Schon geringen Mengen Alkohol schaden der Herzfunktion von Frauen
“Ein Gläschen kann niemand verwehren”, heißt ein alter Trinkspruch. Im Allgemeinen weisen einige Studien daraufhin, dass mäßiger Weinkonsum Gesundheitsfördernd sein kann. Doch eine Studie von Wissenschaftlern des Brigham and Women’s Hospital (BWH) in Boston kommt zu einem anderen Ergebnis. Moderater Alkoholkonsum kann bei älteren Menschen und insbesondere bei Frauen, zu Schädigungen am Herzen führen.
Moderater Alkoholkonsum könne bei Seniorinnen und Senioren das Herz schädigen, wobei eine besonders negative Wirkung auf die weibliche Herzfunktion festzustellen ist, berichtet das BWH. Im Rahmen ihrer aktuellen Studie hatten die Forscher um Dr. Alexandra Goncalves den Alkoholkonsum und die Herzfunktion von über 4.400 Erwachsenen im Durchschnittsalter von 76 Jahren untersucht. Zur Ermittlung der Größe, Struktur und Bewegung der verschiedenen Teile des Herzens nutzten sie die Echokardiografie. Mit ihrer Hilfe stellen sie fest, dass Frauen bereits ab dem Konsum eines alkoholischen Getränks pro Tag eine leichte Verringerung der Herzfunktion zeigten. Bei Männern waren ab einem Konsum von mehr als zwei Drinks pro Tag vermehrt Beeinträchtigungen der linken Herzkammerwand feststellbar.
Aktuelle Ergebnisse widersprechen früheren Studien
„In einer alternden Bevölkerung ist ein steigender Alkoholkonsum mit subtilen Veränderungen in der Herzstruktur und Funktion verbunden, wobei Frauen anfälliger als Männer gegenüber der toxischen Wirkungen von Alkohol erscheinen“, berichtet die leitende Forscherin Dr. Alexandra Goncalves. Frauen zeigen bereits ab dem Konsum von einem Drink (ein großes Bier, ein Glas Wein oder ein Schnapsglas Hochprozentiges) am Tag Beeinträchtigungen ihrer Herzfunktion. Zwar wurde in verschiedenen früheren Studien der moderate Alkoholkonsum mit einem verringerten Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt assoziiert, doch widersprechen die aktuellen Ergebnisse dieser Aussage – insbesondere bei Frauen. Veröffentlicht wurde die Untersuchung in der Fachzeitschrift „Circulation: Cardiovascular Imaging“.
Drohende Herzerkrankungen schon bei geringen Alkoholmengen
Zwar könnten bei sehr geringem Alkoholkonsum tatsächlich Vorteile für die Herzfunktion auftreten, doch bleibt offen, ab welcher Menge eine gegenteilige Wirkung eintritt, so die Studienautorin Goncalves. Zudem seien Frauen empfindlicher als Männer in Bezug auf die toxische Wirkung des Alkohols auf die Herzfunktion. „Im Vergleich zu Männern könnten Frauen durch das Trinken von viel geringen Alkoholmengen alkoholbedingte Herzerkrankungen entwickeln“, berichtet die Forscherin. Die aktuellen Ergebnisse würden die möglichen Gefahren für die Herzstruktur und -funktion durch den Alkoholkonsum bei älteren Menschen und vor allem bei Frauen unterstreichen.
Auch moderater Alkoholkonsum ein Gesundheitsrisiko?
Ohnehin sprechen sich Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die American Heart Association für einen streng begrenzten Alkoholkonsum aus, um mögliche negative Folgen zu vermeiden. So empfiehlt die American Heart Association Männern, nicht mehr als ein bis zwei Drinks pro Tag zu konsumieren und Frauen sollten sich maximal einen Drink täglich gönnen. Die WHO empfiehlt vergleichbar niedrige Höchstgrenzen. Allerdings könnten den aktuellen Studienergebnissen zufolge selbst diese Mengen noch zu hoch angesetzt sein. Insgesamt bilden die negativen gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums laut Angaben der WHO weltweit ein erhebliches Problem. Im Jahr 2012 seien etwa 3,3 Millionen Todesfälle beziehungsweise 5,9 Prozent aller Todesfälle weltweit auf den Alkoholkonsum zurückzuführen gewesen. (fp)
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