Schulgebäude könnte mit Krebserkrankungen der Kinder in Zusammenhang stehen
08.04.2015
Nachdem bekannt wurde, dass drei Kinder der Klassenstufe vier an Krebs erkrankt sind, sorgen sich viele Eltern um die Gesundheit ihrer Kinder. Mittlerweile ist die Schulleitung eingeschaltet, die sich an den stellvertretenden Bürgermeister Sven Zuber (CDU) gewandt hat. Kurz vor den Osterferien soll detailliert untersucht werden, ob eine mögliche Kontaminierung des Schulgebäudes für die Krebsleiden der Kinder verantwortlich sein könnte. Das Gesundheitsamt, das Umweltamt des Landkreises Spree-Neiße sowie das Landesgesundheitsamt Brandenburg und der Arbeitsmedizinische Dienst seien mit dieser Aufgabe befasst, erklärte Zuber im Gespräch mit der Online-Ausgabe der „Berliner Morgenpost“. Bisher gebe es aber keinen Hinweis darauf, dass die Erkrankungen in irgendeinem Zusammenhang mit der Schule stünden.
Umfassende Untersuchungen sollen klären, ob Schulgebäudes mit Schadstoffen kontaminiert ist
„Wir nehmen die Sorgen der Eltern aber sehr ernst", betonte Zuber. „Momentan gehen wir davon aus, dass es sich um eine unglückliche Häufung handelt. Die Krebserkrankungen der Kinder sind unterschiedlich.“ In einem Elternbrief schreibt der stellvertretende Bürgermeister: „Um die Möglichkeit von gesundheitlichen Einschränkungen auszuschließen, haben wir sofort umfassende Untersuchungen eingeleitet. Dazu zählen unter anderem Raumluftmessungen in den Gebäuden." Die erste Messreihe sei inzwischen durchgeführt worden. In einem Speziallabor werden die Proben Zuber zufolge auf 50 Spurenelemente analysiert.
„Die Nordstadtschule wurde zwischen 2003 und 2005 komplett saniert und gehört zu den bestausgestatteten Schulen in der Region", betont der Vize-Bürgermeister. Der Backsteinbau sei über 100 Jahre alt. Ein Teil des Gebäudes wurde schon 1856 erbaut. Insgesamt sind zwölf Klassenzimmer und drei Fachräume darin untergebracht.
„In den Ferien werden wir weitere Luftuntersuchungen in den Klassenzimmern und in den Kellerräumen vornehmen", so Zuber. Dabei werde auch die Luft am Boden überprüft. Sobald die Ergebnisse vorlägen, würde eine Informationsveranstaltung für die Eltern organisiert. Bis dahin sei eine Hotline bei der Stadtverwaltung unter der Telefonnummer 03562/989 288 für Fragen eingerichtet.
Umweltbelastungen aus DDR-Zeiten könnten mit Krebserkrankungen der Kinder in Zusammenhang stehen
Möglicherweise könnten zudem Umweltbelastungen aus Zeiten der DDR mit den Krebserkrankungen der Kinder in Verbindung stehen. Auch das werde laut Zuber genau untersucht. „Damals gab es in der Stadt eine chemische Reinigung", berichtete der stellvertretende Bürgermeister. Die „Lausitzer Textilreinigung Forst" habe jahrzehntelang leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) als Lösungsmittel eingesetzt. „Der Boden wurde dadurch kontaminiert. Der Grundwasserstrom trägt die Verunreinigungen in die nördliche Innenstadt", so Zuber. Wie der Tagesspiegel berichtete, hatte dies bereits im Jahr 2003 die Sperrung mehrerer Spielplätze in der Stadt zur Folge.
Manche LCKW weisen eine starke Lebergiftigkeit auf und sind zudem krebserregend. Wer den Schadstoffen über einen langen Zeitraum ausgesetzt ist, kann Schäden am zentralen Nervensystem, an Leber und Nieren entwickeln. Die Krebserzeugende Wirkung betrifft meist die Leber, aber auch Nieren-, Lungen-, Brust- und Keimdrüsentumoren sowie Leukämie können auftreten.
„Die Belastung mit LCKW wird überwacht. Die bisher gemessene Belastung liegt aber unterhalb der Grenzwerte“, erklärte der Vize-Bürgermeister weiter. „Umweltexperten zufolge ist eine Gefahr auszuschließen. Wir wollen dies jetzt aber mit Messreihen untersetzen."
Zuber betonte, dass es eine systematische Untersuchung der rund 260 Schüler und Lehrkräfte auf eine mögliche Erkrankung aber zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage kommt. Sollten bei der Luftuntersuchung jedoch entsprechende Funde gemacht werden, würden auch solche Untersuchungen eingeleitet werden. Zuber zufolge könnten nach den Osterferien bereits wesentliche Ergebnisse vorliegen, die dann für mehr Klarheit sorgen. (ag)
>Bild: Helene Souza / pixelio.de
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