Kann ein hoher Cholesterinspiegel Kopfschmerzen verursachen?
Erhöhte Cholesterinwerte allein lösen üblicherweise keine Beschwerden aus, sie stellen aber eine erhöhte Gefahr für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Manche Menschen mit hohem Cholesterinspiegel haben auch häufig Kopfschmerzen oder Schwindelanfälle. Gibt es hier aber wirklich einen direkten Zusammenhang?
Es ist bekannt, dass ein hoher Cholesterinspiegel ein Risikofaktor für mehrere ernsthafte Gesundheitsprobleme ist. Dazu gehört die Koronare Herzkrankheit (KHK), die selbst zu schwerwiegenderen Krankheiten wie einem Herzinfarkt führen kann. Können hohe Blutfettwerte aber auch Kopfschmerzen verursachen?
Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
„Über einen langen Zeitraum erhöht ein hoher Cholesterinspiegel das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte und Arterienverkalkung. Das sind die wichtigsten Dinge, über die wir uns Sorgen machen müssen, erklärt der Kardiologe Dr. Luke Laffin in einem aktuellen Beitrag der renommierten Cleveland Clinic (USA).
Verursacht ein hoher Cholesterinspiegel aber auch Kopfschmerzen? „Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür“, sagt Dr. Laffin.
Wenn Ihr Cholesterinspiegel extrem hoch ist, sind die Auswirkungen andere. So kann es etwa zu Cholesterinablagerungen in bestimmten unerwarteten Bereichen, wie Ellenbogen oder der Achillessehne kommen, erklärt der Mediziner.
„Besonders bei jüngeren Menschen kann es bei hohen Werten zu Cholesterin-Ansammlungen oder -Ablagerungen im Auge kommen.“
Kopfschmerzen durch starke erhöhte Blutdruckwerte
Wie der Kardiologe erläutert, kann verwirrend sein, dass Zustände, die häufig mit hohem Cholesterinspiegel in Verbindung gebracht werden, manchmal Kopfschmerzen verursachen können.
„Ich sehe viele Leute, die fragen: ‚Verursacht mein hoher Blutdruck Kopfschmerzen?‘ Das ist eine ziemlich häufige Frage“, so Dr. Laffin. Meist lautet die Antwort nein, fügt er hinzu. „Ihr Gehirn hat eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich für kurze Zeiträume an hohe Blutdruckwerte anzupassen. Aber wenn diese Werte stark erhöht sind, können Sie Kopfschmerzen bekommen.“
Hoher Blutdruck ist neben hohen Cholesterinwerten ebenfalls ein Risikofaktor für Arteriosklerose (Arterienverkalkung). „Wie das zu Kopfschmerzen beiträgt, ist ein wenig fraglich“, sagt der Experte.
Diese Plaquebildung in Ihren Arterien kann jedoch auch Bluthochdruck verursachen, der wiederum zu einem Schlaganfall führen kann.
Migräne durch hohen Cholesterinspiegel?
Dr. Laffin stellt fest, dass es keine Forschung gibt, die beweist, dass ein hoher Cholesterinspiegel Migräne verursacht. Migräne steht in Zusammenhang mit der Vasodilatation, einer Weitung der peripheren Blutgefäße. „Das ist ein völlig anderes Phänomen als Arteriosklerose.“
In den letzten Jahren haben jedoch mehrere wissenschaftliche Untersuchungen interessante Zusammenhänge zwischen Cholesterinspiegeln und Migränekopfschmerzen gefunden.
Eine Studie aus dem Jahr 2015 ergab beispielsweise, dass Menschen, die häufig und intensiv an Migräne litten, einen höheren Gesamtcholesterinspiegel und einen höheren LDL-Cholesterinspiegel („schlechtes“ Cholesterin) aufwiesen. Wenn die Teilnehmenden der Studie eine dreimonatige Behandlung erhielten, die dazu beitrug, ihre Migräne zu reduzieren, gingen diese Werte zurück.
Diese Studie umfasste jedoch nur 52 Personen, was zu wenig ist, um große, umfassende Schlussfolgerungen zu ziehen. Und die Ergebnisse bedeuten nicht, dass ein hoher Cholesterinspiegel diese Migräne verursacht. Ein Zusammenhang hat sich zwar gezeigt, aber das gibt keinen Aufschluss über Ursache und Wirkung.
Eine andere Studie aus dem Jahr 2011 ergab, dass Menschen mit Migräne mit Aura – einer bestimmten Art von Migräne, die mit Seh- oder Sprachveränderungen einhergeht – im Vergleich zu Menschen ohne Kopfschmerzen einen höheren Gesamtcholesterin- und Triglyceridspiegel hatten.
Aber auch hier kann nicht geschlussfolgert werden, dass der höhere Cholesterinspiegel dazu geführt hat, dass sie Migräne mit Aura hatten. Außerdem wurde die Untersuchung nur mit Probandinnen und Probanden durchgeführt, die als ältere Menschen eingestuft wurden. Mit anderen Worten, es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass dies für Menschen jeden Alters gilt.
Benommenheit kann auf Herzprobleme hinweisen
Sind Herzprobleme mit Schwindel verbunden? „Schwindel ist dieser unspezifische Begriff, mit dem Menschen eine ganze Reihe verschiedener Umstände beschreiben“, sagt Dr. Laffin. „Das Drehen im Raum und dieses schwindelartige Gefühl unterscheiden sich stark von Benommenheit.“
Dr. Laffin sagt, dass das Gefühl, als würde sich der Raum drehen, oft von Schwindel oder einem Innenohrproblem herrühren kann und nicht eindeutig mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verbunden ist. Benommenheit kann jedoch definitiv ein Zeichen für eine Herzerkrankung sein.
„Angenommen, Sie haben Plaqueablagerungen in Ihren Halsschlagadern und nicht genügend Blutfluss, oder eine Verengung bestimmter Herzklappen oder Arrhythmien“, erläutert der Arzt, „können diese dazu führen, was manche Leute Schwindel nennen würden, aber wahrscheinlich passender als Benommenheit bezeichnet werden.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Can High Cholesterol Cause Headaches?, (Abruf: 21.02.2022), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.