04.07.2012
Beinahe jede Woche kommt eine neue „legale Droge“ auf dem Markt. Meist handelt sich dabei um Kräutermischungen oder Badesalze, die synthetische hergestellte Cannabinoide beinhalten, um Käufer zu berauschen. Die gesundheitlichen Folgen sind vielfach nicht abschätzbar, weil die Labore der Gesundheitsbehörden kaum noch nachkommen, die Substanzen genau zu untersuchen. Es existieren zahlreiche Fallberichte, in denen Konsumenten zum Teil erhebliche körperliche Schäden durch den Konsum davon trugen. Das berichtet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) und verweist auf erste Ergebnisse der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle EBDD und Europol.
Rasanter Anstieg der psychoaktiven Drogen
Der Drogenmarkt in Europa wächst nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) rasant. Noch im Jahre 2009 verzeichneten europäische Behörden 24 neue psychoaktive Stoffe, die an das Frühwarnsystem der Europäischen Union (EU) gemeldet wurden. Im Jahre 2011 waren es bereits 49 Substanzen, die neu auf dem Markt kamen. 23 von den gemeldeten Produkten waren sogenannte synthetische Cannabinoide, die von den Herstellern auch als „Legal Highs“ beworben werden.
Die Gesundheitsbehörden kommen bei der Vielzahl der unterschiedlichen Mischungen kaum nach, die Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen der einzelnen Kräutermischungen genau zu analysieren. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen zeigen sich oft erst spät und eingehende Studien fehlen. Die Produkte werden vor ihrem Verbot meist als „Kräutermischungen“ oder auch „Badesalze“ beworben, wobei den Käufern in den meisten Fällen gleich ersichtlich ist, dass die „Legal Highs“ zum vermeintlichen „legalen berauschen durch Inhalieren“ gedacht sind.
Obwohl keine klinischen Studien vorliegen, berichten Ärzte immer wieder von Vorfällen, bei denen vornehmlich junge Menschen notfallmedizinisch behandelt werden mussten. In vielen Fällen litten die vornehmlich jungen Patienten an regelrechten Panikattacken, Krämpfen und Atemnot. In schweren Einzelfällen ereigneten sich kardiovaskuläre Vorfälle und die Patienten erlitten einen Herzinfarkt oder Atemstillstand. Nach Angaben der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle wurden sogar Suizide durch „Legal Highs“ beobachtet.
Weil aber systematische Studien fehlen, kann nicht eindeutig belegt werden, dass synthetisch hergestellte Cannobinoide „tatsächlich Ursache der beschriebenen Folgen sind“, wie ein Sprecher der Bundeszentrale sagte. Eine Entwarnung bedeute dies freilich nicht, wie Prof. Dr. Elisabeth Pott betonte: „Bei den sogenannten Legal Highs ist in der Regel weder über die Menge noch über die Zusammensetzung der verwendeten Wirkstoffe etwas bekannt. Wer den Inhalt solcher ‚Wundertüten’ raucht oder auf andere Weise konsumiert, geht ein nicht kalkulierbares gesundheitliches Risiko ein. Vom Konsum dieser Substanzen ist daher dringend abzuraten.“
Kräutermischungen gefährlicher als Cannabis
Ein Sprecher des bayrischen Landeskriminalamt in München berichtet, dass die Kräutermischungen, die vornehmlich im Internet oder sogenannten „Headshops“ vertrieben werden, „weitaus gefährlicher als Cannabis“. Der chemische Forensiker Dr. Marc Wende untersuchte unlängst die bereits verbotene Mischung „Lava Red“. Darin fand der Experte das Cannabinoid „JWH-122“. Neben Psychosen können auch „schwere Kreislaufzusammenbrüche und Bewusstlosigkeit“ durch den Konsum entstehen, erläuterte auch der leitende Notarzt am Klinikum Großhadern in München, Dr. Stephan Prückner. Demnach begeben sich Konsumenten in „potenziell bedrohliche Situationen“. Eine Kalkulierbares Risiko über die Gefahren können die jungen Menschen nicht anstellen. Denn kaum jemand weiß, was tatsächlich in den Badesalzen, Duftölen oder Kräutermischungen enthalten ist. Auf der Internetseite „Drugcom.de“ informiert die BzgA über die Wirkungen und Risiken der neuen Drogen. (sb)
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Bild: Henning Hraban Ramm / pixelio.de
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