Auch die psychische Gesundheit kann von einer ketogenen Ernährung profitieren und bei schweren psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder bipolaren Störungen erscheinen entsprechende Ernährungsinterventionen als vielversprechende ergänzende Behandlungsoption.
Ein US-Forschungsteam der Stanford Medicine, des Duke University Medical Center, der University of California-San Francisco und der School of Nursing an der University of Michigan hat in einer Pilotstudie die Wirkung der ketogenen Diät bei Personen mit Schizophrenie oder bipolarer Störung untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Psychiatry Research“ veröffentlicht.
Antipsychotika ein zweischneidiges Schwert
Für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder bipolarer Störung kann die Standardbehandlung mit Antipsychotika ein zweischneidiges Schwert sein, erläutern die Forschenden.
Zwar helfen diese Medikamente dabei, die Gehirnchemie zu regulieren, doch verursachen sie häufig metabolische Nebenwirkungen wie Insulinresistenz und Fettleibigkeit, die so belastend sind, dass viele Betroffene die Einnahme der Medikamente abbrechen, so die Fachleute weiter.
Eine ketogene Ernährung kann bekanntermaßen positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben und auch positive neurologische Effekte mit sich bringen.
Beispielsweise hat sich die ketogene Diät bei behandlungsresistenten epileptischen Anfällen als wirksam erwiesen, indem sie die Erregbarkeit von Neuronen im Gehirn verringert, berichtet die Studienautorin Dr. Shebani Sethi.
„Wir dachten daher, es wäre lohnenswert, diese Behandlung bei psychiatrischen Erkrankungen zu untersuchen“, so Sethi weiter.
Pilotstudie mit 21 Teilnehmenden
In der viermonatigen Pilotstudie mit 21 erwachsene Teilnehmenden, bei denen Schizophrenie oder bipolare Störung diagnostiziert wurde, die Antipsychotika einnahmen und eine Stoffwechselstörung aufwiesen, überprüften die Forschenden die Wirkung der ketogenen Diät.
Die Teilnehmenden wurden angewiesen, eine ketogene Diät einzuhalten, bei der etwa zehn Prozent der Kalorien aus Kohlenhydraten, 30 Prozent aus Eiweiß und 60 Prozent aus Fett stammten. Jedoch durften sie beliebig viele Kalorien aufnehmen.
Das Forschungsteam ermittelte durch wöchentliche Messungen des Keton-Spiegels im Blut, wie gut die Teilnehmenden ihre Diät befolgten. Zudem wurden während der gesamten Studie verschiedenen psychiatrischen und metabolischen Untersuchungen durchgeführt.
Am Ende des Versuchs waren 14 Teilnehmende vollständig therapietreu, sechs waren semi-adhärent und nur einer war nicht therapietreu, berichten die Forschenden.
Deutliche positive Effekte
Während vor der Studie 29 Prozent der Teilnehmenden die Kriterien für ein metabolisches Syndrom erfüllten, hatte nach vier Monaten ketogener Diät keiner der Teilnehmenden mehr ein metabolisches Syndrom, so die Fachleute weiter.
Im Durchschnitt verloren die Teilnehmenden laut den Forschenden zehn Prozent ihres Körpergewichts, reduzierten ihren Taillenumfang um elf Prozent und verzeichneten eine signifikante Senkung des Body-Mass-Index, des Blutdrucks, der Triglyceride, des Blutzuckerspiegels und der Insulinresistenz.
„Selbst wenn Sie Antipsychotika einnehmen, können wir die Fettleibigkeit, das metabolische Syndrom und die Insulinresistenz rückgängig machen. Ich denke, das ist für die Betroffenen sehr ermutigend“, betont Dr. Sethi.
Verbessertes psychisches Wohlbefinden
Auffallend seien auch die psychiatrischen Vorteile gewesen. Die Bewertung anhand des „Clinical Global Impressions Scale“ habe im Durchschnitt eine Verbesserung um 31 Prozent bei den Teilnehmenden mit ketogener Diät ergeben, wobei drei Viertel der Gruppe eine klinisch bedeutsame Verbesserung zeigten, erläutern die Forschenden.
Nicht zuletzt berichteten die Teilnehmenden auch über einen besserem Schlaf und größerer Lebensqualität und sie fühlten sich gesünder und hoffnungsvoller, so Dr. Sethi.
Zudem sei ein größerer Nutzen bei der adhärenten Gruppe im Vergleich zur semi-adhärenten Gruppe feststellbar gewesen, was auf eine mögliche Dosis-Wirkungs-Relation hindeutete.
Insgesamt legen die veröffentlichten Ergebnisse nahe, dass eine diätetische Intervention eine wirksame Hilfe bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen sein kann, so das Fazit des Forschungsteams. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Shebani Sethi, Diane Wakeham, Terrance Ketter, Farnaz Hooshmand, Julia Bjornstad, Blair Richards, Eric Westman, Ronald M. Krauss, Laura Saslow: Ketogenic Diet Intervention on Metabolic and Psychiatric Health in Bipolar and Schizophrenia: A Pilot Trial; in: Psychiatry Research (veröffentlicht 20.03.2024), sciencedirect.com
- Stanford Medicine: Pilot study shows ketogenic diet improves severe mental illness (veröffentlicht 01.04.2024), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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