„Traumbusen“-Werbung passt nicht zu evangelischem Krankenhaus
Mit dem Spruch „Traumbusen für 2.999 Euro“ und der Möglichkeit einer Ratenzahlung hatte ein Würzburger Ärzteservice für die Schönheitsoperation geworben. Ein evangelisches Krankenhaus hat daraufhin die Zusammenarbeit mit dem Service aufgekündigt. Die Werbung passe nicht zum „Stil“ des Hauses.
Knapp 3000 Euro für den Traumbusen
„Traumbusen für 2.999 €,-“, „oder für bequeme 74,- € im Monat“: So hatte die „Deutsche Ärzte Service GmbH“ mit Sitz im bayerischen Würzburg eine Schönheitsoperation beworben. Das Schnäppchen-Angebot hat sie nun die Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Krankenhaus Mittelhessen in Gießen gekostet. Die Klinik beendete die Kooperation, nachdem die Werbung in einem lokalen Anzeigenblatt geschaltet worden war. Der Geschäftsführer der Krankenhauses, Tim Allendörfer, erklärte laut einer Meldung des Pressedienstes „epd“, die Werbung für die Brustoperation sei ihm „übel aufgestoßen“.
Passen solche Operationen zu einer christliche Klinik?
„Das entspricht nicht dem Stil unseres Hauses, davon distanzieren wir uns.“ Die Anzeige mit der Möglichkeit einer Ratenzahlung sei nur einmal erschienen. Allendörfer hatte einen entsprechenden Bericht auf dem Internetportal „hr-online“ bestätigt. Die Kooperation mit dem Ärzteservice, der Patienten an seriöse Krankenhäuser und Praxen vermittele, habe seit Oktober 2014 bestanden. Nach eigenen Angaben sei der Geschäftsführer über die Annonce nicht informiert worden. Wie Allendörfer erklärte, machten Schönheitsoperationen am Evangelischen Krankenhaus Mittelhessen nur einen kleinen Teil aus. Es stelle sich grundsätzlich die Frage, ob man als christliches Krankenhaus solche Operationen anbieten solle. „Wir tun es.“ Man habe festgestellt, dass es Patienten gebe, die unter einem bestimmten körperlichen Aussehen sehr stark leiden und die einen „hohen Leidensdruck“ hätten.
Patienten lassen sich im Ausland operieren
Zudem berichtete der Geschäftsführer: „Viele Patienten gehen ins Ausland“ und ließen sich dort unter mitunter schwierigen hygienischen Verhältnissen operieren. Daher seien manchmal Nachoperationen in Deutschland nötig, um die Schäden wiedergutzumachen. Insgesamt drei Ärzte seien an der Klinik für plastische, ästhetische, rekonstruktive und Handchirurgie im Evangelischen Krankenhaus Mittelhessen tätig. „Sie sind frei in ihrer Entscheidung“. Den Angaben zufolge hätten sie Patienten auch schon abgelehnt.
Immer mehr Schönheitsoperationen in Deutschland
Der Trend zu mehr Schönheitsoperationen in Deutschland ist ungebrochen. Laut einer bundesweiten Patientenbefragung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) im vergangenen Jahr waren Brustvergrößerungen die am häufigsten nachgefragten Eingriffe. Das im Herbst 2013 veröffentlichte Kinderbarometer der Bausparkasse LBS hatte ergeben, dass selbst schon viele Kinder eine Schönheits-OP möchten. Damals waren bundesweit 10.000 Kinder zwischen neun und 14 Jahren befragt worden. Demnach spielten sogar manche Mädchen mit dem Gedanken einer Brustoperation bevor der Busen sich überhaupt entwickelt hatte. Experten des Deutschen Kinderschutzbundes erklärten, sie betrachten die Entwicklung mit großer Sorge. (ad)
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