NEM gegen Corona? Vertrauen Sie lieber auf bewährte Methoden!
Derzeit gibt es keine verlässlichen Medikamente gegen COVID-19-Erkrankungen, die durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst werden. Auch die Wirkung anderer Mittel, vor allem Nahrungsergänzungsmittel, ist nicht belegt. Dennoch nutzen einige Anbieter die Situation aus und preisen ihre Produkte als hilfreich zur Prävention an.
Die Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor unseriösen Anbietern von Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Substanzen, die angeblich vor SARS-CoV-2 schützen sollen. „Es gibt keine Nahrungsergänzungsmittel, die eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) verhindern können“, schreibt die Zentrale. Ebenso wenig dienen Nahrungsergänzungsmittel der Behandlung von COVID-19-Erkrankungen. Es gebe derzeit weder Studien noch Hinweise darauf, die eine Wirksamkeit von bestimmten Ergänzungsmitteln nahelegen.
Hinter den Versprechen stehen finanzielle Interessen
Hinter der Einnahme solcher Mittel steht laut der Verbraucherzentrale oft der Wunsch, aktiv etwas zu tun, um sich zu schützen. Diesen Wusch machen sich zunehmend auch Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln zunutze und dichten ihren Produkten nicht nachgewiesene Wirkungen an. Was im englischsprachigen Raum begann, schwappt nun auch fortlaufend nach Deutschland über.
Ist das überhaupt erlaubt?
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneien, sondern werden in Deutschland als Lebensmittel geführt. Sie sind im rechtlichen Sinne also weder zur Prävention noch zur Therapie von Erkrankungen gedacht. Sie müssen keine klinischen Studien durchlaufen oder sich große Überprüfungen unterziehen. Lediglich eine direkte gesundheitsbezogene Werbung ist verboten.
Es gibt bislang keine Beweise
Beispielsweise werden zurzeit im Internet Gerüchte verbreitet, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Grüntee (Epigallocatechinagallat EGCG), Rhodiola (Rosenwurz), Cistus (Zistrosenkraut), Propolis, Kapuzinerkresse oder Schwarzer Johannisbeere (Blattknospen) eine abwehrende Wirkung gegen das neue Coronavirus haben. Darüber hinaus werden auch Nahrungsergänzungsmittel mit Kurkuma und Zimt in diesem Zusammenhang empfohlen. Die Verbraucherschutzzentrale unterstreicht, dass es hierfür keinerlei wissenschaftliche Beweise gibt.
Gefährliche Empfehlungen
Im besten Fall sind die Tipps gut gemeint – manche können jedoch auch gefährlich sein. So kursiert die Empfehlung zur Einnahme von MMS (Miracle Mineral Supplement) oder auch CDL (Chlordioxidlösung) genannt, um sich vor Coronaviren zu schützen. Hierbei handelt es sich um ein Desinfektionsmittel, dass normalerweise zum Bleichen von Textilien eingesetzt wird. Von einer Einnahme wird dringend abgeraten. Ähnlich unsinnig ist laut den Verbraucherschützern die Einnahme von Arsen in homöopathischen Dosen.
Halten Sie ihr Immunsystem fit
Am besten lässt sich das Immunsystem durch eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit ausreichender Bewegung stärken. Für viele Pflanzenstoffe und Mikronährstoffe gibt es Hinweise darauf, dass sie sich positiv auf das Immunsystem auswirken. Diese sollten aber am besten durch die Nahrung aufgenommen werden. Zudem sollte nicht der Grundsatz gelten: Viel hilft viel.
Vitamine helfen dem Immunsystem
Es gilt als wissenschaftlich belegt, dass Vitamine die allgemeine Funktion des Immunsystems stärken. Wichtig sind hier vor allem Vitamin D, Vitamin C, Folat, B12, B6 und Vitamin A. Aus diesem Grund dürfen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auch mit diesem Grundsatz werben. „Das heißt aber nicht, dass Sie dafür besonders große Mengen oder gar hoch dosierte Supplemente zu sich nehmen müssten“, warnt die Verbraucherschutzzentrale.
Diese Mineralstoffe stärken das Immunsystem
Ebenso als erwiesen gilt, dass Mineralstoffe wie Selen, Zink, Eisen und Kupfer wichtig für eine normale Funktion des Immunsystems sind. So hat es vor allem eine negative Auswirkung, wenn ein Mangel dieser Mineralstoffe besteht. Doch auch eine Überdosierung kann sich schädlich auswirken und die Regelkreisläufe im Körper durcheinanderbringen, warnen die Verbraucherschützer.
Vitalpilz Cordyceps
Einige Studien zeigten, dass der Vitalpilz Cordyceps eine immunstärkende Wirkung hat. In den Studien wurde allerdings eine spezielle Pilzzubereitung verwendet. Daraus lässt sich nicht ableiten, dass jedes Ergänzungsmittel mit Cordyceps eine fördernde Wirkung auf das Immunsystem hat.
Cannabidiol (CBD)
Auch wird häufig Cannabidiol (CBD) zum Schutz vor SARS-CoV-2 empfohlen. Die Hersteller argumentieren, dass CBD das Endocannabinoid-Systems stärkt, welches Teil des Immunsystems sei. Auch hierfür gibt es laut Verbraucherschutzzentrale derzeit keinerlei wissenschaftliche Beweise.
Diese Tipps helfen erwiesenermaßen
Statt auf die nicht erwiesenen Tipps von Anbietern von Ergänzungsmitteln zu hören, hinter denen vor allem finanzielle Interessen stehen, gibt es jede Menge Maßnahmen, die Sie zum Schutz und zur Förderung des Immunsystems ergreifen können, wie beispielsweise:
- Bewegung: Gehen Sie im Freien spazieren, lassen Sie dabei Sonne auf ihre Haut. So bekommen Sie Bewegung und Vitamin D kostenlos.
- Ernährung: Obst und Gemüse sind hervorragende Lieferanten von zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen.
- Schleimhäute feucht halten: Lüften Sie regelmäßig und trinken sie ausreichend Wasser oder ungesüßte Tees, um die Schleimhäute feucht zu halten. Denn ausgetrocknete Schleimhäute dienen als Einfallstore für Viren.
- Schlaf: Achten Sie auf ausreichende Schlafzeiten (durchschnittlich sieben bis neun Stunden), um Ihr Immunsystem fit zu halten.
- Hygiene: Körper- und Lebensmittelhygiene vermindert die Anzahl der eindringenden Viren.
(vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Coronavirus: Was können Nahrungsergänzungsmittel? (veröffentlicht: 26.03.2020), verbraucherzentrale.nrw
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.