Risiken durch Kontaminanten in Lebensmitteln sind Verbrauchern häufig unbekannt
Zwar sehen viele Menschen in Verunreinigungen von Lebensmitteln mit gesundheitsschädlichen Stoffen ein hohes Risiko, doch sind ihnen die einzelnen Kontaminanten oftmals nicht als solche bekannt, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
„Knapp 60 Prozent der deutschen Bevölkerung sehen in unerwünschten Stoffen in Lebensmitteln ein hohes oder sehr hohes gesundheitliches Risiko“, berichtet das BfR von den Umfrageergebnissen. Dabei bilden Quecksilberverbindungen und Dioxine die bekanntesten dieser unerwünschten Stoffe, welche wissenschaftlich als Kontaminanten bezeichnet werden, so das Bundesinstitut weiter. Natürliche Kontaminanten wie beispielsweise Arsen in Reis oder Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Honig oder Tee seien den meisten Befragten hingegen nicht bekannt. Die Ergebnisse der Studie wurden im „Bundesgesundheitsblatt“ veröffentlicht.
Was sind Kontaminanten in Lebensmitteln?
Als Kontaminanten werden unerwünschte Stoffe bezeichnet, die unbeabsichtigt in Lebensmittel gelangen, erläutert das BfR. Diese können natürlicherweise in der Umwelt vorkommen, bei der Verarbeitung von Rohstoffen zu Lebensmitteln entstehen oder durch menschliche Aktivitäten in die Umwelt abgegeben werden und auf diesem Weg in die Nahrungskette gelangen, berichtet das Bundesinstitut. Unerwünscht seien die Kontaminanten, weil sie unter Umständen die Gesundheit beeinträchtigen können.
Einschätzung des Gesundheitsrisikos abgefragt
Insgesamt 1.001 Personen wurden in der repräsentativen Bevölkerungsumfrage mittels computergestützter telefonischer Interviews zum Thema Kontaminanten in Lebensmitteln befragt, so die Mitteilung des BfR. Dabei sei deutlich geworden, dass die meisten Befragten Kontaminanten als ein hohes Gesundheitsrisiko einstufen, „obwohl nur eine Minderheit spontan Kontaminanten im Sinne der wissenschaftlich-rechtlichen Definition als Beispiele für unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln aufführt.“
Viele Befragte nennen Stoffe, die keine Kontaminanten sind
Über die Hälfte der Befragten bezog bei der spontanen Nennung den Begriff Kontaminanten auf Stoffe, die nicht als solche gelten, berichten die Experten des BfR. Gut 30 Prozent der Befragten hätten Lebensmittelzusatzstoffe als Beispiele für unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln angeführt, wobei Geschmacksverstärker (12,4 %) sowie Konservierungs- und Farbstoffe (9 % und 8,8 %) am häufigsten genannt wurden.
Risiko oftmals nicht bekannt
Auf gezielte Nachfrage waren den Probanden jedoch einige Kontaminanten durchaus bekannt. Allen voran das Quecksilber in Fisch (von 78 Prozent der Befragten genannt) und das Dioxin in Eiern (von 70 Prozent genannt). Auch bei Acrylamid in Pommes frites oder getoastetem Brot fiel die Bekanntheit noch recht hoch aus (von 44 Prozent genannt). Doch andere Kontaminanten wie beispielsweise Pyrrolizidinalkaloide in Tee oder Honig (von 13 Prozent genannt) und Benzpyren in Grillfleisch (von 18 Prozent genannt) waren den meisten Befragten kein Begriff. Auch die mögliche Arsen-Belastung in Reis und Reisprodukten erkannten nur 26 Prozent der Befragten als Gesundheitsrisiko.
Die vergleichsweise neue Verbraucherschutzthemen sind laut Angaben des BfR nur einer Minderheit der Befragten bekannt. Lediglich 36 Prozent derer, die von PA gehört haben, würden bei diesen Substanzen ein bedeutsames gesundheitliches Risiko sehen. Bei Arsen treffe dies auf 57 Prozent derjenigen zu, die bereits von einer möglichen Kontamination der Reisprodukte mit diesem Halbmetall gehört haben.
Frauen eher für das Thema sensibilisiert
Den Umfrageergebnissen zufolge unterscheiden sich de generelle Einstellung zu Kontaminanten in Lebensmitteln und die Einschätzung möglicher gesundheitlicher Risiken auch nach Bevölkerungsgruppen. So würden beispielsweise Männer die Risiken von unerwünschten Stoffen in Grillfleisch niedriger einschätzen als Frauen und sich generell in ihrem Alltag weniger häufig mit der Thematik unerwünschter Stoffe in Lebensmitteln auseinandersetzen als weibliche Befragte. Bei den jüngeren Befragten fühlten sich deutlich mehr Personen (rund 41 Prozent der 14- bis 29-Jährigen) schlecht über unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln informiert als bei den ältere Befragten (15 Prozent der über 60-Jährigen).
Weniger gut informierte Personengruppen erreichen
„Von synthetischen Stoffen und Schwermetallen fühlen sich die Menschen am stärksten bedroht“ und „eine angemessene Risikokommunikation über Kontaminanten sollte diese subjektive Risikowahrnehmung berücksichtigen“, resümiert der BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Laut Angaben des BfR sind vor allem Befragte, deren Informationsstand bereits vergleichsweise hoch ist, an zusätzlichen Informationen zu möglichen Schutzmaßnahmen, rechtlichen Regelungen und betroffenen Produktgruppen interessiert. Doch müssen gerade diejenigen erreicht werden, deren Kenntnisstand eher gering ist. „Bei der Kommunikation gesundheitlicher Risiken besteht die Herausforderung daher vor allem darin, weniger gut informierte Personengruppen für die Thematik zu sensibilisieren“, berichtet das BfR. (fp)
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