Pflanzenwirkstoff aus Camu-Camu-Beeren gegen Krebs
Ein Polyphenol aus der südamerikanischen Camu-Camu-Beere verbessert durch seinen Einfluss auf die Darmflora (Darmmikorbiom) die Krebsbehandlung, so dass eine Immuntherapie auch gegen Krebserkrankung wirkt, die eigentlich als resistent gegen eine solche Behandlung galten.
Im einer neuen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten des University of Montreal Hospital Research Centre (CRCHUM) wurde festgestellt, dass der Verzehr der Amazonasfrucht Camu-Camu aufgrund des enthaltenen Polyphenols Castalagin die Wirksamkeit einer Immuntherapie gegen Krebs erhöht – zumindest bei Mäusen. Dafür bindet sich Castalagin an die Bakteriengattung Ruminococcus bromii und fördert so die krebshemmende Reaktion. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Cancer Discovery“ publiziert.
Castalagin verändert Darmmikrobiom
Castalagin wirkt laut Aussage der Forschenden als Präbiotikum, das das Darmmikrobiom verändert und das Ansprechen auf eine Immuntherapie verbessert. Dies gilt sogar für Krebserkrankungen, welche eigentlich gegen solch eine Art der Behandlung resistent sind, erläutert Studienautor Dr. Bertrand Routy von der Université de Montréal.
Kombination von Castalagin und Immun-Checkpoint-Inhibitoren
„Unsere Ergebnisse ebnen den Weg für klinische Studien, in denen Castalagin als Ergänzung zu Medikamenten, den sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI), bei Krebspatienten eingesetzt werden soll”, fügt Studienautorin Meriem Messaoudene in einer Pressemitteilung hinzu.
Immun-Checkpoint-Inhibitoren nur eingeschränkt wirksam
Immun-Checkpoint-Inhibitoren haben in der Vergangenheit bereits Therapien gegen Melanome und Lungenkrebs revolutioniert. Sie aktivieren das Immunsystem, damit dieses vorhandene Krebszellen abtötet, erläutert das Team. Trotz der Verbesserungen spreche jedoch nur eine Minderheit der behandelten Menschen dauerhaft auf die Immuntherapie an, was einer Heilung gleichkommen würde.
Gesundes Darmmikrobiom besonders wichtig
Auf der Suche nach neuen Therapieansätzen war das oberste Ziel der Fachleute, dafür zu sorgen, dass aus einem ungesunden Mikrobiom ein gesundes wird, das das Immunsystem stärkt. Hierfür wurden Präbiotika überprüft verwendet, welche die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verbessern können. Dabei stießen sie auf das Polyphenol der Camu-Camu-Beeren.
Castalagin fördert Anti-Krebs-Reaktion
„Um die positiven Auswirkungen von Castalagin zu untersuchen, haben wir das Präbiotikum Mäusen oral verabreicht, die eine Fäkaltransplantation von ICI-resistenten Patienten erhalten hatten. Wir fanden heraus, dass Castalagin sich an ein nützliches Darmbakterium, Ruminococcus bromii, bindet und eine Anti-Krebs-Reaktion fördert“, erklärt Dr. Bertrand Routy.
Die Behandlung soll nun in naher Zukunft an Menschen getestet werden. Es wurde bereits die erste klinische Studie mit einer Kombination aus der Camu-Camu-Beere und Immun-Checkpoint-Inhibitoren gestartet. In diesen Monat wird dafür mit der Rekrutierung von 45 Personen mit Lungenkrebs oder Melanomen begonnen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Meriem Messaoudene, Reilly Pidgeon, Corentin Richard, Mayra Ponce, Khoudia Diop, et al.: A natural polyphenol exerts antitumor activity and circumvents anti-PD-1 resistance through effects on the gut microbiota; in: Cancer Discovery (veröffentlicht 14.01.2022), Cancer Discovery
- University of Montreal Hospital Research Centre: Cancer treatment: a berry from Brazil helps out (veröffentlicht 02.02.2022), CRCHUM
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.