Wirkt sich unser häusliches Umfeld auf den Beginn der Pubertät aus?
Die Pubertät ist für viele Jugendliche und deren Eltern sicherlich eine schwierige Zeit. Die Heranwachsenden testen zunehmend ihre Grenzen aus und dies führt oft zu Streitigkeiten und Problemen. Forscher fanden jetzt heraus, dass Kinder aus benachteiligten Haushalten scheinbar früher in die Pubertät kommen. Oft leiden Betroffene im späteren Leben zusätzlich unter einer schlechteren Gesundheit.
Die Wissenschaftler des Murdoch Children’s Research Institute (MCRI) stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Kinder aus benachteiligten Haushalten häufiger frühzeitig in ihre Pubertät kommen. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Pediatrics“.
Immer mehr Kinder kommen frühzeitig in die Pubertät
Wenn Jungen in benachteiligten Haushalten aufwuchsen, hatten sie dadurch eine viermal so großes Wahrscheinlichkeit frühzeitig mit zehn oder elf Jahren in die Pubertät zu kommen. Bei Mädchen war die Wahrscheinlichkeit immerhin noch zwei mal so groß, verglichen mit Mädchen aus normalen Haushalten, erläutern die Experten. Welche Faktoren zu einer frühen Pubertät führen können, wurde in den letzten Jahren verstärkt diskutiert, weil immer mehr Kinder die Pubertät in einem früheren Alter erreichen, als es frühere Generationen taten.
Welche Anzeichen für eine frühzeitige Pubertät gib es?
Die Forscher des Murdoch Children’s Research Institute untersuchten für ihre Studie über 3.700 Kinder. So wollten die Experten feststellen, ob soziale Einflüsse eine Rolle bei der Pubertät spielen. Die Eltern der Teilnehmer wurden gebeten, dass sie eventuelle Anzeichen der Pubertät im Alter von acht bis neun und zehn bis elf Jahren beobachten sollten. Dazu gehören beispielsweise ein Wachstumsschub, das Wachsen von Schamhaaren und Hautveränderungen. Bei Mädchen tritt auch ein Brustwachstum auf und die Menstruation setzt ein. Bei Jungen wird die Stimme tiefer und erste Gesichtshaare wachsen, sagen die Forscher.
Wie stark erhöht eine benachteiligte Kindheit die Wahrscheinlichkeit für eine frühere Pubertät?
Bei den zehn und elf jährigen Teilnehmern wurden etwa 19 Prozent der Jungen und 21 Prozent der Mädchen in die Gruppe der frühzeitigen Pubertät eingestuft. Jungen aus sehr benachteiligten Haushalten hatten ein um das 4,2-fache erhöhtes Risiko frühzeitig in die Pubertät zu kommen. Auch Mädchen hatten durch die gleichen Faktoren eine erhöhtes Risiko, welches etwa doppelt so hoch lag, wie bei Mädchen aus normalen Haushalten, erläutert der Autor Professor Ying Sun.
Ergebnisse der Studie könnten das Leben von vielen Kindern verbessern
Unsere Erkenntnisse sprechen dafür, dass der Zeitpunkt der Pubertät eine Rolle bei der Verbindungen zwischen einer frühen sozialen Benachteiligung und den gesundheitlichen Problemen im Leben spielen kann, fügt der Experte hinzu. Wenn die Forschung das Verständnis dieser Verbindung verbessern kann, können wir potenziell neue Initiativen der öffentlichen Gesundheit schaffen, welche die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Kinder für den Rest ihres Lebens verbessern können, fügen die Mediziner in einer Pressemitteilung hinzu.
Evolutionäre Gründe hinter verfrühter Pubertät bei benachteiligter Kindheit
Die frühzeitige Pubertät könnte aus evolutionären Gründen mit einer benachteiligten Kindheit zusammenhängen. Der festgestellte Effekt könnte Angesichts der Härte (z. B. ökonomischer Benachteiligung, harte physische Umgebung, Abwesenheit eines Vaters usw.) dazu führen, dass Kinder früher mit dem Fortpflanzungsprozess beginnen. So soll wahrscheinlich sichergestellt werden, dass ihre Gene an die nächste Generation weitergegeben werden, sagt Autor Ying Sun.
Auch eine Frühgeburt und Übergewicht können sich auf Beginn der Pubertät auswirken
Wir verstehen die Auslöser für den pubertären Prozess mittlerweile viel besser, berichten die Wissenschaftler. Eine benachteiligte Kindheit führe durch einige Faktoren (einschließlich Frühgeburt und Übergewicht) dazu, dass die frühzeitige Pubertät ausgelöst wird. Es sei sehr wichtig, die Auswirkungen der frühen Pubertät auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen genau zu verstehen, fügt der Autor Professor George Patton hinzu.
Auswirkungen der verfrühten Pubertät
Eine frühe Reife kann bei Mädchen zu emotionalen, sozialen und Verhaltensproblemen während der sogenannten Adoleszenz (letzter Abschnitt des Jugendalters) führen. Diese Probleme schließen beispielsweise depressive Störungen, Substanzstörungen, Essstörungen und eine frühreife Sexualität mit ein, erklärt Professor Patton.
Verständnis von Faktoren für eine frühere pubertäre Reifung ist sehr wichtig
Die frühe Pubertät trägt auch zu Risiken für die Entwicklung von Krebs im Reproduktionstrakt und kardio-metabolischen Erkrankungen im späteren Leben bei. Angesichts der jüngsten Tendenz zur früheren pubertären Reifung in vielen Ländern ist ein klareres Verständnis von Faktoren sehr wichtig, welche das pubertäre Timing beeinflussen, fügt der Autor hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.