Empfehlungen der Stiftung Kindergesundheit zum Zuckerkonsum bei Kindern
Zu viel Zucker macht Kinder dick, Erwachsene krank und Senioren zahnlos, so die Warnung der Stiftung Kindergesundheit. Die hohe Zuckeraufnahme stelle sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen in Deutschland ein großes Problem dar. Gegenmaßnahmen sind laut Aussage der Experten dringend erforderlich.
„Zucker in Süßigkeiten, Süßgetränken und Lebensmitteln macht dick, fördert die Entstehung von Diabetes und schadet den Zähnen“, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Mitteilung. Diese Zusammenhänge seien seit langem durch viele Studien wissenschaftlich bestätigt und durch neue Studien untermauert. Eine Reduzierung der Zuckeraufnahme sei daher dringend geboten. Welches Maß an Süßigkeiten bei Kinder erlaubt ist, bleibt für viele Eltern jedoch schwer abzuschätzen.
Risiken des hohen Zuckerkonsums
Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, betont, dass die hohe Zuckerzufuhr in Deutschland bei Kindern und Erwachsenen ein Riesenproblem ist. Nachweisliche Folgen des hohen Zuckerverzehrs seien Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Karies und „dicke Kinder laufen Gefahr, später an Zivilisationskrankheiten wie hohem Blutdruck, Herz- und Kreislaufleiden und Gicht zu erkranken“, so Professor Koletzko.
Verzicht auf Zucker verbessert die Leberfettwerte
Zuletzt hat laut Angaben der Stiftung Kindergesundheit eine Studie an der Universität Kalifornien in San Francisco gezeigt, dass adipöse (fettleibige) Kinder bei einem Verzicht auf Zucker eine Reduzierung des Anteils an Leberfett, einen Rückgang des Bauchfetts und eine Verringerung der Insulinausschüttung erreichen. Das durchschnittlich Körpergewicht der Teilnehmer sei ebenfalls gesunken und dies alles schon nach nur neun Tage ohne Zucker.
Zucker verursacht massive Zahnbehandlungskosten
In einer anderen Studie mit Daten aus 168 Ländern weltweit machten Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Biotechnology Research and Information Network AG (BRAIN AG) deutlich, dass der Konsum von Zucker eindeutig mit dem Vorkommen von Karies, Parodontitis und als Folge Zahnverlust zusammenhängt. Pro Mehrverzehr von 25 Gramm Zucker pro Person und Tag seien die Zahnbehandlungskosten in Ländern mit hohem Einkommen im Durchschnitt um 75 Euro pro Person und Jahr gestiegen.
Kritik an Propaganda der Zuckerlobby
Bis heute werden die schädlichen Folgen des überhöhten Zuckerkonsums von der Zuckerlobby hartnäckig bestritten, so die Stiftung Kindergesundheit. Weiterhin werde unverdrossen die Meinung vertreten, dass zwischen Zucker und Übergewicht und Karies kein direkter Zusammenhang besteht und der Zuckerverbrauch werde durch Werbung weiter in die Höhe getrieben. So hätten allein die deutschen Hersteller von Süßwaren innerhalb eines Jahres insgesamt über 898 Millionen Euro für mediale Kommunikation ausgegeben – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Hierbei nehme auch das an Kinder gerichtete Marketing im Internet zu, berichtet die Stiftung Kindergesundheit unter Berufung auf eine vom AOK-Bundesverband finanzierte Studie der Universität Hamburg.
Nur zehn Prozent des Energiebedarfs aus Süßigkeiten
Grundsätzlich sollten Süßwaren, Limonaden und Knabberartikel laut Aussage der Experten „nicht mehr als etwa zehn Prozent des täglichen Energiebedarfes beitragen.“ Bei einem vier- bis sechsjährigen Kind liefern bereits eine Kugel Eiscreme und zwei Butterkekse diese zehn Prozent des täglichen Energiebedarfs, betont Professor Koletzko. Besondere Vorsicht sei bei gesüßten Getränken und süßen Fruchtsäften geboten. Hier werde durch viele Studien ein enger Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Konsum derartiger Getränke und der weltweiten Zunahme des Übergewichts belegt.
