Wirkung der ketogenen Ernährung bei Krebs
Eine ketogene Ernährung kann die Wirksamkeit der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs erheblich verbessern. In einer Studie zeigte sich, dass diese Form der Ernährung in Kombination mit einer Chemotherapie die Überlebenszeit bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verdreifachen kann.
In einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten des Ludwig Institute for Cancer Research wurde festgestellt, dass eine ketogene Ernährung zusammen mit einer Chemotherapie die Überlebenszeit von Mäusen mit einem duktalen Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse (PDAC) verdreifachen kann, verglichen mit einer alleinigen Chemotherapie.
Die in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Med“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen:
- Ketogene Ernährung kann Chemotherapien zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs unterstützen.
- Ketose bewirkt, dass Tumore Glukoseverbrauch unterdrücken und Verbrauch von 3-Hydroxybutyrat induzieren.
- Therapeutischer Nutzen korreliert mit erhöhtem NADH/NAD-Verhältnis im Tumor.
- Überlebensvorteil bei Mäusen durch eine Chemotherapie fällt bei ketogener Ernährung etwa dreifach höher aus.
Was nimmt man bei der ketogenen Ernährung zu sich?
Die ketogene Ernährung umfasst einen hohen Anteil an Fett, einen mäßigen Anteil an Eiweiß und nur sehr wenig Kohlenhydrate. Die Fachleute untersuchten, wie sich diese Form der Ernährung auf die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs auswirkt und wie sie den Stoffwechsel von PDAC-Tumoren beeinflusst.
Fortschritte im Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
„In den letzten zwei Jahrzehnten hat es echte Fortschritte bei der Bekämpfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs gegeben“, berichtet Studienautor Professor Joshua Rabinowitz von der Princeton University in einer Pressemitteilung.
Nutzen von Chemotherapie lediglich von kurzer Dauer
Das Problem sei, dass sich bei einer Reihe von erkrankten Personen die Tumore zwar stabilisieren oder schrumpfen, der Nutzen der Chemotherapie aber nur von kurzer Dauer bleibe. Die verlängerte Lebenszeit beträgt oft nur einige Monate oder ein Jahr und leider können nur selten mehr als drei Jahre erzielt werden, erläutert der Experte.
Fasten gegen Krebs
Es gibt Erkenntnisse, welche darauf hindeuten, dass Fasten oder eine Ernährung, welche in ihrer metabolischen Wirkung dem Fasten ähnelt, die Therapie für eine Reihe von Krebsarten verbessern könnten, berichtet das Team.
Ketogenen Ernährung senkt Glukose und Insulin
Die ketogene Ernährung ahme das Fasten nach, indem sie die zirkulierende Glukose reduziert und den Insulinspiegel senkt.
Insulin fördere das Krebswachstums, vor allem bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse. Von Glukose ist bekannt, dass sie als ein wichtiger Brennstoff für die Vermehrung von Krebszellen fungiert, so die Forschenden.
Studien unter Beteiligung von Professor Rabinowitzhatten bereits gezeigt, dass PDAC-Tumore trotz ihres aggressiven Wachstums zu wenig Glukose aufnehmen. Dies deutet nach Ansicht der Fachleute darauf hin, dass die Tumore anfällig für einen zusätzlichen Glukoseentzug sein könnten.
In der aktuellen Studie wurden Mäuse so manipuliert, dass sie ein PDAC entwickelten oder den Tieren wurden Tumore implantiert, welche denen von Menschen ähnelten. Die Mäuse bekamen dann normale, kohlenhydratreiche Nahrung oder sie wurden ketogen ernährt.
Zusätzlich wurden die Mäuse mit eine Standardkombination von Chemotherapien – Nab-Paclitaxel (Abraxane), Gemcitabin und Cisplatin – behandelt, berichten die Fachleute.
Kombination von ketogener Ernährung und Chemotherapie
Es zeigte sich, dass eine alleinige ketogene Ernährung das Tumorwachstum nicht beeinflusst. Wurde sie allerdings mit einer Chemotherapie kombiniert, verdreifachte sie die mediane Überlebenszeit. Dabei überlebten nur Mäuse mit intaktem Immunsystem über eine lange Zeit.
„Wir wissen, dass Glukose ein wichtiger Krebsbrennstoff und Insulin ein krebsförderndes Hormon ist, und dass die ketogene Ernährung in einem Zug beides verringert”, erläutert Rabinowitz.
Ketogene Ernährung senkt Glukosespiegel im Tumor
Die Fachleute untersuchten auch, wie sich die Kombinationstherapie auf den Tumorstoffwechsel auswirkt. Dabei stellen sie fest, dass eine ketogene Ernährung den Glukosespiegel im Tumor stärker senkt als im gesunden Gewebe und dass sie den Insulinspiegel drastisch unterdrückt.
Durch Zuckerentzug zwingt die ketogene Ernährung den Körper Fette abzubauen, um Moleküle zu erzeugen, welche als Ketonkörper bekannt sind. Diese können von Zellen zur Energiegewinnung verbrannt werden, erklären die Fachleute. Das wichtigste dieser Moleküle ist 3-Hydroxybutyrat.
„Uns ist aufgefallen, dass 3-Hydroxybutyrat wie ein überladener Brennstoff wirkt, der Elektronen in die Zellen schleust, und Tumorzellen sind aus anderen Gründen so verdrahtet, dass sie diesen Brennstoff besonders gut aufnehmen können“, erläutert Professor Rabinowitz.
Zu viel dieses überladenen Brennstoffes kann allerdings giftig für Krebs sein, fügt der Experte hinzu.
ROS tötet Krebszellen
Solch ein Überschuss an Elektronen führt zur Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), extrem instabiler Moleküle, die auch bei der Chemotherapie entstehen. ROS töten Krebszellen durch eine Schädigung der DNA, der Membranen und anderen Zellbestandteilen. Die Fachleute nehmen an, dass dies die antitumorale Wirkung der Chemotherapie verstärken könnte.
„Ich denke, das Spannendste an dieser Studie ist, dass wir Chemotherapien, von denen wir wissen, dass sie wirksam sind und die den Patienten in der Klinik derzeit die besten Chancen bieten, zumindest bei Mäusen durch die Kombination mit einer ketogenen Diät wesentlich besser wirken lassen können”, fügt Professor Rabinowitz hinzu.
Es bleibt laut dem Experten zu hoffen, dass die gleichen Vorteile auch beim Menschen erzielt werden können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Lifeng Yang Tara TeSlaa Serina Ng Michel Nofal Lin Wang Taijin Lan, et al.: Ketogenic diet and chemotherapy combine to disrupt pancreatic cancer metabolism and growth; in: Med (veröffentlicht Volume 3, ISSUE 2, P119-136.e8, 11,02.2022), Med
- Ludwig Institute for Cancer Research: Ludwig Princeton preclinical study shows ketogenic diet could enhance pancreatic cancer therapy (veröffentlicht 11.02.2022), Ludwig Institute for Cancer Research
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.