Auswirkungen des Konsum von Alkohol auf das Krebsrisiko
Alkohol wird mit zahlreichen negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit in Verbindung gebracht. Jetzt wurde festgestellt, dass der Konsum von Alkohol auch das Risiko für verschiedene Arten von Krebs erhöht und das bereits bei einem leichten bis mäßigen Konsum.
Bei einer neuen Studie der International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche in der Fachzeitschrift „Lancet Oncology“ veröffentlicht wurde, konnte ein Zusammenhang zwischen Alkohol und einem wesentlich höheren Risiko für mehrere Krebsarten nachgewiesen werden. Diese umfassten beispielsweise Brust-, Dickdarm- und Mundhöhlenkrebs.
Viele Krebserkrankungen weltweit wegen Alkohol
Es zeigte sich bereits ein erhöhtes Risiko, wenn Menschen einen leichten bis mäßigen (bis zu zwei Drinks pro Tag) Alkoholkonsum aufweisen. Die Experten berichten weiter, dass eine von sieben aller neuen Krebserkrankungen auf Alkohol zurückzuführen sei und im Jahr 2020 mehr als 100.000 solche Fälle weltweit aufgetreten seien.
Alkohol kann mehr als 200 Krankheiten auslösen
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) betont, dass gesundheitsschädlicher Alkoholkonsum als mitverursachend für mehr als 200 Krankheiten angesehen wird und zu den fünf wesentlichen Risikofaktoren für Krankheiten, Beeinträchtigungen und Todesfälle weltweit zählt.
Regelmäßiger Weinkonsum erhöht Brustkrebsrisiko
„Jeder Alkoholkonsum birgt ein Risiko”, berichtet Studienautor Dr. Jürgen Rehm vom Centre for Addiction and Mental Health. Bei alkoholbedingten Krebserkrankungen sei jedes Maß an Alkohol mit einem gewissen Risiko verbunden.
Alkoholkonsum sollte reduziert werden
„Alkoholkonsum verursacht weltweit eine erhebliche Belastung durch Krebs. Dennoch ist die Auswirkung auf Krebserkrankungen oft unbekannt oder wird übersehen, was die Notwendigkeit der Umsetzung effektiver politischer Maßnahmen und Interventionen unterstreicht, um das öffentliche Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko zu schärfen und den Alkoholkonsum insgesamt zu senken“, erläutert die Studienautorin Dr. Isabelle Soerjomataram von der IARC. Dies könne auch das Auftreten alkoholbedingter Krebserkrankungen verhindern.
Erhöhter Alkoholkonsum durch Pandemie
„In unserer Klinik sehen wir viele Menschen, die über einen erhöhten Alkoholkonsum seit dem Beginn der Pandemie berichten. Obwohl dies mit vorübergehenden Stressfaktoren zusammenhängen kann, besteht die Möglichkeit, dass die neuen Gewohnheiten dauerhaft werden. Die Folgen des Alkoholkonsums sind oft zunächst subtile Schäden, die sich erst mit der Zeit zeigen, wobei die langfristigen Folgen wie Krebs, Lebererkrankungen und Substanzkonsumstörungen verheerend sein können“, fügt Studienautorin Dr. Leslie Buckley hinzu.
Die Fachleute berichten weiter, dass die neue Studie auf Daten zur Alkoholexposition aus fast allen Ländern der Welt basiert. Sie berücksichtige sowohl Erhebungen, als auch Verkaufszahlen zum Alkoholkonsum, welche mit den neuesten relativen Risikoschätzungen für Krebs kombiniert wurden.
Alkohol beeinträchtigt DNA-Reparatur
Laut Studienautor Dr. Kevin Shield kann Alkohol auf zahlreiche Arten Krebs verursachen. Der Hauptmechanismus, wie Alkohol Krebs verursacht, sei die Beeinträchtigung der DNA-Reparatur. Eine weitere Möglichkeit, wie Alkohol Krebs auslösen kann, sei beispielsweise chronischer Alkoholkonsum, der zu einer Leberzirrhose führt, die dann wiederum das Risiko für Tumore an der Leber massiv erhöht.
Rauchen und Alkoholkonsum zusammen sehr gefährlichh
Außerdem könne Alkohol beispielsweise auch eine Dysregulation der Sexualhormone auslösen, was die Entstehung von Brustkrebs zur Folge haben kann. Da Alkohol eine Aufnahme von Karzinogenen aus dem Tabak erhöht, steige bei kombiniertem Konsum das Risiko von Kopf- und Halskrebs deutlich, so die Fachleute in einer Pressemitteilung des Centre for Addiction and Mental Health.
Unterschätztes Krebsrisiko durch Alkoholkonsum
Studienautor Professor Dr. Rehm erläutert weiter, dass die Forschung über den Zusammenhang zwischen leichtem bis mäßigem Alkoholkonsum und Krebs noch relativ neu sei und dass die öffentliche Politik das Ausmaß des Krebsrisikos noch nicht widerspiegele.
Höhere Steuern könnten Alkoholkonsum reduzieren
Der Experte empfiehlt höhere Steuern, um die durch Alkohol verursachte Krankheitslast vollständig zu berücksichtigen. Eine Einschränkung der physischen Verfügbarkeit und der Vermarktung von Alkohol, zusammen mit Preiskontrollen, können als hochwirksame, kosteneffektive Maßnahmen zur Reduzierung alkoholbedingter Schäden fungieren.
Regierungen könnten außerdem die Hersteller von Alkohol dazu verpflichten, Informationen über Gesundheits- und Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum, einschließlich des Krebsrisikos, auf den Etiketten von alkoholischen Getränken anzugeben, fügen die Fachleute hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Harriet Rumgay, Kevin Shield, Hadrien Charvat, Pietro Ferrari, Bundit Sornpaisarn et al.: Global burden of cancer in 2020 attributable to alcohol consumption: a population-based study; in: Lancet Oncology (veröffentlicht 13.07.2021), Lancet Oncology
- Centre for Addiction and Mental Health: New WHO study links moderate alcohol use with higher cancer risk (veröffentlicht 14.07.2021), Centre for Addiction and Mental Health
- Robert Koch-Institut: Alkoholkonsum (Stand 17.09.2020), RKI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.