CBD zur Behandlung von Lungenkrebs?
Die Verwendung von Cannabidiol-Öl (CBD) könnte zur Behandlung von Lungenkrebs geeignet sein. Eine aktuelle Fallstudie legt den Schluss nahe, dass die tägliche Anwendung von CBD Lungentumore auch ohne eine konventionelle Behandlung schrumpfen lässt.
In dem englischsprachigen Fachblatt „BMJ Case Reports“ wurde von Fachleuten des Watford General Hospital und des Basildon and Thurrock University Hospitals NHS Foundation Trust der Fall einer rauchenden älteren Frau beschrieben, die unter nicht-kleinzelligen Lungenkrebs litt. Die regelmäßige Einnahme von CBD-Öl als alternative Selbstbehandlung hat bei der Patientin offenbar eine Schrumpfung des Tumors bewirkt.
Aufgabe von Endocannabinoiden?
Körpereigene Endocannabinoide sind an verschiedenen Prozessen beteiligt, darunter beispielsweise Nervenfunktion, Emotionen, Energiestoffwechsel, Schmerzen und Entzündungen, Schlaf und Immunfunktion.
Cannabinoide, welche diesen Endocannabinoiden chemisch ähnlich sind, können mit Signalwegen in Zellen, einschließlich Krebszellen, interagieren. Ihre Verwendung als primäre Krebstherapie ist bereits untersucht worden, die Ergebnisse fielen jedoch uneinheitlich aus, erläutern die für den neuen Bericht verantwortlichen Forschenden.
Krankheitsbild der Betroffenen
Der Bericht bezieht sich auf den Fall einer Frau im Alter über 80 Jahren, bei der nicht-kleinzelliger Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Die Betroffene litt zusätzlich an einer leichten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Arthrose und Bluthochdruck, weshalb sie verschiedene Medikamente einnahm. Die Frau rauchte jede Woche mehr als eine Schachtel Zigaretten (68 Schachteln/Jahr).
Der festgestellte Tumor war bei der Diagnose 41 mm groß und wies keine Anzeichen für eine lokale oder weitere Ausbreitung auf. Daher eignete er sich nach Aussage der Forschenden für eine konventionelle Behandlung mit Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Allerdings lehnte die Betroffene eine solche Behandlung ab.
Tumor schrumpfte erheblich
Die Frau wurde daher unter Beobachtung gestellt, was regelmäßige CT-Scans alle drei bis sechs Monate umfasste. Die Scans zeigten, dass der Tumor schrittweise schrumpfte und sich von 41 mm im Juni 2018 auf 10 mm im Februar 2021 verringerte, was einer Verringerung des maximalen Durchmessers um insgesamt 76 Prozent entsprach. Durchschnittlich waren dies 2,4 Prozent pro Monat.
CBD-Öl als alternative Selbstbehandlung für Lungenkrebs?
Als die Betroffene im Jahr 2019 kontaktiert wurde, um ihre Fortschritte zu besprechen, gab die Frau an, dass sie seit August 2018, kurz nach ihrer ursprünglichen Diagnose, CBD-Öl als alternative Selbstbehandlung für ihren Lungenkrebs eingenommen habe. Sie gab an, sie habe stets 0,5 ml des Öls eingenommen, in der Regel dreimal am Tag, manchmal aber auch zweimal, so das Team.
Welche Inhaltsstoffe hatte das CBD-Öl?
Die wichtigsten Wirkstoffe des verwendeten Produkts umfassten laut Hersteller Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) mit 19,5 Prozent, Cannabidiol mit etwa 20 Prozent und Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) mit etwa 24 Prozent.
Keine offensichtlichen Nebenwirkungen durch das CBD
Die Frau gab an, dass sie seit der Einnahme des Öls weniger Appetit hatte, aber keine anderen offensichtlichen Nebenwirkungen aufgetreten seien. Es gab keine weiteren Änderungen an den ihr verschriebenen Medikamenten, ihrer Ernährung oder ihrem Lebensstil. Die Betroffene rauchte auch weiterhin.
Die beteiligten Fachleute weisen darauf hin, dass es sich lediglich um einen Fallbericht handelt, und bisher sei nur über einen weiteren ähnlichen Fall berichtet worden. Es sei auch nicht klar, welche der CBD-Öl-Inhaltsstoffe hilfreich gewesen sein könnten.
„Wir sind nicht in der Lage, die vollständigen Inhaltsstoffe des CBD-Öls, das die Patientin einnahm, zu bestätigen oder Informationen darüber zu liefern, welche(r) Inhaltsstoff(e) zu der beobachteten Tumorregression beitragen könnte(n)”, berichtet das Team.
„Obwohl es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von CBD-Öl und der beobachteten Tumorrückbildung zu geben scheint, können wir nicht schlüssig bestätigen, dass die Tumorrückbildung auf die Einnahme von CBD-Öl durch die Patientin zurückzuführen ist“, fügen die Fachleute hinzu.
Verwendung von Cannabis in der Medizin?
Cannabis findet bereits seit Jahrhunderten Anwendung in der Medizin und zeigt unter anderem eine schmerzlindernde, beruhigende, entzündungshemmende und krampflösende Wirkung. Heute werden Cannabinoide unter anderem bei Menschen mit chronischen Schmerzen, Angstzuständen und Schlafstörungen und auch in der Palliativmedizin eingesetzt, so die Fachleute.
Bevor eine Anwendung in gegen Krebs in Betracht kommt, sind nach Angabe des Teams nun jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um den tatsächlichen Wirkmechanismus, die Verabreichungswege, sichere Dosierungen, die Auswirkungen auf verschiedene Krebsarten und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen bei der Verwendung von Cannabinoiden zu ermitteln. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- ah Ling Liew, Ermanno Capuano, Bernard Yung: Lung cancer patient who had declined conventional cancer treatment: could the self-administration of ‘CBD oil’ be contributing to the observed tumour regression?; in: BMJ Case Reports (veröffentlicht 14.10.2021), BMJ Case Reports
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.