Fläschchen-Nuckeln erhöht Risiko von Übergewicht im Kindesalter
07.05.2011
Kleinkinder, die mit zwei Jahren noch regelmäßig am Fläschchen nuckeln, unterliegen einem erheblich höheren Risiko bereits im Kindesalter übergewichtig oder adipös zu werden.
Die US-Forschergruppe um Rachel Gooze von der Temple University in Philadelphia hat bei Kleinkindern einen Zusammenhang zwischen dem Nuckeln am Fläschchen und dem Risiko von Übergewicht und Adipositas festgestellt. Kleinkinder, die noch im zweiten Lebensjahr regelmäßig ihr Fläschchen erhalten, sind im Alter von fünfeinhalb Jahren häufiger adipös als Kinder, deren Ernährung bereits früher auf feste Nahrung umgestellt wurde, berichten die US-Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Pediatrics“.
Übergewicht und Adipositas sind in den modernen Industrienationen nicht nur bei Erwachsenen relativ weit verbreitet, sondern auch Kindern leiden immer häufiger an erheblichen Gewichtsproblemen. Rund jedes sechste bis siebte Kind bringt laut Einschätzung der Gesundheitsbehörden in Deutschland zu viele Kilos auf die Waage, sechs Prozent der Heranwachsenden sind adipös. Dabei scheint den Ergebnissen der US-Forscher zufolge neben schlechter Ernährung und genetischer Veranlagung auch das Fläschchen-Nuckeln einen wesentlichen Einfluss auf das Risiko von Übergewicht und Adipositas bei Kleinkindern zu haben.
Fläschchenkinder unterliegen einem 30 Prozent höheren Übergewicht-Risiko
Die US-Wissenschaftler um Rachel Gooze haben im Rahmen ihrer Studie die medizinischen Daten von 6.750 Kindern ausgewertet und dabei den Zusammenhang zwischen dem Risiko von Übergewicht und dem Nuckeln am Fläschchen überprüft. Die Daten, der im Jahr 2001 in den USA geboren Kinder, wurden in einer umfassenden Langzeitstudie erfasst und ermöglichten eine Überprüfung der Zusammenhänge zwischen dem Zeitraum, in dem Kleinkinder am Fläschchen nuckeln und dem Körpergewicht im späteren Kindesalter. So stellten die US-Forscher fest, dass 22 Prozent der untersuchten Kinder bis zum Alter von zwei Jahren regelmäßig ihr Fläschchen erhielten. Die Nahrungsaufnahme erfolgte bei ihnen in erster Linie über das Fläschchen oder sie bekamen von ihren Eltern vor dem Schlafengehen ein Getränk in der Flasche. 23 Prozent der Fläschchenkinder waren im Alter von fünfeinhalb Jahren übergewichtig, wohingegen von den Kindern, die mit zwei Jahren kein Fläschchen mehr nutzen, lediglich 16 Prozent unter Übergewicht litten, berichten die US-Forscher. Der Zusammenhang zwischen dem Fläschchen-Nuckeln habe sich auch bei Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren, wie zum Beispiel dem Geburtsgewicht des Kindes, den Stillgewohnheiten der Mutter und dem Gewicht der Mutter, bestätigt, erklärten Gooze und Kollegen. „Kinder, die mit zwei Monaten noch an einem Fläschchen nuckelten, hatten ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko, mit 5,5 Jahren übergewichtig zu sein“, erklärte Robert Whitaker von der Temple University in Philadelphia. Unberücksichtigt bleiben jedoch Faktoren wie die körperliche Aktivität der Kinder und die detaillierte Zusammensetzung der Ernährung, so die Aussage der US-Forscher.
Übergewicht-Risiko steigt durch Gewöhnung an überhöhte Kalorienaufnahme
Als Ursache des erhöhten Übergewicht-Risikos durch das längere Fläschchen-Nuckeln komme in erster Linie die Gewöhnung des Körper an die erhöhte Kalorienaufnahme in Frage, erklärten die US-Forscher. Die regelmäßigen kalorienhaltigen Fläschchen auch im Alter von zwei Jahren, haben möglicherweise zur Folge, dass die Kinder mehr Kalorien zu sich zu nehmen als sie benötigen und so bereits im Kindesalter das Risiko von Übergewicht und Adipositas steigt. Dies Risiko sei bei der Verabreichung kalorienhaltiger Getränken besonders hoch, so die Vermutung der US-Forscher. Der Studienleiterin Rachel Gooze erklärte: „Ein zweijähriges Mädchen von durchschnittlicher Größe und Gewicht, das abends im Bett noch rund 240 Milliliter Milch zu trinken bekommt, deckt so ungefähr zwölf Prozent ihres Kalorienbedarfs.“ Damit werde der Körper an eine deutlich überhöhte Kalorienzufuhr gewöhnt und die Kinder tendieren auch im späteren Lebensverlauf dazu mehr Kalorien aufzunehmen, als ihr Körper verwerten kann.
Gezuckerten Getränke im Fläschchen erhöhen das Karies-Risiko
Ein weiteres Problem ist nach Aussage der US-Forscher, dass einige Eltern ihren Kindern gezuckerte Getränke ins Fläschchen geben. Diese enthielten nicht nur besonderes viel Kalorien und erhöhen das Risiko von Übergewicht, sondern sind häufig Ursache für Karies, da die ersten Zähne der Kleinkinder durch die ständige Umspülung mit zuckerhaltigen Getränken besonders stark angegriffen werden. Daher sollte den US-Forschern zufolge auf zuckerhaltige Getränke generell verzichtet werden. Außerdem lege das Ergebnis ihrer aktuellen Studie nahe, Kinder nach ihrem ersten Geburtstag dringend von der Flasche zu entwöhnen, so das Fazit von Gooze und Kollegen. (fp)
Lesen Sie auch:
Übergewicht kann Krebs begünstigen
OECD: Jeder sechste Deutsche ist fettleibig
Diät kann Nierensteine verhindern
Kein Babyschwimmen bei Allergie-Verdacht
Bild: Kraftprotz / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.