Mediziner geben keine Entwarnung bei dem Vogelgrippe-Virus H7N9
09.04.2013
Das bislang eher unbekannte Vogelgrippe-Virus H7N9 hat in China bislang sieben Menschen das Leben gekostet. Weitere Infektionen wurden bestätigt, mittlerweile sind es schon 24 Patienten. Chinesische Behörden und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geben eine Einschätzung der Lage ab.
Was bedeutet H7N9?
Das neue Vogelgrippe-Virus wird "A(H7N9)" genannt, dabei steht das A für den Grippetyp A. Die Eiweiße der Virus-Hülle (Hämagglutinin und Neuraminidase), von denen es verschiedene Strukturen gibt, werden mit H und N abgekürzt. Normalerweise findet eine Ansteckung mit diesen Viren-Kombinationen bei Vögeln statt. Infektionen aus der Unter-Gruppe H7 wurden zwar auch schon bei Menschen festgestellt, allerdings nicht in der Kombination mit N9. Diese Variante, die in den letzten Tagen in China gehäuft festgestellt wurde, war bei Menschen bislang nicht aufgetreten.
Ansteckungsmöglichkeiten
Noch konnte nicht genau festgestellt werden, wie sich die Betroffenen angesteckt haben, da die Quelle für die Infektionen noch unbekannt ist. Das Virus wurde in verschiedenen Vögeln nachgewiesen: im chinesischen Shanghai in Tauben und in anderen Städten in Wachteln. Ein Großteil der Bevölkerung Chinas ist Landbevölkerung, die auch oft mit verschiedenen Tieren in Kontakt kommt. Auf chinesischen Märkten gibt es oft diverse lebendige Vögel zu kaufen. Bei einigen der infizierten Patienten gilt ein enger Kontakt zu Tieren als sicher. Über bisher bekannt gewordene Fälle gibt eine spezielle Internetseite der WHO Auskunft.
Welche Gefahr birgt das neue Virus?
Grundsätzlich besteht theoretisch bei jedem Grippevirus eines Tieres, welches auch Menschen infizieren kann, ein Pandemie-Risiko. Damit ist eine länder- oder kontinentübergreifende Ausbreitung einer Krankheit gemeint. Tier-Influenza-Viren haben jedoch auch trotz einzelner Nachweise bei Menschen noch nicht zu einer Pandemie geführt. Deshalb aber davon auszugehen, dass sie ungefährlich sind, wäre falsch und die entstandene Angst ist durchaus verständlich. So gibt es zum Beispiel seit 2003 mehr als 600 Menschen, die sich mit dem Vogelgrippe-Erreger H5N1 infizierten. Es kam zu 371 Todesfällen. Noch ist unklar ob durch H7N9 eine Pandemie ausgelöst werden könnte. Sollte es aber einen Nachweis für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung geben, würde das Risiko in die Höhe schnellen. Allerdings gibt es laut chinesischer Behörden dafür keinen Beleg.
Besteht eine Gefahr bei China-Reisen?
Es gibt bislang nur wenig bestätigte Infektionen und die Weltgesundheitsorganisation hat keine Reise-Beschränkungen ausgesprochen. Trotzdem kommt es bei chinesischen Fluggesellschaften bereits zu deutlichen Rückgängen der Passagierzahlen in die betroffenen Städte. Da es auch keinerlei Hinweise auf mögliche Zusammenhänge chinesischer Produkte mit den Krankheitsfällen gibt, rät die WHO auch nicht zu Handelsbeschränkungen.
Bislang keine Gegenimpfung
Über das Beschwerdebild der Patienten gibt es auch heute noch wenig Informationen. Bekannt ist, dass es bei den meisten Infizierten zu einer schweren Lungenentzündung kam. Normalerweise kann man eine Grippe vom Typ A mit Medikamenten ( Neuraminidase-Hemmer) behandeln. Es gibt auch Belege, dass diese in einem frühen Stadium von zum Beispiel A(H5N1)-Infektionen wirken. Für die Virenkombination H7N9 gibt es aber noch keine Erkenntnisse, ob solche Medikamente Wirkung zeigen. Es gibt auch bislang keine Impfung gegen das Virus.
Informationen der Weltgesundheitsbehörde
Werden den chinesischen Behörden Personen mit verdächtigen Grippe-Symptomen gemeldet und bestätigt sich die Infektion, so werden auch Kontakt-Personen getestet und überwacht. In China ist der Verkauf und Handel mit Vögeln stark eingeschränkt oder verboten worden, es wurden auch Märkte geschlossen und tausende Tiere vorsorglich gekeult. Laut WHO ist es aber ungefährlich, gut durchgegartes Fleisch gesunder Vögel zu essen, da bei Temperaturen von über 70 Grad Celsius Grippeviren normalerweise nicht überleben. Es wird aber von dem Verzehr von kranken Tieren und auch dem direkten Kontakt mit Tieren auf Märkten gewarnt. In einigen Städten Chinas wurden Krankenhäuser in Alarmbereitschaft versetzt und darauf hingewiesen, nötige Medikamente in großen Mengen zu lagern. Bislang gibt es in Deutschland keine bekannten Fälle von Infizierten. Die weitere Entwicklung muss genau beobachtet werden, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen. Die Weltgesundheitsbehörde gibt über eine Internetseite detailliert Auskunft über das Vogelgrippe-Virus. (ad)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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