Studie liefert Hinweise auf negative Auswirkungen von kalorienfreien Süßstoffen
Zwar sehen viele Menschen in Süßstoffen eine „gesündere Alternative“ zu Zucker, doch in den vergangenen Jahren haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen darauf hingewiesen, dass die künstlichen Süßungsmittel dem Körper schaden können. Dies zeigte sich nun auch in einer aktuellen Studie US-amerikanischer Forscher.
Künstliche Süßungsmittel können der Gesundheit schaden
Dass ein hoher Zuckerkonsum zu gesundheitlichen Problemen wie Adipositas, Diabetes oder Karies führt, ist den meisten Menschen bekannt. Viele greifen daher auf künstliche Süßstoffe als vermeintliche „gesündere Alternative“ zurück. Doch diese Substanzen geraten zunehmend ins Visier von Ernährungsexperten und Ärzten. Untersuchungen zufolge schaden Süßstoffe der Gesundheit. Sie können unter anderem das Diabetes-Risiko fördern, wie israelische Forscher herausgefunden haben. Australische beziehungsweise kanadische Wissenschaftler stellten zudem fest, dass solche Süßungsmittel zu starkem Hunger führen und die Gewichtszunahme fördern können. Nun lieferte auch eine neue Studie US-amerikanischer Forscher Hinweise auf die negativen Auswirkungen von kalorienfreien Süßstoffen.
Negative Auswirkungen von kalorienfreien Süßstoffen
„Die negativen Auswirkungen des Konsums hoher Mengen an Zucker auf die allgemeine Gesundheit werden seit langem mit Diabetes, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Gesundheitsproblemen verbunden“, heißt es in der Studie, die am Wochenende auf der Fachkonferenz „Experimental Biology“ in San Diego präsentiert wurde.
Laut den Studienautoren wurden in jüngster Zeit aber auch „die negativen Auswirkungen des Verzehrs von kalorienfreien Süßstoffen anstelle von Zucker in zunehmendem Maße als potentieller Beitrag zum dramatischen Anstieg von Diabetes und Fettleibigkeit“ erkannt.
In Tierversuchen haben die Forscher um Brian Hoffmann vom Medical College of Wisconsin nun neue Hinweise darauf erhalten, warum die künstlichen Süßungsmittel nicht zwingend schlank machen und sogar schädlich sein können.
Veränderung des Stoffwechsels
Die Wissenschaftler fanden bei Ratten und Zellversuchen heraus, dass sich nach dem Konsum bestimmter Süßstoffe (Aspartam und Acesulfam) der Stoffwechsel und die Auskleidung der Blutgefäße ungünstig verändern.
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen fütterten die Forscher eine Gruppe Ratten mit Zucker und eine andere mit Süßstoffen.
Bei Bluttests drei Wochen später stellten sie bei den beiden Gruppen bedeutende Unterschiede bei bestimmten Typen von Fetten und Aminosäuren fest. Dies deute darauf hin, dass die Tiere Fette unterschiedlich verarbeiteten.
Zudem sammelte sich Acesulfam im Blut an. Den Wissenschaftlern zufolge könne dies die Zellen schädigen, die die Blutgefäße auskleiden.
Zwar könne der Körper Zucker im moderaten Ausmaß verarbeiten, doch „Wenn diese Maschine auf lange Zeit überbelastet wird, bricht sie zusammen“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa Hoffmann.
Wer hingegen auf Kalorien-freie Süßstoffe setze, nehme Veränderungen im Fett- und Energiestoffwechsel in Kauf.
Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragbar
Laut dem Mediziner Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam lasse die Tierstudie allerdings noch viele Fragen offen. Außerdem seien die Ergebnisse keineswegs direkt auf Menschen zu übertragen.
Die Aussagekraft werde zudem dadurch eingeschränkt, dass nur zwei Süßstoffe getestet wurden. Mittel wie Sucralose, Stevia, Saccharin seien ebenfalls weit gebräuchlich „und unterscheiden sich von den zwei untersuchten Substanzen in vielerlei Hinsicht“, so Kabisch laut dpa.
Zwar liefere die neue Arbeit, wie auch frühere Studien, Hinweise darauf, dass Süßstoffe nicht automatisch beim Abnehmen helfen oder sogar schädlich sein können, doch einheitlich sei der bisherige Wissensstand nicht.
Dem Experten zufolge könnte neben Stoffwechselmechanismen auch das Essverhalten bewirken, dass man trotz Zuckerverzicht zunimmt.
„Was man an Kalorien mit Süßstoffen spart, legt man – bewusst oder unbewusst – mit anderen Nahrungsmitteln wieder zu“, sagte Kabisch.
Nach derzeitigem Wissensstand könnten Süßstoffe weiterhin verwendet werden, die Empfehlungen zur jeweiligen täglichen Höchstdosis sollten allerdings unbedingt beachtet werden.
In den derzeitigen aufgenommenen Mengen für den menschlichen Verzehr unbedenklich
Die Forscher in den USA warnen bisher ebenfalls nicht vor moderatem Süßstoffkonsum. Eine offizielle Empfehlung, sie zum Abnehmen oder zum Zuckersparen dauerhaft einzusetzen, gibt es allerdings auch nicht.
„Statt Zucker durch Süßstoffe zu ersetzen, rät die DGE die Ernährung grundsätzlich auf „weniger süß“ umzustellen“, so Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) laut der Deutschen Presseagentur.
Die Auswirkungen von Aspartam werden nach Angaben der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) seit mehr als 30 Jahren in Versuchen mit Tieren und Menschen untersucht.
Die Sachverständigen der Behörde kamen zu dem Schluss, „dass Aspartam und seine Abbauprodukte in den derzeitigen Expositionsmengen für den menschlichen Verzehr unbedenklich sind“, heißt es auf der Webseite der EFSA.
Acesulfam ist ebenfalls seit Jahren in der EU zugelassen. (ad)
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