Gesundheitliches Risiko durch Nahrungsergänzungsmittel?
Viele Menschen nehmen sogenannte Nahrungsergänzungsmittel ein, um sich vor Erkrankungen zu schützen. Ist eine solche Einnahme wirklich sinnvoll oder gibt es sogar Fälle, bei denen Nahrungsergänzungsmittel die Entstehung von Krankheiten begünstigen?
Bei der aktuellen Untersuchung der West Virginia University wurde festgestellt, dass Nahrungsergänzungsmittel in bestimmter Kombination das Schlaganfallrisiko erhöhen können. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht.
Ergebnisse von 277 Studien wurden analysiert
Eine neue Metaanalyse von 277 randomisierten kontrollierten Studien, an denen fast 1 Million Erwachsene teilnahmen, untersuchte jetzt, wie verschiedene Nahrungsergänzungsmittel und Ernährungsformen Sterblichkeitsraten und kardiovaskulären Ergebnisse beeinflussen.
Folsäure und langkettige Omega-3-Fettsäuren wirken sich vorteilhaft aus
Von den 16 untersuchten Nahrungsergänzungsmitteln schienen nur zwei eindeutig vorteilhaft zu sein: Folsäure und langkettige Omega-3-Fettsäuren. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Einnahme von Folsäure vor Schlaganfällen schützt und die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren das Risiko für Herzinfarkte und eine koronare Herzkrankheit verringern kann.
Viele der untersuchten Studien lieferten nicht ausreichende Beweise
„Der Grund, warum wir diese Studie durchgeführt haben, war, dass Millionen von Menschen in den USA und auf der ganzen Welt Nahrungsergänzungsmittel konsumieren oder bestimmten Ernährungsgewohnheiten folgen, aber es gab keine qualitativ hochwertigen Beweise dafür, dass diese Interventionen Auswirkungen auf den Schutz von Herz und Kreislauf haben“, berichtet Studienautor Professor Safi Khan von West Virginia University School of Medicine in einer Pressemitteilung. Die Forschenden untersuchten, ob die Nahrungsergänzungsmittel und Ernährungsformen die Rate der Gesamtmortalität, der kardiovaskulären Mortalität, des Herzinfarkts, des Schlaganfalls und der koronaren Herzkrankheit beeinflussen. Sie bewerteten zusätzlich auch die Qualität der Beweise, welche die Ergebnisse der untersuchten Studien untermauerten.
Gefahr durch die kombinierte Einnahme von Kalzium und Vitamin-D
Bei der Analyse wurde festgestellt, dass die kombinierte Einnahme von Kalzium und bestimmten Vitaminen sogar schädlich sein kann. Die Metaanalyse ergab mit mäßiger Sicherheit, dass die Einnahme einer Kombination aus Kalzium und Vitamin-D das Schlaganfallrisiko erhöhen kann, schreiben die Autoren. Die Einnahme von Kalzium oder Vitamin-D allein schien jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Mortalität oder die kardiovaskulären Ergebnisse zu haben. Keines der anderen untersuchten Nahrungsergänzungsmittel, auf die sich die Metaanalyse bezog, wie beispielsweise Multivitamin, Eisen, Folsäure, Beta-Carotin und Antioxidantien bewirkte negative Auswirkungen.
Achten Sie auf eine reduzierte Salzaufnahme
Als die Forschenden ihre Aufmerksamkeit auf die Ernährung richteten, stellten sie fest, dass weniger Salz die Gesamtmortalitätsrate bei Menschen mit einem normalen Blutdruck verbessert. Weniger Salz machte auch kardiovaskuläre Todesfälle bei Hypertonikern seltener. Reduzierte Aufnahme von Natrium war jedoch die einzige Form von Ernährung, die irgendeinen Nutzen zeigte. Die anderen sieben Formen der Ernährung, wie beispielsweise weniger oder andere Arten von Fett zu essen, eine mediterrane Ernährung zu wählen und die Aufnahme von Fischöl zu erhöhen hatten keine Wirkung, berichten die Autoren. „Eine verringerte Salzaufnahme war mit einer Verbesserung des Gesamtüberlebens und Reduzierung der kardiovaskulären Mortalität verbunden. Dies kann durch Logik untermauert werden, da es in verschiedenen Studien genügend Daten gibt, welche belegen, dass eine geringe Salzaufnahme den Bluthochdruck grundsätzlich verbessert, was sich direkt auf das kardiovaskuläre Ergebnis auswirkt“, sagt Professor Khan.
Einschränkungen bei den Studien
Die Belege für die Vorteile von Folsäure und Omega-3-Fettsäuren und den Nachteil der Kombination von Kalcium- und Vitamin-D-Präparaten, waren weniger belastbar. Beispielsweise könnte die Einbeziehung einer Studie aus China, wo die Ernährung normalerweise nicht reich an natürlich vorkommender Folsäure ist, einen unverhältnismäßigen Effekt auf die Ergebnisse der Untersuchungen von Folsäure gehabt haben, mutmaßen die Forschenden. Die meisten Studien stützten sich außerdem auf Ernährungstagebücher, die nicht immer zuverlässig sind. Die randomisierten kontrollierten Studien waren nicht präzise genug, berichten die Autoren weiter. Es gab Probleme mit der Methodik, der Zielgruppe und mit dem Zeitpunkt und dem Ort, an dem diese Studien durchgeführt wurden, sagt Professor Khan. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Safi U. Khan, Muhammad U. Khan, Haris Riaz, Shahul Valavoor, Di Zhao: Effects of Nutritional Supplements and Dietary Interventions on Cardiovascular Outcomes: An Umbrella Review and Evidence Map , in Annals of Internal Medicine, Annals of Internal Medicine
- Nutritional supplements and diets not always protective, WVU research suggests, West Virginia University, West Virginia University
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