifen und würden hierfür eine entsprechende Kostenerstattung von den Krankenkassen erhalten. Allerdings sind die Grippeimpfstoffe derzeit generell Mangelware. Denn die übrigen Pharmahersteller produzierten nur geringere Mengen der Impfdosen, nachdem Novartis die Ausschreibung zur zentralen Lieferung des Grippeimpfstoffs gewonnen hatte. So ist die Versorgung mit Grippeimpfstoffen derzeit durchaus kritisch. Erschwert werde sie auch durch die Tatsache, dass Bayern bereits versucht, auf dem Markt etwa 1,9 Millionen Impfdosen zu bekommen, so die Mitteilung des „NDR“.
Erforderliche Anzahl der Impfdosen schwer abzuschätzen
Die Festlegung der richtigen Bestellmenge von Impfdosen gegen Influenza ist äußerst schwierig, nicht zuletzt da auch der saisonale Verlauf der Influenza hier einen wesentlichen Einfluss hat. Es bleibt schwer abzuschätzen, wie viele Menschen tatsächliche eine Grippeimpfung nachfragen. Dies hatte sich auch im Jahr 2009 gezeigt, als im Zuge der Schweinegrippe auf die Schnelle Millionen Impfdosen geordert wurden, von denen jedoch nur ein Bruchteil zum Einsatz kam. Nun ist die Situation jedoch genau umgekehrt. Die Nachfrage übersteigt schlichtweg die verfügbaren Impfstoffdosen. Zwar könnten die Ärzte hier auf den weiterhin verfügbaren Impfstoff „Optaflu“ ausweichen, dieser werde aufgrund des Verdachts einer krebserregenden Wirkung von vielen Patienten jedoch abgelehnt, berichtet der „NDR“.
Ausschreibung der zentralen Impfstofflieferung ohne erhofften Erfolg
Die mangelnde Verfügbarkeit der Grippeimpfstoffe wird die Kosten der Krankenkassen vermutlich deutlich in die Höhe treiben. Zur Zeit werde hinter den Kulissen versucht, trotz der Lieferprobleme eine ausreichende Menge an Grippeimpfstoff zu organisieren, so die Mitteilung des „NDR“. Die Impfdosen werden jedoch mit Sicherheit um einiges teurer, als in dem Angebot, mit dem Novartis die Ausschreibung zur zentralen Lieferung der Grippemittel gewonnen hatte. Das wesentliche Ziel der Ausschreibung und zentralen Bestellung des Grippeimpfstoffs – nämlich die Kostenreduzierung – sei damit spektakulär gescheitert, so das Fazit des „NDR“. (fp)
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