Modifizierte Antikörper effektiv gegen Krebzellen
Forschende haben einen neuen Weg identifiziert, um durch einen speziellen Teil des menschlichen Immunsystems die natürliche Fähigkeit therapeutischer Antikörper zu verstärken, so dass diese Blutkrebszellen angreifen. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten den Weg für eine neue Klasse von Behandlungen ebnen.
In einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung der University of Southampton wurde festgestellt, dass es möglich ist, die Fähigkeit therapeutischer Antikörper zum Angriff auf Blutkrebszellen zu optimieren. Dafür verwendeten die Forschenden einen Teil des menschlichen Immunsystems, welcher als Komplementsystem bezeichnet wird. Die Ergebnisse der Studie können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Communications Biology“ nachgelesen werden.
Gezielte Aktivierung des Komplementsystems
Die bei der Untersuchung eingesetzte neue Technologie nutzt eine natürliche Eigenschaft von Immunglobulin M (IgM). Dieser Antikörper weist laut den Fachleuten von Natur aus ein hohes Maß an sogenannter Komplementsystemaktivierung auf. Genau diese Eigenschaft machte sich die Forschungsgruppe zunutze und baute sie in Immunglobulin G (IgG)-Antikörper ein.
Beste Eigenschaften von Antikörpertypen kombinieren
Die Immunglobulin G (IgG)-Antikörper werden für die Behandlung von Erkrankungen beim Menschen bevorzugt. Der neue Ansatz kombiniere die besten Eigenschaften beider Antikörpertypen in einem einzigen Molekül, so das Team.
Forschung nutzt Protein-Engineering
Die Forschenden erklären weiter, dass die neue Methode auf einem innovativen, aber einfachen Protein-Engineering beruhe. Durch diese Methode könne ein modifiziertes IgM-Schwanzstück eingebaut werden, welches sich bereits bei mehreren verschiedenen Antikörpern als wirksam erwiesen hat, fügen die Fachleute hinzu.
Antikörper verbessern ud Biobetter herstellen
Die neue Methode sei als Plug-and-Play-Modifizierungswerkzeug für Zwecke der Krebsforschung sehr attraktiv, um die Leistung bestehender Antikörper zu verbessern oder aus bereits bestehenden Therapeutika sogenannte Biobetter herzustellen, so das Team. Als Biobetter werden Nachahmerprodukt von einem Biologikum bezeichnet, die stark optimiert und so als verbessertes Medikament dem Referenzprodukt überlegen sind.
„Die Entwicklung von Antikörpern ist ein faszinierendes Gebiet, das es uns ermöglicht, die fantastischen Moleküle, die die Natur zur Bekämpfung von Infektionen entwickelt hat, zu nutzen und für unsere therapeutischen Zwecke zu verbessern“, betont Professor Mark Craggvon von der University of Southampton in einer Pressemitteilung.
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie
Die neue Forschungsarbeit ist laut Aussage der Fachleute ein gutes Beispiel dafür, dass Fördermittel eine gemeinsame Forschung ermöglichen, welche die Stärken von Wissenschaft und Industrie vereint. Das ebenfalls an der Studie beteiligte Biopharmaunternehmen UCB hätte die neue Erfindung ohne das Fachwissen und die Forschungsgemeinschaft in Southampton nicht so umfassend untersuchen können, fügt das Team hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joshua M. Sopp, Shirley J. Peters, Tania F. Rowley, Robert J. Oldham, Sonya James, et al.: On-target IgG hexamerisation driven by a C-terminal IgM tail-piece fusion variant confers augmented complement activation; in: Communications Biology (veröffentlicht 02.09.2021), Communications Biology
- University of Southampton: Researchers harness the power of nature to help improve anti-cancer antibody therapy (veröffentlicht 07.09.2021), University of Southampton
Wichtiger Hinweis:
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