Die Gesetzliche Krankenkassen verzeichnen einen Milliarden-Überschuss
05.09.2011
Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) konnten im ersten Halbjahr 2011 einen deutlichen Überschuss erwirtschaften. Wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte, verzeichneten die Krankenkassen aufgrund der guten konjunkturellen Entwicklung und der Einsparungen bei den Arzneimittelkosten einen Überschuss von 2,41 Milliarden Euro.
2,4 Milliarden Euro Überschuss bei den gesetzlichen Krankenversicherungen
Bereits nach Veröffentlichung der Zahlen für das erste Quartal 2011 zeichnete sich ein Milliarden-Überschuss bei den gesetzlichen Krankenversicherungen ab. Nun hat sich diese Tendenz auch in den Halbjahreszahlen bestätigt. Der Überschuss von 1,47 Milliarden aus dem ersten Quartal ist um weitere 950 Millionen Euro gestiegen, so dass insgesamt ein Plus von mehr als 2,41 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2011 steht, erklärte das Bundesgesundheitsministerium in Berlin. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 (112 Millionen Euro) hat sich der Überschuss demnach mehr als verzwanzigfacht. Dabei nennt das Bundesgesundheitsministerium vor allem die im Zuge der anziehende Konjunktur deutlich gestiegenen Beitragseinnahmen als Ursache dieser positiven Entwicklung. Aber auch die im Rahmen der Gesundheitsreform durchgesetzten Nachlässe bei den Arzneimittelpreisen, zeigen laut Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ihre Wirkung.
Den aktuellen Zahlen zufolge wiesen die gesetzlichen Krankenkassen insgesamt im ersten Halbjahr 2011 Einnahmen in Höhe von 91,7 Milliarden Euro auf, bei Ausgaben in Höhe von 89,3 Milliarden Euro. Ein Großteil des Überschusses entfiel dabei laut Aussage des Bundesgesundheitsministeriums auf die beiden großen Krankenkassenarten der AOK (971 Millionen Euro) und der Ersatzkassen (954 Millionen Euro). Auch die Betriebskrankenkassen waren mit 221 Millionen Euro deutlich im Plus, ebenso wie die Innungskrankenkassen (156 Millionen Euro) und die Knappschaft-Bahn-See (98 Millionen Euro). Bis zum Jahresende ist laut Aussage des Bundesgesundheitsminister mit einem Überschuss bei den gesetzlichen Krankenkassen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zu rechnen, im Gesundheitsfonds insgesamt wird dem Schätzerkreis der gesetzlichen Krankenkassen zufolge voraussichtlich ein Plus von knapp sieben Milliarden Euro stehen.
Gute Konjunktur und reduzierte Arzneimittelkosten
Als Grund für die positive Entwicklung bei den gesetzlichen Krankenkassen nennt der Bundesgesundheitsminister einerseits die verbesserte Einnahmesituation im Zuge der relativ guten wirtschaftliche Entwicklung. Anderseits habe auch die Reduzierung der Ausgaben wie zum Beispiel die im Zuge der Gesundheitsreform Ende letzten Jahres durchgesetzten Preisnachlässe bei Medikamenten in Höhe von 16 Prozent einen wesentlichen Anteil an dem nun zu verzeichnenden Milliarden-Überschuss. Um 6,3 Prozent sind die Ausgaben für Arzneimittel im ersten Halbjahr 2011 gesunken. Doch in anderen Bereichen haben die Krankenkassen weiterhin mit steigenden Kosten zu kämpfen. So sind die Ausgaben bei den ambulanten ärztlichen Behandlungen um 2,3 Prozent gestiegen, bei den Krankenhausbehandlungen um 4,6 Prozent und bei den Früherkennungsmaßnahmen um 5,2 Prozent. Auch die Ausgaben für das Krankengeld haben sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 erneut um 9,6 Prozent erhöht. Insgesamt stehen die gesetzlichen Krankenkassen jedoch deutlich besser da, als noch ein Jahr zuvor. Zwar konnten die Krankenkassen auch 2010 zwischen Januar und Juni einen Überschuss verzeichnen, doch dieser lag lediglich bei 112 Millionen Euro und drehte sich bis zum Jahresende in ein Defizit von rund 445 Millionen Euro.
Gute Perspektiven für die GKV?
Auch dieses Jahr könnte der Überschuss der ersten sechs Monate in der zweiten Jahreshälfte noch deutlich geschmälert werden, da die Ausgaben im ersten Halbjahr regelmäßig niedriger liegen als im zweiten, erklärte das Bundesgesundheitsministerium. So hätten die Krankenkassen von Juli bis Dezember 2010 rund 1,5 Milliarden Euro mehr ausgegeben, als im ersten Halbjahr 2010. Insgesamt stehen die Chance jedoch gut, dass die gesetzlichen Krankenversicherungen dieses Jahr mit einem deutlichen Plus abschließen. Nach der Aufregungen, die im Zuge der City-BKK-Pleite und weiterer drohender Krankenversicherungs-Insolvenzen, in der Branche eingekehrt war, sorgen die aktuellen Zahlen auch auf Seiten der Versicherten ein wenig für Beruhigung. Da im Gesundheitsfonds, aus dem die Krankenkassen ihre Mittel erhalten, ebenfalls ein Überschuss 460 Millionen Euro steht und dieser im Zuge des zweiten Halbjahres voraussichtlich noch weiter steigen wird, sind die Perspektiven der gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2012 nach Einschätzung von Branchenkennern wie dem AOK Pressesprecher Udo Barske, durchaus positiv.
Sieben Milliarden Euro Überschuss im Gesundheitsfonds
Insgesamt wird der Gesundheitsfonds bis zum Jahresende laut Aussage des Schätzerkreises der gesetzlichen Krankenversicherungen Rücklagen in Höhe von fast sieben Milliarden Euro aufweisen. Zwar ist der Großteil dieser Mittel schon verplant, da drei Milliarden für die gesetzliche Mindestreserve benötigt werden und zwei Milliarden Euro für den Sozialausgleich in den Jahren 2012 bis 2014 vorgesehen sind. Doch theoretisch blieben freie Mittel in Höhe von zwei Milliarden Euro, die zum Beispiel für Senkungen des Beitragsatzes zur Verfügung stehen würden. Der Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) lehnt eine Senkung des derzeitigen Beitragsatzes der gesetzlichen Krankenversicherungen von 15,5 Prozent jedoch ab und plädierte dafür, den aktuell aufgebauten „kleinen Puffer“ vorerst als Reserve im Gesundheitsfonds zu belassen. Auch das Bundesversicherungsamt sprach sich gegen eine Verwendung des Überschusses zur Senkung des Beitragsatzes aus. (fp)
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