Prostatakrebs: Großer Fortschritt in der Diagnose
Ein neuartiger Bluttest ermöglicht eine sichere Früherkennung von Prostatakrebs, wodurch unnötige Biopsien aufgrund von kleineren Tumoren mit geringem Risiko, wie sie bei derzeitigen Screening-Methoden häufiger erfoderlich sind, vermeidbar werden.
Stockholm3-Test verringert Anzahl von MRT-Untersuchungen
Vor einiger Zeit berichteten Fachleute des Karolinska Institutet in Schweden bereits darüber, dass die Magnetresonanztomographie (MRT) sogenannte Überdiagnosen reduzieren und damit die Prostatakrebsvorsorge verbessern könnte. Die gleiche Gruppe von Forschenden hat jetzt eine neue Studie veröffentlicht, deren Ergebnisse zeigen, dass die Hinzunahme eines neuartigen Bluttests, des sogenannten Stockholm3-Tests, die Zahl der MRT-Untersuchungen um ein Drittel verringert.
Gleichzeitig verhindert dieser Test die Entdeckung kleinerer Tumore mit einem geringen Risiko, so das verantwortliche Team. Die zugehörige Untersuchung wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „The Lancet Oncology“ veröffentlicht.
Test verbessert Gesundheitsversorgung von Männern
„Insgesamt zeigen unsere Studien, dass wir die Instrumente gefunden haben, die für eine wirksame und sichere Früherkennung von Prostatakrebs erforderlich sind. Nach vielen Jahren der Diskussion und Forschung ist es ein fantastisches Gefühl, Erkenntnisse präsentieren zu können, die die Gesundheitsversorgung von Männern verbessern können”, berichtet Studienautor Professor Tobias Nordström vom Karolinska Institutet.
Überdiagnosen vermeiden
Der Einsatz von derzeitigen Screening-Methoden, sogenannten PSA-Tests (prostataspezifisches Antigen) in Kombination mit herkömmlichen Biopsien führt laut Aussage des Experten zur unnötigen Entdeckung zahlreicher kleinerer Tumore mit einem nur geringen Risiko. Dieses Phänomen werde in der Medizin als Überdiagnose bezeichnet. Der Studienautor fügt hinzu, dass dies der Grund sei, warum sich außer Litauen kein Land für die Einführung eines landesweiten Prostatakrebs-Screening-Programms entschieden habe. Die Vorteile überwiegen nach Ansicht von Fachleuten die Nachteile nicht.
Bereits im Juni 2021 wurden im New England Journal of Medicine die Ergebnisse der sogenannten STHLM3MRI-Studie vorgestellt. Diese wiesen darauf hin, dass eine Überdiagnose vermieden werden könnte, wenn die herkömmlichen Prostatabiopsien durch Magnetresonanztomographie (MRT) und gezielte Biopsien ersetzt würden.
Wie funktioniert der Stockholm3-Test?
Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass der Stockholm3-Test, der von Forschenden am Karolinska Institutet entwickelt wurde, eine wichtige Ergänzung in der Früherkennung von Prostatakrebs darstellen kann. Dabei handele es sich um einen Bluttest, welcher mithilfe eines Algorithmus eine Kombination aus Proteinmarkern, genetischen Markern und klinischen Daten analysiert.
Test kann Überdiagnosen um 69 Prozent reduzieren
„Die Verfügbarkeit von MRT im Gesundheitswesen ist ein limitierender Faktor. Wir zeigen nun, dass ein neuartiger Bluttest die Zahl der durchgeführten MRTs um ein Drittel reduzieren kann. Im Vergleich zum herkömmlichen Screening wird die Überdiagnose um bis zu 69 Prozent reduziert. Gleichzeitig wird die Zahl der Biopsien halbiert, während wir genauso viele klinisch bedeutsame Tumore finden können”, erläutert Studienautor Professor Martin Eklund vom Karolinska Institutet in einer Pressemitteilung.
Bei STHLM3MRI handelt es sich um eine randomisierte Studie, welche zwischen dem Jahr 2018 und dem Jahr 2021 mit 12.750 männlichen Teilnehmern aus dem Bezirk Stockholm durchgeführt wurde. Die Teilnehmer gaben eine erste Blutprobe zur PSA-Analyse und zur Analyse mit dem neuen Stockholm3-Test ab. Männer mit Testergebnissen, welche erhöhte PSA-Werte aufwiesen, wurden dann nach dem Zufallsprinzip für traditionelle Biopsien oder MRT ausgewählt, erläutern die Forschenden. In der MRT-Gruppe wurden die Biopsien ausschließlich bei Tumorverdacht durchgeführt, der durch die MRT identifiziert wurde.
„Die getrennte Anwendung des Stockholm3-Tests und der MRT hat sich bereits als kosteneffektiv erwiesen. Wir haben nun die Kosteneffizienz analysiert, wenn diese Instrumente kombiniert werden, und werden in Kürze spannende Ergebnisse aus dieser Analyse vorlegen”, fügt Studienautor Professor Nordström abschließend hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tobias Nordström, Andrea Discacciati, Martin Bergman, Mark Clements, Markus Aly, et al.: Prostate cancer screening using a combination of risk-prediction, MRI, and targeted prostate biopsies (STHLM3-MRI): a prospective, population-based, randomised, open-label, non-inferiority trial; in: The Lancet Oncology (veröffentlicht 12.08.2021), The Lancet Oncology
- Karolinska Institutet: New blood test improves prostate cancer screening (veröffentlicht 13.08.2021), Karolinska Institutet
- Karolinska Institutet: MRI can cut overdiagnoses in prostate-cancer screening by half (veröffentlicht 09.07.2021), Karolinska Institutet
Wichtiger Hinweis:
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