In deutschen Kliniken werden multiresistente Keime mehr und mehr zum Problem. Dabei ließe sich mit wenigen Maßnahmen kostengünstig eine Verbesserung der Situation erreichen
03.12.2014
In deutschen Kliniken werden multiresistente Keime mehr und mehr zum Problem. Dabei ließe sich mit wenigen Maßnahmen kostengünstig eine Verbesserung der Situation erreichen. Denn die meisten der Keime wurden in den Krankenhäusern selber auf die Patienten übertragen. Eine der Ursachen dafür liegt in der vergleichsweise geringen Anzahl von Pflegekräften pro Patient, die dazu führt, dass die Desinfektion der Hände mangelhaft ist. Eine weitere Ursache liegt in der viel zu häufig unnötigen Verschreibung von Antibiotika durch Ärzte. Vergleiche mit anderen Ländern zeigen, dass der Personalschlüssel von entscheidender Bedeutung ist. So ist die Zahl der Patienten pro Pfleger in Deutschland knapp dreimal so hoch, wie beispielsweise die in den USA oder Norwegen.
Mehr Personal senkt Kosten
Einer amerikanischen Studie zufolge sinkt die Zahl der Pneumokokken-Infektionen deutlich mit jeder Verbesserung des Zahlenverhältnisses von Pflegepersonal zu Patient. Auch das Auftreten anderer im Krankenhaus übertragener Krankheiten sinkt deutlich mit jeder Minute, die das Pflegepersonal mehr für Patienten zur Verfügung hat.
Eine Aufstockung des Personals ist nicht nur aus medizinischer Sicht wünschenswert. Auch aus Kostengründen macht eine solche Maßnahme Sinn. Einer amerikanischen Studie zufolge würde eine Aufstockung des Personals um 45 Minuten pro Patient zwar auf der einen Seite 192 Dollar kosten. Gleichzeitig würde das Gesundheitssystem aber auch pro Patient 608 Dollar für Nachbehandlungen und Wiedereinweisungen sparen und so einen Überschuss von 415 Dollar erwirtschaften. Dazu Jonas Schreyögg, Gesundheitsökonom der Universität Hamburg: "Das Problem ist aber, dass sich gute Ergebnisse in deutschen Krankenhäusern bisher nicht monetär lohnen, das heißt, sie schlagen sich nicht in der Vergütung nieder."
Verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika
Ein weiterer signifikanter Faktor bei der Bekämpfung multiresistenter Keime ist der Einsatz von Antibiotika. Zwar kamen in Deutschland 2013 deutlich weniger Antibiotika zum Einsatz als noch vor 5 Jahren. Sie werden aber nach wie vor viel zu häufig verschrieben und erhöhen deshalb die Gefahr, dass sich resistente Keime bilden. Eine besondere Gefahr geht in diesem Zusammenhang vom Einsatz von Breitbandantibiotika aus. Sie sollten nur in Notfällen als Ultima Ratio eingesetzt werden. So hat sich herausgestellt, dass in Krankenhäusern, die viele Antibiotika einsetzen, auch die Zahl der Infektionen mit resistenten Keimen steigt. Alternativ können hier Verfahren der Naturheilkunde zum Einsatz kommen. Dazu gehört zum Beispiel auch die Homöopathie. Eine weitere Gefahr geht vom Antibiotikaeinsatz in der Tiermast aus. (jp)
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