Urologen raten von PSA-Test als Screening-Untersuchung für Prostatakrebs ab
03.09.2013
Immer wieder diskutieren Urologen über den Nutzen von PSA-Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs. Einige Experten und Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) warnen sogar davor, den Bluttest wie die Mammographie beim Brustkrebsscreening einzusetzen, denn die Untersuchung kann einerseits zwar Leben retten, aber andererseits auch fatale Fehlalarme auslösen. Entsprechende Langzeit-Studien, die eine Schaden-Nutzen-Betrachtung des PSA-Tests zuließen, laufen derzeit. Abschließende Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor. Professor Michael Stöckle, Präsident der DGU, sprach vor dem Jahreskongress der Gesellschaft mit der Nachrichtenagentur „dpa“ über die Vorteile und Risiken eines PSA-Screenings.
Erhöhter Wert beim PSA-Test kann auf Prostatakrebs, aber auch auf gutartige Veränderungen hinweisen
Mit dem sogenannten PSA-Test wird die Konzentration des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut nachgewiesen. Je höher der PSA-Wert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Veränderung beziehungsweise Erkrankung der Prostata. Dabei müssen jedoch gutartige und bösartige Veränderungen des Organs unterschieden werden. So kann ein hoher PSA-Wert unter anderem auf Krebs oder eine Entzündung, aber genauso lediglich auf eine gutartige Vergrößerung der Prostata hinweisen. In dieser Ungenauigkeit des PSA-Tests sehen viele Experten das Problem. Wird diese Untersuchung als Screening-Methode, also als eine Art Reihenuntersuchung zur Prostatakrebsvorsorge für Männer einer bestimmten Altersgruppe eingeführt, könnten dabei nicht nur das Risiko für bösartige Tumore im Organ sowie mögliche Frühstadien erkannt werden, sondern zudem auch fatale Fehlalarme ausgelöst werden, die in einer Überdiagnostik und letztlich Übertherapie münden könnten. Die Ergebnisse von Langzeitstudien zur Schaden-Nutzen-Betrachtung stehen derzeit noch aus. Auch die DGU steht der Einführung des PSA-Tests als Screening-Maßnahme kritisch gegenüber.
„Wie bei jedem Früherkennungsprogramm werden Befunde und Krankheitsstadien entdeckt und oft behandelt, deren Nichtentdeckung und Nichtbehandlung den Betroffenen nicht geschadet hätten. In der Folge kann es auch beim PSA-Test zu Überdiagnostik und Übertherapie kommen. Deren tatsächliches Ausmaß wird aber erst die endgültige Auswertung der europäischen PSA-Screening-Studie (ERSPC) zeigen. In der Öffentlichkeit werden jedoch immer wieder Zwischenergebnisse als vermeintliche Endergebnisse präsentiert – und sorgen für hitzige Kontroversen um den PSA-Test“, erläutert Professor Michael Stöckle von der DGU gegenüber der Nachrichtenagentur.
PSA-Test kann bei derzeitiger Studienlage nicht als Massenscreening empfohlen werden
Seit Einführung des PSA-Tests in den USA sei die Sterberate bei Prostatakrebs dort jedoch um 35 Prozent gesunken und „die Häufigkeit metastasierter Prostatakarzinome sogar um 50 Prozent. Für die USA gibt es seriöse Hochrechnungen, wonach sie sich bei einer Abschaffung des Tests innerhalb von zehn Jahren verdreifachen würde“, ergänzt der Experte. Auch in Deutschland sei die Zahl der Todesfälle in den letzten Jahren gesunken. Dennoch gebe es die derzeitige Studienlage noch nicht her, ein Massenscreening wie bei der Brustkrebsvorsorge mit dem PSA-Test zu empfehlen. Die DGU spreche sich vielmehr für eine „bestmögliche Aufklärung früherkennungsinteressierter Männer und auch der Öffentlichkeit über Vor- und Nachteile“ aus. „Derzeit sollte jeder Mann selbst entscheiden, ob er einen PSA-Test macht. Das persönliche Erkrankungsrisiko, Lebensalter und geschätzte Lebenserwartung sollten dabei immer berücksichtigt werden. Vor allem Männer, deren Angehörige bereits in sehr jungem Alter erkrankt sind, haben ein vier- bis fünffach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Familiäre Prostatakarzinome treten nämlich ungefähr zehn Jahre früher auf als sporadische“, erklärt Stöckle und rät dazu, den PSA-Test wie ein hochwirksames Medikament zu betrachten, „wohldosiert segensreich, aber falsch eingesetzt kann es schädlich sein“.
Obwohl sich die DGU aufgrund der derzeitigen Studienlage gegen den Einsatz des PSA-Tests zur Screeninguntersuchung gegen Prostatakrebs ausspricht, weist die DGU-Pressesprecherin Professor Sabine Kliesch in einer Pressemitteilung anlässlich des bevorstehenden Kongresses darauf hin, dass „der generalisierte Vorwurf, die Urologen gingen unkritisch mit dem PSA-Test und der Gefahr der Übertherapie um“ nichts mit der Realität zu tun habe. So beinhalte die interdisziplinäre Leitliene S3 genaue Instruktionen, wann und unter welchen Umständen der PSA-Test zum Einsatz kommen solle sowie vier Behandlungsoptionen des lokal begrenzten Prostatakarzinoms und weise zudem ausdrücklich auf die Aufklärungspflicht des Arztes hin. (ag)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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