Oftmals langer Weg zur richtigen Diagnose und erfolgreichen Behandlung
Die Krätze, medizinisch auch Scabies genannt, ist eine durch Milben verursachte Hautkrankheit. Dabei graben sich Milben unter die menschliche Haut und legen dort ihre Eier ab. Der Befall verursacht in erster Linie einen starken Juckreiz und Hautirritationen, doch oft leidet auch das psychische Wohlbefinden infolge der Erkrankung.
Unterschiedliche Verläufe
Scabies kann laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Mensch zu Mensch unterschiedliche Verläufe nehmen, was die Diagnosestellung häufig erschwert. Nicht selten kommt es vor, dass Betroffene über Wochen zu unterschiedlichen Ärzten gehen, bevor die Krätze letztendlich richtig diagnostiziert wird.
Psychische Belastungen
So kann der Weg zur richtigen Diagnose bereits eine psychische Herausforderung für die Betroffenen darstellen. Viele Arztbesuche, unterschiedliche Behandlungsansätze und Diagnosen, bei ausbleibender Besserung oder gar Verschlechterung der Symptome. Der Juckreiz, der zum Abend und in der Nacht schlimmer wird, hindert meist beim Einschlafen und beschert unruhige Nächte. Darunter leidet auch das psychische Wohlbefinden.
Behandlung oft langwierig
Wird dann die richtige Diagnose gestellt, haben viele Betroffene Hoffnung, dass mit der entsprechenden Behandlung schnelle Besserung eintritt. Dies ist jedoch oft nicht der Fall. In Deutschland gängigste Therapie ist die Behandlung mit einer fünfprozentigen Permethrin-Creme, welche man 12 Stunden auf der Haut einwirken lässt. Zusätzlich ist eine gründliche Umgebungsbehandlung notwendig, die über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen das tägliche Wechseln aller getragener Wäsche, Bettwäsche und Handtücher notwendig macht.
Postscabiöses Ekzem eine längerfristige Belastung
Ein weiterer Aspekt, der den Befall mit Krätze psychisch belastend macht, ist das sogenannte Postscabiöse Ekzem. Durch dieses bleibt eine schnelle Besserung der Symptome und damit eine Entlastung für die Betroffenen meist aus. Die abgestorbenen Milben und Eier unter der Haut rufen im Körper eine Immunabwehr hervor, welche von der Symptomatik einer aktiven Krätze sehr ähnelt. So kann es sein, dass auch nach erfolgreicher Behandlung weiterhin über Tage und Wochen täglich neue Papeln (wie kleine Stiche) auf der Haut auftreten und die Haut weiterhin stark juckt.
Die Ungewissheit, ob man erfolgreich behandelt wurde oder noch immer lebende Milben unter der Haut aktiv sind, stellt für viele Betroffenen eine große psychische Herausforderung dar. Auch die erneute ärztliche Rücksprache schafft hier oft malskeine Klarheit. Denn zur Diagnosestellung bedarf es neben mikroskopischen Untersuchungen auch einiger Erfahrung.
Am Ende bleibt es immer ein Abwägen zwischen neuer Behandlung – und damit auch neuer Belastung für die Haut und den Körper (denn man darf nicht vergessen, dass es sich bei den Medikamenten gegen Krätze um Pestizide handelt) – und Abwarten bei konsequenter Hautpflege mit rückfettenden Cremes oder auch einer Behandlung mit Cortison.
Fehlgeschlagene Behandlungen
Leider ist ein Anhalten der Symptome nicht immer mit dem Postscabiösen Ekzem zu erklären, häufig handelt es sich auch um eine nicht erfolgreiche Behandlung und die Milben sind weiterhin aktiv. Erklärungen für eine nicht erfolgreichen Behandlung könnten dabei Resistenzen der Milben gegen die gängigen Medikamente sein oder auch Behandlungsfehler.
