Durchbruch bei der Behandlung von Krebs erzielt
Eine spezielle neue Strahlentherapie könnte es ermöglichen, Tumore zu eliminieren, ohne die typischen unangenehmen Nebenwirkungen auszulösen. Die Behandlung von Krebs ohne Nebenwirkungen scheint damit in greifbare Nähe gerückt.
Forschenden der University of California, Irvine und des Lausanne University Hospital der University of Luassanne (CHUV/UNIL) ist es gelungen, bestimmte Formen von Krebs zu behandeln, ohne dabei die typischen Nebenwirkungen in Kauf nehmen zu müssen. Die entsprechende Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Clinical Cancer Research“ veröffentlicht.
Hirntumore ohne Nebenwirkungen behandeln?
Die Forschenden nutzten bei ihrer Untersuchung eine Ultrahochdosis-Rate der Strahlentherapie, um Hirntumore bei Mäusen zu eliminieren und dabei schwere Nebenwirkungen zu umgehen, welche normalerweise durch eine Bestrahlung des Schädels verursacht werden. Bei der herkömmlichen Strahlentherapie werden Tumor und Gewebe jeweils mehrere Minuten lang bestrahlt. Durch eine sogenannte FLASH-Strahlentherapie (FLASH-RT) wird allerdings die Abgabe der gleichen Strahlendosis in nur Zehntelsekunden ermöglicht.
Vorteile einer schnelleren Behandlung
Die erhöhte Geschwindigkeit der Behandlung eliminiert viele der Toxizitäten, die Menschen mit Krebs normalerweise noch lange nach der Strahlenbehandlung plagen, erläutern die Forschenden. Durch diese schnellere Behandlung sein Nebenwirkungen wie Entzündungen und Beeinträchtigungen der Kognition deutlich reduzierbar.
Wie auch bei der traditionellen Strahlentherapie wurde die Dosis von der Forschungsgruppe fraktioniert beziehungsweise über mehrere Sitzungen verteilt. Mit Hilfe der FLASH-RT-Behandlung ließen sich bei der gleichen Gesamtbestrahlungsdosis, welche in schnelleren Dosisraten verabreicht wurde, Hirntumore ebenso wirksam entfernen wie bei der herkömmlichen Methode, berichten die Forschenden von den Eregbnissen.
Behandlung wirkte bei verschiedenen Krebsarten
Zwar konzentrierte sich diese Forschungsarbeit auf das Gehirn, doch wurde FLASH-RT auch zur Behandlung von Lungen-, Haut- und Darmkrebs eingesetzt, wobei viele strahleninduzierte Komplikationen verhindert werden konnten, berichten die Fachleute. Die Behandlung sei in verschiedenen zusätzlichen Studien an Menschen und mehreren Tierarten erfolgreich gewesen, darunter Fische, Mäuse, Schweine und Katzen.
„Es scheint, dass diese Behandlung für die meisten Krebsarten von allgemeinem Nutzen sein wird”, so Studienautor Professor Charles Limoli von der University of California in einer Pressemitteilung. Krebs ohne lähmende Nebenwirkungen zu behandeln sei seit langer Zeit ein wesentliches Ziel der Onkologie.
Zulassung ist bereits geplant
Nach der Überprüfung, ob diese Methode tatsächlich funktioniert, werden in Zukunft auf der ganzen Welt Geräte entwickelt, welche die FLASH-Technologie in Kliniken anwendbar machen, so die Hoffnung der Forschenden. Es gebe bereits ein Gerät, welches auf die Zulassung in den USA und Europa wartet. Dieses Gerät solle ab Anfang nächsten Jahres in zwei klinischen Studien eingesetzt werden, erläutert das Team.
In der Zwischenzeit untersuchen die Forschenden die Mechanismen hinter den vorteilhaften Auswirkungen von FLASH-RT, um besser zu verstehen, wie die Technologie genau funktioniert. Es gab nach Ansicht von Professor Limoli in den letzten 30 oder 40 Jahren auf dem Gebiet der Strahlenwissenschaften nichts aufregenderes als die jetzt festgestellten Ergebnisse. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of California, Irvine: Cancer treatment without side effects? (veröffentlicht 27.10.2020), UCI
- Pierre Montay-Gruel, Munjal M Acharya, Partrik Gonçalves Jorge, Benoit Petit, Ioannis G Petridis et al.: Hypo-fractionated FLASH-RT as an effective treatment against glioblastoma that reduces neurocognitive side effects in mice, in Clinical Cancer Research (veröffentlicht 15.10.2020), Clinical Cancer Research
Wichtiger Hinweis:
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