Patientenversorgung könnte ernsthaft gefährdet sein
Viele Mediziner in bayrischen Krankenhäusern fühlen sich überlastet und spielen daher mit dem Gedanken, sich ein anderes Arbeitsumfeld zu suchen. Dies ist das erschreckende Ergebnis einer aktuellen Studie des Marburger Bund Bayern. Würden die Ärzte tatsächlich ihren Dienst quittieren, könnte es zu massiven Problemen bei der Versorgung kommen.
Viele Ärzte sind am Ende ihrer Kräfte
Viele Klinikärzte fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz unwohl und leiden unter der massiven Belastung, die der Job mit sich bringt. Wie eine aktuelle Studie des Marburger Bundes Bayern ergeben hat, erwägt daher knapp die Hälfte der bayrischen Mediziner, ihre Tätigkeit im Krankenhaus aufzugeben. „44 Prozent unserer Mitglieder denken darüber nach, ihre Arbeit zu wechseln! Und das ist kein grundloses Jammern. Da muss ich sagen: Ich weiß, dass es schlimm ist – objektiv wie subjektiv“, so Klaus-Martin Bauer, Geschäftsführer des Marburger Bund Bayern, im Gespräch mit dem „Oberbayerischen Volksblatt“. Ein erschreckendes Ergebnis, denn dies würde die Versorgung der Patienten ernsthaft gefährden. „Die Klinikärzte sind am Anschlag“, betont Bauer.
Junge Assistenzärzte werden überfordert
Gründe für die Unzufriedenheit gibt es viele. Ob überlange Arbeitszeiten, fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte oder Personalmangel – die Bedingungen, unter denen Ärzte in vielen Kliniken arbeiten müssen, werden schon länger kritisiert. Gerade für junge Assistenzärzte seien vor allem der permanent steigende Arbeitsanfall und der chronische Zeitdruck ein großes Problem, erklärt Bauer weiter. Diese kämen z.B. schon nach zwei Wochen im Job „allein auf die Notaufnahme“, zudem die Kosten für Weiterbildungen nicht übernommen. Das einzig Bedeutende sei die Arbeitsleistung, so der Experte laut dem „Oberbayerischen Volksblatt“.
Viele Arbeiten mehr als 50 Stunden in der Woche
Wie hoch die Arbeitsbelastung tatsächlich ist, zeigt die Studie deutlich: Demnach würden neun von zehn Ärzten bis zu 49 Stunden in der Woche arbeiten, sechs von zehn kämen sogar auf noch mehr Stunden. Das bleibt nicht ohne Folgen für die eigene Gesundheit: Rund 70 Prozent der befragten bayrischen Ärzte haben regelmäßig mit Schlafstörungen zu kämpfen, mehr als 50 Prozent fühlen sich „psychisch belastet“. Um den Stress zu minimieren, müssten die Kliniken laut dem Marburger Bund finanziell besser gestellt werden, um dadurch auch mehr medizinischen und pflegerisches Personal einstellen zu können.
Derzeit müssten Klinikärzte jedoch immer mehr Zeit für „arztfremde Verwaltungstätigkeiten“ aufwenden, mehr als ein Drittel kommt hier laut der Studie auf einen zwei- bis dreistündigen Mehraufwand. „Heute wird alles nur noch an die Ärzte weitergereicht“, sagt Bauer. Zudem werde alles „auf Kante genäht“. In der Folge könnten die Erwartungen der Kliniken an die Leistungen ihrer Ärzte und der Wunsch nach einer guten Behandlung der Patienten oft nicht mehr in Einklang gebracht werden. Angesichts des hohen Arbeitsanfalls hätten laut der Studie fast zwei Drittel der Ärzte nicht ausreichend Zeit für Patientenbehandlungen. „Patienten treffen auf belastete Ärzte, die diesen Druck nicht wegstecken können“ warnt Bauer.
Ein Fünftel der Chirurgen greift zu Aufputschmitteln
Welch gravierende Folgen die hohen beruflichen Anforderungen, unregelmäßigen Arbeitszeiten und langen Schichtdienste bei der Klinikarbeit haben können, zeigte eine Untersuchung der Klinik für Psychiatrie der Uniklinik Mainz aus dem Jahr 2013. Demnach hatten 20 Prozent der deutschen Chirurgen mindestens einmal zu verschreibungspflichtigen oder illegalen Drogen gegriffen, um den Stress abzubauen und ihre Leistung zu steigern. (nr)
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