So muss man nach einigen Wochen gegebenenfalls erneut behandelt werden. Entweder ein zweites Mal mit den vorherigen Medikamenten oder man wählt ein Medikament mit einem anderen Wirkstoff. Leider gibt es jedoch nicht viele Alternativen zu der Behandlung mit Permethrin. Es besteht die Möglichkeit der oralen Einnahme von Tabletten mit Ivermectin oder der Verwendung von Emulsionen mit Benzylbenzoat oder Crotamiton. Naturheilkundliche Behandlungen sind mit Teebaumöl oder Neemöl möglich.
Die Hoffnung auf Besserung der quälenden Symptome wird den Betroffenen nach Wochen genommen und es folgen nicht selten mehr als zwei oder drei weitere Behandlungen um die Milben loszuwerden. Jede Behandlung bedarf auch wieder einer konsequenten Umgebungsbehandlung und mit jeder weiteren Behandlung schwindet bei den Betroffenen die Hoffnung auf Besserung. Nicht selten hat man so über Wochen und Monaten mit der Krätze zu tun, bis man sie endgültig losgeworden ist.
Lange Inkubationszeit und Ping-Pong-Effekt
Hat man die Milben endlich in den Griff bekommen, ist man dennoch nicht geschützt vor einer neuen Besiedelung. Bei der ersten Infektion beträgt die Inkubationszeit vier bis sechs Wochen. In dieser Zeit ist es durchaus möglich, andere Menschen anzustecken. Hat man Menschen in seinem Umfeld angesteckt, können diese einem die Milben durchaus wieder „zurückgeben“. Eine Mitbehandlung von Menschen in der nahen Umgebung ist daher in jedem Fall angezeigt.
Ob man jemanden angesteckt hat, wird aber erst nach Wochen erkennbar und somit ist es leider sehr häufig so, dass man sich wieder und wieder ansteckt. Gerade wenn man in einem Bereich arbeitet, bei dem Körperkontakt zu anderen Menschen besteht, oder in Familien mit Kindern die Kindergarten oder Schule besuchen.
Stigmatisierung fördert unbemerkt Ausbreitung
Um den Ping-Pong-Effekt zu umgehen ist es gerade bei Krätze von großer Wichtigkeit, sein Umfeld schnellstmöglich zu informieren und zu sensibilisieren. Leichter gesagt als getan, denn die Krätze wird noch immer mit schlechter Hygiene und unzureichender Körperpflege in Verbindung gebracht. Obwohl Krätze inzwischen ebenso wie Läuse und Würmer zu den typischen Parasitenbefällen in Kindergarten und Schule zählt, ist das Wissen über Krätze noch nicht besonders ausgeprägt.
So muss man damit rechnen, dass das Umfeld eher mit Ablehnung und Distanzierung reagiert, was den offenen Umgang mit der Krätze schwer macht. Leider verschweigen Betroffene ihre Infektion daher viel zu häufig und die Krätze kann sich unbemerkt weiter ausbreiten. Gerade weil die Krätze nicht nur körperlich sondern auch psychisch eine stark belastende Krankheit ist, bleibt es wichtig dass das Wissen über die Krätze in der Gesellschaft und auch in der Ärzteschaft weiter ausgebaut wird. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Robert Koch-Institut (RKI): Skabies (Krätze) (Stand 31.01.2022), rki.de
- Cord Sunderkötter, Hermann Feldmeier, Regina Fölster-Holst, Bertram Geisel, Sabine Klinke-Rehbein, Alexander Nast, Sandra Philipp, Bernhardt Sachs, Julia Stingl, Johanna Stoevesandt, Henning Hamm: S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Skabies – Kurzfassung (Stand 31.01.2022), awmf.org
- Cord Sunderkötter, Anton Aebischer, Matthias Neufeld, Christoph Löser, Alexander Kreuter, Ralf Bialek, Henning Hamm, Hermann Feldmeier: Zunahme von Skabies in Deutschland und Entwicklung resistenter Krätzemilben? Evidenz und Konsequenz; in: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (veröffentlicht 07.01.2019), onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.