Richtiges Ausziehen von Krankenhauskleidung verringert Infektionsgefahr
Ein Krankenhaus sollte eigentlich Leben retten. Manchmal ist es aber auch so, dass gerade in Krankenhäusern Menschen lebensgefährliche Infektionen erleiden. Forscher forderten für eine Studie, die im „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) veröffentlicht wurde, dass Krankenhausmitarbeiter ihren Kittel und ihre Handschuhe ausziehen. Vorher hatten sie die Kleidungsstücke mit gefälschten Bakterien beschmutzt. Es konnte festgestellt werden, dass die Bakterien in 46 Prozent aller Fälle auf der Haut und Kleidung der Personen zurückblieben. Die Kontamination wurde häufiger, wenn die Entkleidungstechnik nicht richtig war. Doch selbst wenn keine Fehler beim Ausziehen der beschmutzten Kleidung vorlagen, traten Verunreinigung in etwa einem Drittel der Simulationen auf. Auf Grund dieser Fakten kann man sagen, dass Fachleute des Gesundheitswesens ihre Schutzkleidung in vielen Fällen nicht entfernen können, ohne sich selbst zu kontaminieren. Einfache Maßnahmen haben das Potenzial, die Gefahr einer Kontamination stark zu reduzieren, so das Fazit der Wissenschaftler.
Test mit fluoreszierenden Lotionen soll Ausbreitung von Krankheitserregern erklären
Die aktuelle Studie zeigt, dass Simulationen mit fluoreszierenden Lotionen oder Pulver zur Erläuterung der Ausbreitung von Krankheitserregern beitragen können. Der große Vorteil des Fluoreszenzlotion-Verfahrens zur Ausbildung des Personals ist, dass sofort eine visuelle Rückmeldung vorliegt. Sowohl Standorte, aber auch die Wege der Verunreinigung werden so aufgezeigt. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Simulationen unter Verwendung von fluoreszierenden Lotionen nützlich sein können. Hierdurch könnten neue Techniken für die Entfernung von Handschuhen und Kitteln entwickelt werden. Gerade bei der Versorgung von Patienten mit gefährlichen Krankheitserregern wie beispielsweise dem Ebola-Virus ist es sehr wichtig, Verunreinigungen zu verhindern. Nur so kann garantiert werden, dass sich die Viruserkrankung nicht weiter ausbreitet. Versuche oder Tests mit Lotionen oder Pudern sind preiswert, sicher und einfach durchzuführen.
Test in vier Krankenhäusern mit 435 Simulationen
An 435 durchgeführten Simulationen waren 246 Krankenschwestern beteiligt. Die weiteren Tests wurden von 72 Ärzten und 117 weiteren Probanden, die als Physiotherapeuten, Ernährungsberater und Radiologie-Techniker arbeiten, durchgeführt. Die Forscher unter Leitung von Dr. Tomas Myreen des „Cleveland Veterans Affairs Medical Center“ rekrutierten diese Freiwilligen aus vier Krankenhäusern in der Gegend von Cleveland. Für den Test wurde auf Handschuhe ein halber Millimeter fluoreszierende Lotion aufgetragen. Diese leuchtete unter Schwarzlicht. Dann wurden die Probanden gebeten, die Lotion auf ihren behandschuhten Händen für 15 Sekunden zu verteilen. Danach wischten sie mit ihren Handschuhen über ihre Kittel. Im Anschluss bekamen die Probanden neue, saubere Handschuhe.
Schwarzlicht deckt auf: Verunreinigungen weitverbreitet
Nun wurde den Testpersonen aufgetragen, dass sie ihre Kleider und Handschuhe so ausziehen sollten, wie sie es normalerweise tun. Als die Krankenhausmitarbeiter fertig waren prüften die Forscher mit Hilfe von Schwarzlicht, ob Spuren von der Lotion zurückgeblieben waren. Es wurde festgestellt, dass die Probanden in 38 Prozent der Fälle Lotion an ihrer Kleidung und auf der Haut hatten, wenn sie ihre Kittel auszogen. Wenn sie ihre Handschuhe auszogen, trat die Verunreinigung sogar bei 53 Prozent der Testpersonen auf.
Fehler beim ausziehen von Schutzkleidung kontaminierten 70 Prozent aller Probanden
In allen vier Krankenhäusern war die Wahrscheinlichkeit sich zu verunreinigen ungefähr gleich groß. Es machte auch keinen Unterschied, welchem Beruf die Probanden im Krankenhaus nachgingen. Fehler beim Ausziehen oder Anziehen ihrer Schutzkleidung traten mit gleicher Wahrscheinlichkeit bei allen auf. Die meisten Fehler entstanden beim Anlegen der Handschuhe oder beim Ausziehen der Kittel und der Handschuhe. Oft werden Kittel über den Kopf ausgezogen anstatt sie zu öffnen und vom Körper wegzuziehen. Wenn den Freiwilligen ein Fehler unterlief, wurden sie zu 70 Prozent kontaminiert. Aber auch wenn die Personen sich perfekt an alle Sicherheitsrichtlinien hielten, verunreinigten sie sich in 30 Prozent aller Fälle.
Trainingsprogramm soll Mitarbeiter schulen
Dr. Tomas Myreen und seine Kollegen reagierten auf die Ergebnisse der Studie. Es wurde ein Trainingsprogramm eingeführt, dass Mitarbeiter richtiges an-und ausziehen von Kittel und Handschuhen üben lässt. Zu diesem Zweck sehen Mitarbeiter ein zehn Minuten langes Schulungsvideo. Danach trainieren sie zwanzig Minuten lang die erlernten Techniken. Um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen, wird empfohlen, dass den ersten Trainingseinheiten jährliche Auffrischungsschulungen folgen. Die Studie zeigt, dass die Rate der Kontamination durch die Übungen von 60 Prozent auf 19 Prozent reduziert wurde. Obwohl die Verunreinigung durch die Maßnahmen verringert wurde, gelang es allerdings nicht die Kontamination auf null zu reduzieren.
Mitarbeiter müssen besser geschult und Schutzkleidung sollte neu entworfen werden
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass multiresistente Bakterien eine hartnäckige Bedrohung in Krankenhäusern sind. Ein wichtiger Teil der Lösung ist es, dass Mitarbeiter im Gesundheitswesen besser unterrichtet werden, wie Kittel und Handschuhe sicher an-und ausgezogen werden, erklärte der Autor der Studie. Außerdem wird Arbeitnehmern in Krankenhäusern geraten, dass sie ihre Bekleidung und Handschuhe desinfizieren sollten, bevor sie diese ausziehen. Die beste Lösung könnte sein, die persönliche Schutzausrüstung neu zu entwerfen. Es ist wichtig bei der Entwicklung darauf zu achten, dass es einfacher wird, Kittel und Handschuhe auszuziehen ohne sich selbst zu verunreinigen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.