Wie genetische Varianten und das Körpergewicht zusammenhängen
Übergewicht und Adipositas werden schon seit langem auch mit erblichen Veranlagungen in Zusammenhang gebracht. Doch nicht die kodierenden Gene sondern insbesondere die sogenannten zirkulären RNA (circRNA) beeinflussen laut einer aktuellen Studie das Körpergewicht.
Forschende des Universitätsklinikums Essen und des Universitätsklinikums Heidelberg haben die Zusammenhänge zwischen dem Körpergewicht und genetischen Faktoren untersucht, wobei ihr besonderes Augenmerk auf die circRNA fiel. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht.
Welche genetischen Varianten beeinflussen das Gewicht?
Das Körpergewicht werde auch durch genetische Faktoren reguliert und in großen Studien seien bereits knapp 1.000 Stellen im Genom identifiziert worden, die das Körpergewicht bzw. den Body-Mass-Index (BMI) beeinflussen, berichten die Forschenden.
„Häufig liegen die gefundenen Varianten aber außerhalb der eigentlichen Gene, also nicht im sogenannten kodierenden Bereich“, erklärt Studienautorin Professorin Dr. Anke Hinney vom Universitätsklinikum Essen.
Die neue Studie habe sich daher vor allem auf zirkuläre RNA konzentriert, die zu den nicht-kodierende RNA-Spezies gehören. „Wir konnten zeigen, dass genetische Varianten, die mit der Ausprägung des BMI assoziiert sind, häufig auf circRNAs liegen“, berichtet Professorin Hinney.
CircRNA offenbar maßgeblich entscheidend
Spannend sei, dass tatsächlich ein erhöhtes Level einer circRNA bei Personen feststellbar war, die eine BMI-erhöhende Genvariante tragen, ergänzt die Erstautorin der Studie, Luisa Rajcsanyi vom Universitätsklinikum Essen.
Dieser Effekt sei allerdings nicht der direkten Wirkung der circRNAs zuzuschreiben, sondern der Weg laufe vermutlich über eine Zwischenstation – die mircoRNA. So seien die CircRNAs in der Lage, miRNAs zu binden.
Die miRNAs können ihrerseits die Ablesehäufigkeit eines Gens regulieren und wenn sie durch die circRNAs gebunden werden, ist diese regulative Funktion blockiert, erläutern die Forschenden.
Krankheitsassoziierte Genvariante oft auf circRNA
Die Fachleute ergänzen, dass auch genetische Varianten für weitere Störungen wie z.B. Autismus Spektrum Störungen, chronisches Nierenversagen und die Essstörung Anorexia nervosa überdurchschnittlich häufig auf circRNAs vorzukommen scheinen.
„Viele dieser Erkrankungen scheinen also nicht nur durch ein abgelesenes Gen verursacht zu sein, sondern vielmehr auch dadurch, dass die circRNA die Expression, also die Ablesehäufigkeit des Gens beeinflusst“, resümieren Professorin Hinney und die Erstautorin Rajcsanyi. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Essen: Zirkuläre RNA: Genetische Varianten nehmen Einfluss auf das Körpergewicht (veröffentlicht 05.08.2022), idw-online.de
- Luisa Sophie Rajcsanyi, Inga Diebels, Lydia Pastoors, Deniz Kanber, Triinu Peters, Anna-Lena Volckmar, Yiran Zheng, Martin Grosse, Christoph Dieterich, Johannes Hebebrand, Frank J. Kaiser, Bernhard Horsthemke, Anke Hinney: Evidence for correlations between BMI-associated SNPs and circRNAs; in: Scientific Reports (veröffentlicht 25.07.2022), nature.com
Wichtiger Hinweis:
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