Falscher Arzt zwei Jahre am Universitätsklinikum Marburg tätig
24.09.2012
Am Uniklinikum Marburg hat offenbar zwei Jahre Lang ein falscher Arzt gearbeitet, der später auch am Klinikum Magdeburg Operationen durchgeführt und dabei möglicherweise den Tod einer Patientin verursacht haben soll. Am Montag bestätigte das Uniklinikum Gießen-Marburg die Presseberichte vom Wochenende, denen zufolge der 47-jährige Beschuldigte von November 2002 bis Oktober 2004 als Assistenzarzt in der Marburger Klinik für Neurochirurgie tätig war.
In Magdeburg ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft gegen den gebürtigen Jordanier wegen vermeintlichem Betrug und Urkundenfälschung sowie des Verdachts der fahrlässigen Tötung. An den Folgen einer Bandscheibenoperation, bei der der falsche Arzt beteiligt war, ist eine Patientin verstorben. Nun haben die Recherchen ergeben, dass der falsche Arzt offenbar auch am Uniklinikum Marburg für zwei Jahre tätig war.
Gefährdungen der Patienten durch den falschen Arzt?
Zwischen November 2002 und Oktober 2004 arbeitete der Beschuldigte als Assistenzarzt in der Klinik für Neurochirurgie in Marburg, „diese Information können wir heute bestätigen“, erklärte am Montag der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Gießen-Marburg, Jochen Werner. Da der falsche Arzt hier – wie alle Assistenzärzte – jedoch ständig unter Aufsicht stand und bisher keine Beschwerden aufgetaucht seien, geht die Klinikleitung in Marburg davon aus, dass „eine Gefährdung von Patienten nach jetzigem Wissensstand“ ausgeschlossen werden kann. Allerdings stünden die Recherchen erst am Anfang. Laut Medienberichten soll der falsche Arzt auch in Regensburg tätig gewesen sein, doch hierzu liegt bislang keine offizielle Bestätigung vor.
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den falschen Arzt
Der Mitteilung des Uniklinikums Marburg zufolge war an den Bewerbungsunterlagen des Mannes damals nichts zu beanstanden. Möglicherweise wurden die Unterlagen auch hier bereits manipuliert. Das Uniklinikum Marburg unterstützt nach eigenen Angaben die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Magdeburg „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln“, um eine Aufklärung des Falles zu erreichen. Ob der falsche Arzt sich jemals hierzulande vor einem Gericht für seine Taten verantworten muss, ist indes noch offen. Denn laut Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ ist der Beschuldigte seit Monaten mit seinen Angehörigen abgetaucht und angeblich mittlerweile in leitender Position bei einem größeren Krankenhaus in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig. Bleibt zu hoffen, dass keine Patienten durch mögliche Behandlungsfehler des falschen Arztes gefährdet werden. (fp)
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