Diabetes bei Klinik-Patienten ein unterschätztes Risiko?
Diabetes ist eine extrem weit verbreitete Erkrankung, die auf vielen Wegen die Gesundheit der Betroffenen gefährdet. Dies führt auf der einen Seite zu vermehrten Klinikaufenthalten bei Diabetikern und auf der anderen Seite sind bei ihren Klinikaufenthalten häufiger Komplikationen festzustellen. Genaue Zahlen hierzu haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und des Helmholtz Zentrums München in einer aktuellen Studie ermittelt.
„Jeder vierte Patient einer Universitätsklinik leidet an Diabetes (22 Prozent), noch einmal so viele an Prädiabetes (24 Prozent)“, berichtet das DZD von den Studienergebnissen. Auch habe sich gezeigt, dass Patienten mit Diabetes überdurchschnittlich lange im Krankenhaus bleiben mussten und dabei ein höheres Risiko für Komplikationen aufwiesen. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin „Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes“ veröffentlicht.
Stark wachsende Zahl der Diabetiker
Insgesamt ist der Anteil der Menschen mit Diabetes in den vergangen Jahrzehnten deutschlandweit deutlich gestiegen. „Mittlerweile leidet fast jeder Zehnte an der Stoffwechselerkrankung“, so die Mitteilung des DZD. Zudem sei bereits bekannt, dass Diabetiker einen erhöhten Anteil unter den Patienten im Krankenhaus oder gar auf einer Intensiv-Station einnehmen. Daten zu der Höhe der Diabetes-Prävalenz in Kliniken liegen bislang jedoch kaum vor, berichtet das DZD.
Diabetes-Prävalenz unter Klinik-Patienten ausgewertet
In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler nun über einen Zeitraum von vier Wochen die Diabetes-Prävalenz bei Patienten am Universitätsklinikum Tübingen untersucht. Insgesamt 3.733 erwachsene Patienten wurden auf Diabetes und Prädiabetes überprüft. Dabei habe sich gezeigt, dass fast jeder vierte Klinik-Patient an Diabetes leidet (22 Prozent), also einen Langzeitblutzucker-Wert (HbA1c-Wert) von 6,5 Prozent und mehr aufweist, so das DZD. 24 Prozent der untersuchten Patienten seien mit einen Langzeitblutzucker-Wert zwischen 5,7 und 6,4 Prozent in einem Diabetes-Frühstadium (Prädiabetes) gewesen. Bei knapp vier Prozent der Untersuchten wurde eine bislang nicht diagnostizierte Diabetes-Erkrankung festgestellt.
Vermehrte Komplikationen und längere Klinikaufenthalte
„Hochgerechnet auf die Patienten, die in unserem Klinikum jährlich behandelt werden, ergeben sich mindestens 13.000 Diabetes-Patienten, die behandelt werden müssen“, betont Studienautor Professor Andreas Fritsche. Die Studie habe zudem gezeigt, dass Patienten mit Diabetes etwa 1,47 Tage länger in der Klinik behandelt werden mussten, als Patienten mit der gleichen Diagnose ohne Diabetes oder Prädiabetes. Des Weiteren haben die Betroffenen ein höheres Risiko für Komplikationen, berichtet das DZD. Bei 24 Prozent der Patienten mit Diabetes seien Komplikationen aufgetreten, wohingegen dies nur bei 15 Prozent der Patienten ohne Diabetes der Fall war.
Diabetes-Screening für Klinik-Patienten ratsam?
„Angesichts der hohen Diabetes-Prävalenz und der negativen Auswirkungen, die die Stoffwechselerkrankung hat, halten wir es für sinnvoll, über 50jährige Patienten in Kliniken auf unerkannten Diabetes zu screenen“, berichten Prof. Fritsche und Kollegen. So könne die Stoffwechselerkrankung gegebenenfalls gleich mitbehandelt werden und Komplikationen oder verlängerte Krankenhausaufenthalte ließen sich eventuell vermeiden. Hierbei komme der Laboratoriumsmedizin ein besonderer Stellenwert zu, da sie als Querschnittsfach Kontakt zu Patienten aus allen Klinikumsbereichen habe, so Prof. Andreas Peter, Leiter des Zentrallabors in Tübingen und des zentralen Studienlabors des DZD, in dem die aktuelle Untersuchung durchgeführt wurde. (fp)
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