Künftige Koalition ist gegen Schönheits- OPs bei Minderjährigen
02.12.2013
Seit längerem wurde über die Notwendigkeit von Schönheits-OPs bei Minderjährigen diskutiert. CDU und SPD wollen, wenn es zu einer Koalition kommt, sich gegen Schönheitsoperationen bei Minderjährigen ohne medizinischen Grund aussprechen. Nur wenn eine medizinische Notwendige bestehe, soll eine Operation durchgeführt werden.
Demnach soll ab 2014 ein entsprechendes Verbot innerhalb des Präventionsgesetztes eingearbeitet werden. Dies vereinbarten die Gesundheitspolitiker, im Zuge der Ausarbeitung des Präventionsgesetztes, auf informeller Ebene. Denn ob Brustvergrößerung oder vollere Lippen, immer mehr Jugendliche informieren sich über die Möglichkeiten chirurgischer Eingriffe und werden dabei sogar vermehrt von ihren Eltern in ihren Vorhaben unterstützt.
Genaue Zahlen durchgeführter Operationen unbekannt
Während die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gerade mal von einem Prozent der Jugendlichen als potentielle Kunden für plastische Chirurgie ausgeht, wurde in einem parlamentarischen Antrag zum Verbot solcher OP’s bei Minderjährigen jedoch von 20 Prozent geredet. Tatsächlich soll jeder zehnte Patient bei den bundesweit etwa eine Millionen kosmetischen Eingriffen im Jahr unter 18 sein, ergaben Anfragen der Union und der BKK.
"Zum Jugendschutz gehört es auch, Jugendliche vor den Folgen eines falschen Schönheitswahns zu bewahren. Einen jungen Körper im Wachstum unnötig einem solchen massiven Eingriff auszusetzen, kann körperlich und geistig fatale Folgen haben. Eine Brustvergrößerung als Geschenk für eine 15-Jährige zu Weihnachten finde ich jedenfalls völlig inakzeptabel. Medizinisch nicht notwendige Schönheitsoperationen bei Minderjährigen zu verbieten ist einfach, transparent und unbürokratisch. Es steht zwar nicht im Koalitionsvertrag, aber wenn die SPD da mitmacht, können wir es bald regeln.", teilte der gesundheitspolitischer Sprecher der CDU, Jens Spahn, auf Anfrage von „Spiegel Online“ mit.
Ohrenanlegen bei Kindern
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) hatte im Jahr 2012 darauf hingewiesen, dass die angeführten zehn Prozent der Eingriffe bei Minderjährigen sich seinerzeit auf sämtliche plastisch-chirurgischen Operationen wie etwa Fehlbildungen der Hand oder die Behandlung von Verbrennungsfolgen bezogen. Eine bereits im Jahr 2011 durchgeführte Umfrage der DGPRÄC kam ebenfalls lediglich auf 1,3 Prozent ästhetischer Eingriffe, die an Minderjährigen durchgeführt worden waren.
"Bei diesen ästhetischen Eingriffen handelt es sich in den meisten Fällen um Ohrenanlegen bei Kindern", teilte Sven von Saldern mit, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgen (DGPÄC). "Diese Operation ist gesellschaftlich mittlerweile so akzeptiert, dass man Eltern fast schon einen Vorwurf machen würde, wenn sie ihre Kinder nicht operieren lassen."Er selbst habe bisher noch keine Anfrage oder Beratung zu einer Brustvergrößerung eines jungen Mädchens mit dem Einverständnis der Eltern erlebt.
"Ein verantwortungsvoller Chirurg würde das ablehnen", ist sich Saldern sicher. Das einem jungen Mädchen schon relativ früh die Brust verkleinert werde müsse, weil es ansonsten orthopädische Probleme bekomme würde, ist sicherlich ein Grund für ein operativen Eingriff. Auch eine Korrektur der Nasenscheidewand, damit die Atmung nicht behindert werde, zählt zu den medizinischen Notwendigkeiten und rechtfertige eine Operation
Der Markt für Schonheits-Ops boomt
Ein gerechtfertigter Grund für eine Schönheitsoperation liegt generell dann vor, wenn zum Beispiel Betroffene auf Grund ihres Aussehens massive seelische Probleme haben. Weitere Begründungen für plastisch-chirurgische Eingriffe sind Korrekturen von Fehlbildungen der Hand oder bei der Behandlung von Folgen einer Verbrennung. Für beide Parteien geht es vor allem darum, Patienten vor unqualifizierten Behandlungen zu schützen. Um das zu erreichen sollen fachärztliche Ausbildung genauer definiert werden. Aktuell darf jeder in Deutschland zugelassene Arzt Schönheitsoperationen, auch ohne eine entsprechende Weiterbildung, durchführen. Dazu ist Nachfrage nach Schönheits-OPs ist in Deutschland weiterhin am boomen. 2011 haben sich ungefähr eine halben Millionen Menschen dafür entschieden, Tendenz steigend. (fr)
Bild: Fotografie Brinckheger / pixelio.de
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