Kniearthrose: Gelenkspiegelungen, Hyaluron- und Kortikoid-Spritzen helfen kaum
14.08.2014
Patienten mit einer Kniearthrose sind wegen ihren ständigen Knieschmerzen in der Beweglichkeit oftmals enorm eingeschränkt. Häufig kommen hier Spritzen mit Hyaluronsäure und Kortikoiden zum Einsatz, um die Beschwerden zu lindern. Doch ein aktueller „Faktencheck Gesundheit“ der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Spritzen meist wirkungslos sind und zudem unerkannte Risiken bergen. Vergleichbar negativ fällt die Bewertung der Kniespiegelungen bei Arthrose-Patienten aus.
Die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass „gängige Therapiemaßnahmen bei Kniearthrose kaum Wirkung“ haben. Erstellt wurde der „Faktencheck Gesundheit“ durch das Harding Zentrum für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut in Berlin, welches zu diesem Zweck eine umfassende Literaturauswertung vorgenommen hat. Die Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Fazit, dass „Gelenkspiegelungen, Hyaluron- und Kortikoid-Injektionen nur einen sehr begrenzten Nutzen zeigen.“ Darüber hinaus seien die Risiken, die mit den Eingriffen verbunden sind, oft unzureichend erforscht.
Spritzen bleiben häufig wirkungslos
Menschen, die wegen ihrer Kniearthrose ständig unter Kniegelenkschmerzen leiden, sind in ihrem Alltag massiv eingeschränkt. Bislang wurde oftmals versucht, mit Hilfe von Hyaluron- und Kortikoid-Injektionen eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. Der Erfolg dieser Behandlung ist der aktuellen Studie zufolge jedoch äußerst zweifelhaft. „Es ist immer wieder erstaunlich, dass die Faktenlage bei häufig eingesetzten Behandlungen recht dünn ist“, betonte der Direktor des Harding Zentrums, Professor Gerd Gigerenzer, angesichts der Studienergebnisse. Nur selten werden die Patienten darüber aufgeklärt, so Gigerenzer weiter. Den Experten zufolge „sind insbesondere Hyaluron-Injektionen kritisch zu bewerten.“ Zwar führe die Behandlung „gelegentlich zu geringfügigen Schmerzlinderungen und mehr Beweglichkeit“, doch seien die Besserungen nach wenigen Monaten oft nicht mehr nachweisbar. Wissenschaftliche Untersuchungen würden belegen, dass die Wirkung bereits nach vier Wochen verpufft. Kortikoid-Injektionen stellen hier keine Alternative dar, weil sie die Schmerzen ebenfalls nur kurzfristig lindern, berichtet die Stiftung weiter.
Konservative Maßnahmen ausschöpfen
Eckhard Volbracht, Projektmanager „Faktencheck Knieoperation“ bei der Bertelsmann Stiftung betont in der aktuellen Pressemitteilung, dass „Patient und Arzt zunächst alle konservativen Maßnahmen ausschöpfen sollten“, bevor über den Einsatz der umstrittenen Behandlungsmethoden nachgedacht wird. Hier seien „Gewichtsreduktion, gelenkschonende Aktivitäten, Physio-, Ergo- und physikalische Therapie“ sinnvolle Alternativen. Hingegen seien „Spritzen und Spiegelungen auf längere Sicht häufig wirkungslos. Ihr Nutzen wird allzu oft überschätzt und die verbundenen Risiken, wie etwa Entzündungen oder Schwellungen ausgeblendet“, betonte Prof. Gigerenzer. Als mögliche Nebenwirkungen der Injektionen nennt die Bertelsmann Stiftung „gerötete Haut, Schwellungen und auch Gelenkentzündungen.“
Den Angaben der Bertelsmann Stiftung zufolge ist Arthrose „die weltweit am meisten verbreitete Gelenkerkrankung.“ Insbesondere ältere Menschen haben häufig mit Gelenkbeschwerden wie anhaltenden Schmerzen und geringer Bewegungsfähigkeit zu kämpfen. In Deutschland sind laut Angaben der Stiftung „etwa jeder dritte Mann und jede zweite Frau über 60 Jahre betroffen, häufig leiden sie an Knie-Arthrose.“(fp)
Bildnachweis: Lothar Wandtner / pixelio.de
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