Weltorganisation für Meteorologie warnt vor drastischem Anstieg der Treibhausgase
20.11.2012
Die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre hat trotz der internationalen Bemühungen zum Klimaschutz eine neues Rekordniveau erreicht, so die aktuelle Mitteilung der Weltorganisation für Meteorologie (World Metrological Organization; WMO). Zwar sei „in den Industrienationen Europas ein rückläufiger Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen zu beobachten, doch im Gegenzug dazu haben die Emissionen in den Schwellenländern deutlich zugelegt“, berichtet die WMO.
30 Prozent verstärkter Treibhauseffekt
In den Jahren von 1990 bis 2011 habe sich der Treibhauseffekt bereits um rund 30 Prozent verstärkt, wobei Kohlendioxid für 80 Prozent des Effekts verantwortlich gemacht wird, berichtet die Weltorganisation für Meteorologie. Im Jahr 2011 ist laut Angaben der Experten die Kohlendioxid-Konzentration um weitere 0,5 Prozent gestiegen, obwohl weltweit die Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel verstärkt wurden. „Mittlerweile liegt der Kohlendioxid-Anteil der Atmosphäre 40 Prozent höher als vor Beginn des Industriezeitalters“, berichtet die WMO.
„Seit Beginn des industriellen Zeitalters im Jahr 1750 wurden etwa 375 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre als CO2 freigesetzt, vor allem aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe“. Dabei sei rund die Hälfte des Kohlendioxids in der Atmosphäre verblieben, der Rest wurde von den Ozeanen und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen, erläuterte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud und ergänzte: „Diese Milliarden Tonnen zusätzliches Kohlendioxid in der Atmosphäre verbleiben dort für Jahrhunderten, was unseren Planeten weiter erwärmen und Auswirkungen auf alle Aspekte des Lebens auf der Erde“ haben wird. Hauptgrund des Anstiegs der Treibhausgas-Konzentration sei „die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl in den Kraftwerken weltweit“.
Bisher wurde in den natürlichen Kohlenstoffsenken fast die Hälfte des vom Menschen emittierten Kohlendioxids absorbiert, doch dies werde sich nicht zwangsweise in der Zukunft fortsetzen. So sei bereits zu erkennen, dass die Meere aufgrund des CO2-Eintrag immer saurer werden, was Auswirkungen auf die Unterwasser-Nahrungsketten und Korallenriffe haben könne. Darüber hinaus bestehen zahlreiche „zusätzliche Wechselwirkungen zwischen Treibhausgasen, der Biosphäre der Erde und den Ozeanen“, so Michel Jarraud weiter. Hier bedarf es nach Einschätzung des Experten eines Ausbaus der Überwachungsmöglichkeiten und der wissenschaftlichen Forschung, um „ein besseres Verständnis von den genannten Wechselwirkungen zu erlangen“. Denn der erwartete Temperaturanstieg ist nur ein Aspekt des erhöhten Treibhausgas-Ausstoßes.
Als wichtigste Treibhausgase benennt die WMO neben dem Kohlendioxid Methan und Stickoxide, wobei letzteren ein rund 300mal größeren Effekt auf das Klima zugeschrieben wird, als dem Kohlendioxid. In den modernen Industrienationen ist das Problem des Treibhauseffekts seit langem bekannt und viele Staate versuchen durch einen Ausbau der erneuerbaren Energien der negativen Entwicklung entgegenzusteuern. So hat beispielsweise Deutschland im Jahr 2011 trotz des Wirtschaftswachstums und des Atomausstiegs seinen Kohlendioxid-Ausstoß erneut gesenkt. Die Wirtschaftskrise in den südeuropäischen Staaten hat außerdem dazu beigetragen, dass europaweit deutlich weniger Treibhausgase emittiert wurden, als in den vergangenen Jahren. Durch den massiven Anstieg der Emissionen in den Schwellenländern wurde diese durchaus positive Entwicklung jedoch wieder wettgemacht.
Weltbank erwartet Klimaerwärmung um 4 Grad Celsius
Selbst die Weltbank warnte kürzlich vor den ökonomischen Folgen einer Klimaerwärmung. Nach Ansicht von Experten werde die Erderwärmung bis zum Ende diesen Jahrhunderts „um vier Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zunehmen“. Als gerade noch tolerierbar wird eine Erwärmung von maximal zwei Grad angesehen. Tolerierbar bedeutet, dass mögliche Schäden an Gesundheit und Umwelt als noch vertretbar angesehen werden.
Klimatreffen in der kommenden Woche mit wenig Aussichten
In der kommenden Woche wollen sich die Umweltminister der internationalen Staatengemeinschaft in Doha zum sogenannten Weltklimatreffen zusammenfinden. Das Treffen findet jedes Jahr statt und hat bis heute noch keinen Durchbruch erzielen können.Im Jahre 2009 scheiterte die Konferenz in Kopenhagen, danach konnten sich die westlichen Industrienationen mit den Schwellenländern nicht über eine Lastenverteilung einigen. Umweltschützer bemängeln, dass noch immer „wirtschaftliche Interessen beim Klimatreffen an erster Stelle stehen und die Dringlichkeit bislang von nicht allen Teilnehmerstaaten anerkannt wird. (fp)
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Bild: Bernd Wachtmeister / pixelio.de
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