Mehrheit der Deutschen für Kopplung von Kitaplatz an Impfungen
Gesundheitsexperten bemängelten in den vergangenen Monaten immer wieder, dass zu wenig Kinder die Masern-Impfung erhalten. Der fehlende Impfschutz stellt eine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung dar. Eine Maßnahme, um dem Problem zu begegnen, könnte eine Kopplung von Kitaplatz an Impfung sein. Die Mehrheit der Bundesbürger ist dafür.
Diskussion über Impfpflicht
Vor allem im Zusammenhang mit Masern wird immer wieder über eine mögliche Impfpflicht in Deutschland diskutiert. In Italien wurde eine solche im vergangenen Jahr per Gesetzesbeschluss eingeführt. Auch in Frankreich gibt es eine solche – nicht nur gegen Masern, sondern auch gegen mehrere andere Infektionskrankheiten. Von einer Mehrheit der Deutschen würde die Impfpflicht ebenfalls begrüßt werden, zahlreiche Experten sind jedoch dagegen. Sie setzen eher auf Aufklärung statt Impfpflicht. Kinder- und Jugendärzte sprechen sich nun aber erneut für eine Impfpflicht in Deutschland aus.
Kinderkrankheiten dauerhaft ausrotten
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht die aktuelle Umfrage des Online-Marktforschungsinstitut „Civey“, nach der vier von fünf Deutschen sich für eine Kopplung von Kitaplatz an Impfungen aussprechen, als klaren Auftrag an die Politik, endlich eine Impfpflicht einzuführen.
„Nur wenn möglichst alle Kinder eines Jahrgangs geimpft sind, werden wir die gefährlichen Kinderkrankheiten in Deutschland dauerhaft ausrotten“, erklärte BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach in einer Pressemitteilung.
„Masern-, Diphterie-, Windpocken-, Polio- und Keuchhustenepidemien, wie sie immer wieder aufflammen, aber auch den lebensgefährlichen Tetanus wird es dann nicht mehr geben, und das ist gut so“, sagte Fischbach.
Politik soll gesetzliche Voraussetzungen schaffen
Laut dem BVKJ-Präsidenten haben dies die meisten Bundesbürger inzwischen erkannt und sprechen sich für eine Koppelung von Kitaplatz an Impfungen aus.
„Wenn möglichst alle Kinder vor dem Kita-Besuch geimpft, entsteht der Herdenschutz, der auch die wenigen Kinder schützt, die wegen ihres jungen Alters oder wegen einer schweren Immunkrankheit nicht geimpft werden können“, erläuterte der Mediziner.
Seiner Meinung nach sollte die Politik „den Willen der Bürger zum Anlass nehmen, die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, den Besuch von Kitas an die Impfpflicht zu koppeln. Kitas könnten sich mit einer Impfpflicht viel Bürokratie ersparen.“
Den Angaben zufolge müssen sie derzeit ungeimpfte Kinder den Gesundheitsämtern melden. Laut Fischbach würde ein entsprechendes Gesetz auch Kinder- und Jugendärzten die Arbeit enorm erleichtern.
„Derzeit werden unsichere oder skeptische Eltern oft durch selbsternannte Experten verunsichert. Das erschwert unsere Beratungsarbeit zusätzlich“, so der Experte.
„Aktuell agitieren auch Bots und Trolle international gegen das Impfen. Eine verbindliche Impfpflicht würde dieser Art der Desinformation einen Riegel vorschieben“, sagte der BVKJ-Präsident. (ad)
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