9-jähriges Mädchen: Mit HIV geborenes Kind ohne Krankheitsanzeichen
Am Montag berichteten Wissenschaftler auf der internationalen Aids-Konferenz in Paris über ein kleines Mädchen, das mit dem HI-Virus geboren wurde und nun – fast neun Jahre nach Beendigung der HIV-Behandlung – keine Krankheitsanzeichen mehr zeigt.
Mit HI-Virus geborenes Mädchen „praktisch geheilt“
Ein mit dem HI-Virus geborenes Mädchen aus Südafrika zeigt seit fast neun Jahren keine Krankheitsanzeichen mehr, obwohl es seit einer Behandlung in den ersten Lebensmonaten keine Medikamente mehr nimmt. Das berichteten nun Experten auf der internationalen Aids-Konferenz in Paris. Das Kind gilt als „praktisch geheilt“ von HIV, schreibt die „BBC“.
Dritter Fall einer Langzeit-Remission
Den Angaben zufolge ist es erst der dritte Fall einer Langzeit-Remission – dem Ausbleiben von Symptomen – bei Kindern.
Laut „BBC“ infizierte sich das Mädchen bei ihrer Mutter um die Zeit der Geburt im Jahr 2007. Beide hatten sehr hohe HIV-Werte im Blut.
Die frühe antiretrovirale Therapie war damals zwar kein Standard, wurde dem Kind von neun Wochen an aber als Teil einer klinischen Studie verabreicht.
Die Behandlung führte dazu, dass das Virus nicht mehr nachweisbar war. Nach 40 Wochen wurde die Therapie gestoppt – und das Virus ist nicht zurückgekehrt.
Lebenslange Therapie ersparen
Anthony Fauci, Initiator der Studie, erklärte in einer Mitteilung, dass der Fall die Hoffnung verstärkt, „dass wir HIV-infizierten Kindern die Last einer lebenslangen Therapie ersparen können“.
Allerdings sei auch jederzeit ein Rückschlag möglich. Er hoffe aber auf eine dauerhafte „funktionelle“ HIV-Heilung des Mädchens.
Das Virus wäre dabei im Körper so geschwächt, dass es sich nicht mehr vermehren kann und das Kind symptomfrei bleibt.
„Wir glauben nicht, dass die antiretrovirale Therapie allein zur Remission führen kann“, so Studien-Co-Autorin Dr. Avy Violari laut „BBC“.
„Wir wissen nicht wirklich, was der Grund dafür ist, dass dieses Kind Remission erreicht hat – wir glauben, dass es entweder genetisch oder immunsystembezogen ist.“
„Mississippi-Mädchen“ erneut vom Virus befallen
Die Ergebnisse sollten aber nicht zu zu großer Euphorie führen. Denn auch schon vor Jahren hatte der Fall eines vermeintlich gesundeten HIV-infizierten Kindes in den USA für großes Aufsehen gesorgt.
Das Kind einer HIV-infizierten Mutter war als „Mississippi-Mädchen“ bekannt geworden. Es galt nach mehreren Monaten ohne Medikamentenbehandlung als geheilt, bis es 2014 erneut vom Virus befallen wurde.
Das Mädchen erhält seitdem wieder Medikamente. Experten sprachen damals von einer großen Enttäuschung für das Kind, die Familie, die Ärzte und die gesamte Aids-Forschung.
2015 wurde über den Fall einer damals 18-jährigen HIV-infizierten Frau aus Frankreich berichtet, die seit Jahren ohne Therapie und ohne Symptome ist. Medienberichten zufolge ist sie es bis heute.
Erfolgreiche Forschung
Die Immunschwächekrankheit gilt zwar bislang als unheilbar, doch in Zukunft könnte auch die Heilung von Aids möglich sein, meinen Experten.
Erst vor wenigen Wochen berichteten US-amerikanische Wissenschaftler, dass ihnen ein wichtiger Durchbruch bei der Behandlung von HIV gelungen ist.
Sie konnten in Versuchen das Virus von infizierten Zellen abtrennen, indem sie modernste sogenannte genetische Editing-Technologie einsetzten.
Und auch in der Vorbeugung ist die Forschung mittlerweile weit vorangekommen. So gelang es, ein Medikament zu entwickeln, das die Anzahl von HIV-Neuinfektionen bei Männern massiv reduzieren kann. Das Mittel zum Schutz vor Aids wird künftig auch in der EU zugelassen. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.