Klinikärzte wollen mit Qualitätsmanagement Fehlergefahr senken
02.11.2013
Jährlich sterben in Deutschland rund 17.000 Patienten in Krankenhäusern nach Behandlungsfehlern. Experten meinen, dass mit einem besseren Qualitätsmanagement die Gefahr von Behandlungsfehlern verringert werden könnte.
17.000 Todesfälle wegen vermeidbarer Fehler
In Deutschland sterben etwa 0,1 Prozent aller Krankenhaus-Patienten wegen vermeidbarer Fehler. Jährlich sind dies rund 17.000 Menschen. Nach Einschätzung der Ärztekammer Niedersachsen lasse sich trotz Spardrucks an den Kliniken die Gefahr von Behandlungsfehlern durch ein besseres Qualitätsmanagement verringern. Die Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker sagte am Freitag anlässlich einer Fachtagung in Hannover, dass dafür unter anderem mehr Zeit für den Umgang mit den Patienten nötig sei. Diese hätten viele Mediziner jedoch wegen der Arbeitsverdichtung inzwischen kaum noch.
Nötige Zeit für Patientenbetreuung
Die Leiterin des Zentrums für Qualität und Management im Gesundheitswesen, Brigitte Sens, meinte, dass eine optimale Steuerung der Abläufe in einem Krankenhaus den Mitarbeitern die nötige Zeit für eine bessere Patientenbetreuung zurückgeben könnte. Außerdem zahle sich diese auch finanziell aus. Sens meinte weiter, dass die Krankenhäuser derzeit in der Klemme stecken würden, da sie einerseits eine gute Versorgung leiste sollten, sich aber andererseits ihre wirtschaftliche Situation verschlechtert hätte.
Mit dem wirtschaftlichen Druck nicht Schritt halten
Der wirtschaftliche Druck sei für die Kliniken unter anderem wegen dem Wettbewerb immens und es mangele ihnen an Fachkräften. An etlichen Kliniken fehlten Personal und Strukturen, um die für weniger Behandlungsfehler nötigen Maßnahmen zu organisieren, so der Vorsitzende des Verbandes Leitender Krankenhausärzte in Niedersachsen, Prof. Benno Stinner. Der Fortschritt bei der Qualität der Versorgung hätte nicht Schritt halten können mit dem wirtschaftlichen Druck.
Positives Beispiel Oldenburg
Sens nannte als positives Beispiel das Klinikum Oldenburg, wo sich zeige, dass gut durchdachte Strukturen zu weniger Pannen führen können. So schlage sich dort eine minutiöse Vorbereitung bei der Versorgung von Frühchen in niedrigen Komplikationsraten, dem Ausbleiben vermeidbarer Komplikationen und Infektionen sowie einem geringeren Medikamentenverbrauch nieder. Die kleine Patienten könnten dort außerdem die Klinik am Ende auch früher verlassen.
Nicht wer sondern was ist schuld
Die Experten meinten darüber hinaus, dass es sich positiv auf das Bekämpfen von Behandlungspannen ausgewirkt habe, dass mittlerweile an den Kliniken offen mit Fehlern umgegangen werde. Statt Vertuschung gelte es jetzt, aus Pannen eine Lehre zu ziehen. Früher hieß es: „Wer ist schuld?“, heute werde gefragt: „Was ist schuld?“ Wie die Experten außerdem meinten, lasse sich zwar das Fehlerrisiko der Behandlungsfehler verringern, aber die steigende Zahl alter Menschen werde künftig zwangsläufig zu mehr Komplikationen führen. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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