Softdrinks besonders kritisch
„Mit Zucker gesüßte Getränke fluten den Organismus ungebremst und schnell mit überzähligen Kalorien und können so die Energiebilanz aus dem Gleichgewicht bringen“, warnt Professor Koletzko. Außerdem seien die flüssigen Kalorien weniger sättigend als feste Nahrung und durch den raschen Blutzuckeranstieg werde die Bildung des Hormons Insulin und damit die Fettablagerung im Körper stimuliert. Dies gelte nicht nur für Softdrinks wie Cola und Limonaden, sondern auch für die in Deutschland besonders beliebten Fruchtsäfte. Laut Aussage des Experten sollten „Säuglinge und Kleinkinder Fruchtsaft so zurückhaltend trinken wie Erwachsene Champagner.“
Was regelmäßig konsumiert wird, schmeckt uns
Die Stiftung Kindergesundheit betont, dass als Getränke für Kinder nur „Leitungswasser, Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees oder Fruchtsaftschorle (zwei Drittel Wasser)“ wirklich gut geeignet sind. Gezuckerte Fruchtsaftgetränke und Limonaden, einschließlich Eistees, sollten nur gelegentlich getrunken werden, mahnen die Experten. Bei der Umsetzung des Ernährungsprogramms TigerKids in Kindergärten, bei dem Kinder vor allem Wasser oder kalorienarme Getränke erhalten, habe sich gezeigt, dass dem Menschen am Ende das gut schmeckt, was er regelmäßig konsumiert. „Innerhalb von einer Woche fordern die Kinder auch von ihren Eltern zuhause Wasser als Getränk“; so Professor Koletzko.
Um einen angebrachten Süßigkeiten-Konsum der Kinder zu erreichen, gibt die Stiftung Kindergesundheit Eltern folgende Ratschläge:
- Benutzen Sie Süßigkeiten niemals als Belohnung, Druckmittel oder Strafe. Dann bleiben Süßigkeiten lediglich wohlschmeckende Nahrungsmittel und bekommen keinen übertriebenen Gefühlswert.
- Süßigkeiten werden nach Möglichkeit nur einmal am Tag, zu den Mahlzeiten gegessen. Anschließend werden die Zähne geputzt.
- Auch Großeltern und Tanten, Verwandte und Bekannte sollten die häuslichen Regeln zum Umgang mit Süßigkeiten kennen.
- Legen Sie keine süßen Vorräte an: Was nicht im Haus ist, kann auch nicht gegessen werden. Gegen Süßhunger sind Obst und Karotten eine probate Hilfe.
- Lassen Sie keine Süßigkeiten offen herumstehen. So schützen Sie sich selbst und ihre Kinder davor, aus Langeweile oder Gedankenlosigkeit ohne besonderen Appetit Bonbons, Gummibärchen, Schokolade oder Kekse zu essen.
- Erklären Sie ihrem Kind so früh wie möglich, dass süße Sachen nicht gut für die Zähne sind. Gewöhnen Sie es möglichst daran, die Zähne zu putzen, sich den Mund auszuspülen oder einen Apfel zu essen, nachdem es Bonbons gelutscht hat.
- Nach dem abendlichen Zähneputzen darf nichts mehr gegessen werden. Späte „Betthupferl“ nagen an den Zähnen.
- Halten Sie sich selbst an die Regeln – wer ständig nascht, kann kein Vorbild sein.
Ohne Frage schmecken Süßigkeiten gut und „Kinder kennen den Geschmack schon aus der Muttermilch oder aus der Babynahrung und lieben ihn deshalb“, erläutert Professor Koletzko.. Daher würde kein vernünftiger Mensch auf den Gedanken kommen, den Kindern alles Süße zu verbieten, so der Experte weiter. Stattdessen plädiere die Stiftung Kindergesundheit dafür, in den Familien von Anfang an feste Regeln im Umgang mit Süßigkeiten aufzustellen und so dem Kind zu helfen, sein eigenes Maß zu finden. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte dabei die Tagesmenge von sechs Teelöffeln Zucker bei Kindern (12 Teelöffeln bei Erwachsenen) nicht überschritten werden.
Um die Zuckeraufnahme überhaupt nachvollziehen zu können, setzt sich auch die Stiftung Kindergesundheit für ein leicht verständliches Ampelsystem ein, das bei allen verarbeiteten Lebensmitteln den Gehalt an Zucker, Fett, Salz und Energie (Kalorien) auf einen Blick erkennbar macht. (fp)
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