Bessere Früherkennung von Diabetes und familiärer Hypercholesterinämie
Manche Kinder leiden von Geburt an unter Erkrankungen, die zunächst wenig auffallen, im weiteren Lebensverlauf jedoch erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Hierzu zählen beispielsweise Typ-1 Diabetes und die sogenannte familiäre Hypercholesterinämie. Eltern in Niedersachsen können nun ihre Kinder im Rahmen der „Fr1dolin-Studie“ kostenfrei auf diese beiden Erkrankungen untersuchen lassen. So soll die Früherkennung von Typ-1 Diabetes und familiärer Hypercholesterinämie deutlich verbessert werden.
Die Studie ist eine einmalige Initiative des Kinder- und Jugendkrankenhauses Auf der Bult in Hannover. Sie bietet allen Eltern in Niedersachsen die Möglichkeit, „mit Hilfe der niedergelassenen Kinderärzte ihr Kind kostenlos auf zwei chronische Krankheiten testen zu lassen: Typ-1 Diabetes und familiärer Hypercholesterinämie“, so die Mitteilung der Klinik. „Ziel der Studie ist es, betroffene Kinder zu identifizieren und somit frühzeitig zu behandeln“, betont die Studienleiterin Prof. Dr. Olga Kordonouri.
Bis zu 320.000 Kinder können teilnehmen
Die Studie ist auf einen Zeitraum von zwei Jahren ausgelegt und insgesamt können rund 320.000 Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren teilnehmen, die in Niedersachsen wohnhaft sind, berichtet das Kinderkrankenhaus. Federführend werde die Studie durch das Diabetes-Zentrum im Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult koordiniert. Durchgeführt werde das Screening in ganz Niedersachsen von niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten. Hier kann im Rahmen der U7a, U8 oder U9-Vorsorge-Untersuchungen oder anderer Kinderarztbesuche – nach der Einwilligung durch die Eltern – eine Probe Kapillarblut abgenommen und ins Studienzentrum des Kinder- und Jugendkrankenhauses geschickt werden.
Untersuchung vn Blutproben
Die Blutproben werden im Labor der Kinderklinik auf das Vorliegen einer familiären Hypercholesterinämie untersucht und im Anschluss zum Diabetes-Screening an das Institut für Diabetesforschung am Helmholtz-Zentrum München weitergeschickt. Wird die Diagnose eines Prä-Typ-1 Diabetes oder einer familiären Hypercholesterinämie gestellt, informiert das Studienzentrum den zuständigen Kinderarzt, der daraufhin die Eltern kontaktiert und das weitere Vorgehen in Kooperation mit dem Studienzentrum erörtert.
Hilfsangebote für erkrankte Kinder und deren Familien
„Die betroffenen Familien werden zeit- und wohnortnah von Expertenteams zur jeweiligen Erkrankung beraten und praktisch geschult (Symptome, Risiken, Kontrolluntersuchungen, therapeutische Möglichkeiten, Gestaltung des Alltags und Begleitung des Kindes)“, berichtet das Kinderkrankenhaus. Auch werde weiteren Familienmitgliedern wie beispielsweise den Eltern oder Geschwistern ebenfalls eine Untersuchung auf das Vorliegen einer Familiären Hypercholesterinämie angeboten. Zudem werde im Rahmen der Studie auch die psychische Belastung der Familie erfasst und evaluiert. Hier können bei Bedarf zeitnah individuell angepasste Hilfestellungen angeboten werden. Auch die Teilnahme an einer weiteren Präventionsstudie stehe den Kindern mit frühem Typ-1 Diabetes offen, so Co-Studienleiter Professor Dr. Thomas Danne.
Steigende Zahl der Neuerkrankung bei Diabetes
Laut Angaben des Kinderkrankenhauses ist Typ-1 Diabetes (T1D) die zweithäufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Allein in Deutschland seien rund 30.000 Kinder von der Erkrankung betroffen. Diese ist bis heute nicht heilbar ist und bedeutet für die Betroffenen und deren Familien eine deutliche Umstellung ihrer Lebensweise, erklären die Experten. Bedenklich sei auch die deutliche Zunahme der Erkrankungen. So steige die Zahl der Neuerkrankungen jährlich um drei bis vier Prozent. „Insbesondere im Vorschulalter steigt sie mit 5 bis 7 Prozent dramatisch an“, so das Kinderkrankenhaus weiter.
Frühzeitige Arterienverkalkung vermeiden
Die familiäre Hypercholesterinämie (FH) stelle daneben „eine wichtige genetisch-bedingte Ursache für eine vorzeitige Erkrankung der Herzkranzgefäße dar.“ Zudem hätten aktuelle Studien gezeigt, dass die Häufigkeit der Erkrankung in den europäischen Ländern massiv unterschätzt wird. Obwohl eine große Zahl junger Erwachsener betroffen sei, werde bei weniger als einem Prozent die familiärer Hypercholesterinämie rechtzeitig erkannt und behandelt. Doch nur durch eine Früherkennung und entsprechende Behandlung könne der schnell einsetzenden Arterienverkalkung vorgebeugt werden. Interessierte Eltern können sich über die Teilnahme an der Studie unter der kostenlosen Hotline 0800 37136546 informieren (fp)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.