Pestizide können langfristige gesundheitsschädliche Auswirkungen haben
Die Exposition gegenüber Pestiziden erhöht das Risiko, Herzkrankheiten oder Schlaganfälle zu erleiden. Menschen, welche bei ihrer Arbeit mit Pestiziden in Kontakt kommen, sollten auch, nachdem sie bereits in den Ruhestand gegangen sind, ihre Gesundheit auf kardiovaskuläre Komplikationen hin überwachen lassen.
Bei der aktuellen Untersuchung der „University of Hawaii at Manoa“ wurde festgestellt, dass Pestizide das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle erhöhen. Die Ergebnisse der Langzeitstudie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of the American Heart Association“ (JAHA) publiziert.
Pestizide verweilen lange Zeit im menschlichen Körper
Um sich vor Pestiziden zu schützen, sollten gerade Landarbeiter und Bauern unbedingt eine geeignete Schutzausrüstung tragen. Zusätzlich sollten die betroffenen Personen später im Leben, selbst wenn sie bereits in den Ruhestand gegangen sind, ihre Gesundheit von Fachleuten auf kardiovaskuläre Komplikationen hin überwachen lassen. Pestizide haben eine lange Halbwertszeit und existieren für eine lange Zeit im Körper, so dass schädliche Nebenwirkungen erst nach einer Zeitspanne nach zehn bis zwanzig Jahren auftreten können, berichten die Forschenden. Viele Menschen glauben möglicherweise nicht, dass die Exposition gegenüber Pestiziden während ihres jüngeren oder mittleren Alters von entscheidender Bedeutung ist, doch das Gegenteil ist der Fall.
Woher stammten die Daten?
Für die Analyse verwendete das Team die Daten aus dem sogenannten Kuakini Honolulu Heart Program, welches bereits im Jahr 1965 ins Leben gerufen wurde, um Herzkrankheiten bei Männern mittleren Alters zu untersuchen. Die Teilnehmenden wurden zwischen dem Jahr 1900 und 1919 in Japan oder Hawaii geboren und waren zu Beginn der Studie zwischen 45 und 68 Jahre alt. Die Daten wurden bis zum Jahr 1999 aktualisiert. Die Forschungsgruppe konzentrierte sich besonders auf 7.557 Männer, die zu Beginn des Studienzeitraums Angaben zu ihrer Arbeitsgeschichte gemacht hatten und keine Herzerkrankung aufwiesen.
Wie wurde die Belastung durch Pestizide gemessen?
Um die Exposition gegenüber Pestiziden zu messen, verwendete das Team die Expositionsskala der Arbeitsschutzbehörde. Diese schätzt die Exposition der typischen Mengen von Pestiziden bei acht Stunden Arbeitstag und einer 40-Stunden-Arbeitswoche ein, wobei Faktoren wie beispielsweise der Arbeitsplatz, Alter und die Jahre der Tätigkeit in der Branche mitberücksichtigt wurden. Anschließend untersuchten die Forschenden anhand von medizinischen Unterlagen, welche Teilnehmenden an einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, definiert als koronare Herzkrankheit oder zerebrovaskulärer Vorfall wie ein Schlaganfall.
42 Prozent höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
Insgesamt wiesen nur 451 Männer eine hohe Pestizidexposition auf und 410 Männer hatten eine geringe bis mittlere Exposition. Bei dem Rest der Teilnehmenden lag keine solch Exposition vor. Nach Berücksichtigung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Alter, Gewicht, körperlicher Aktivität, Alkoholkonsum und Rauchen stellten die Forschenden fest, dass bei Männern mit hoher Pestizidexposition eine um 42 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit bestand, in den ersten zehn des Beobachtungszeitaum kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln, gegenüber Menschen ohne eine solche Exposition.
Eine hohe Exposition im mittleren Alter führte zu früher einsetzenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Pestizide können zusätzlich auch Cholesterin und die Konzentration von Schwermetallen im Körper beeinflussen, berichten die Forschenden. Eine geringe oder mäßige Exposition gegenüber Pestiziden war nicht mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten verbunden. Negative Auswirkungen einer hohen Exposition wurden nach einem Zeitraum von 34 Jahren nicht mehr beobachtet.
Gab es Einschränkungen bei der Studie?
Eine Einschränkung der Studie ist, dass nur ein kleiner Teil der Personen eine hohe oder niedrige Exposition gegenüber Pestiziden aufwies. Die Tatsache, dass die Teilnehmenden alle einer speziellen ethnischen Gruppe angehören, ist durchaus eine Stärke der Analyse, da hierdurch einige potenziell verwirrende Unterschiede beseitigt werden. Dies bedeutet jedoch auch, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind.
Wie können wir uns schützen?
Wichtig ist, dass die Menschen mit einer Exposition gegenüber Pestiziden ihre medizinischen Unterlagen aufbewahren und die potenzielle Gefährdung dokumentieren, insbesondere, wenn dies bei ihren Arbeitgebern nicht der Fall ist, so der Hinweis der Forschenden. Solche Menschen sollte geeignete Schutzausrüstung und Kleidung tragen und wenn diese nicht vorhanden ist, sollte sie unbedingt angefordert werden. Verschiedene Studien versuchen immer noch herauszufinden, wie Pestizide zu Herzkrankheiten und zum Tod führen (möglicherweise durch Entzündung oder oxidativen Stress) und welche Menge der Exposition wie schädlich ist. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Zara K. Berg , Beatriz Rodriguez, James Davis, Alan R. Katz, Robert V. Cooney, Kamal Masaki: Association Between Occupational Exposure to Pesticides and Cardiovascular Disease Incidence: The Kuakini Honolulu Heart Program, in Journal of the American Heart Association (Abfrage: 02.102019), JAHA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.