Studie ermöglicht Entwicklung neuer Medikamente gegen Krebs
Die Identifizierung der Struktur eines speziellen Proteins könnte einen entscheidenden Fortschritt bei der Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Lungenkarzinomen darstellen. Entsprechende Arzneimittel könnten Krebs bekämpfen, indem sie dessen Zerstörung durch die zelluläre Maschinerie fördern.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Copenhagen wurde erstmals die dreidimensionale Struktur des Proteins RAF1 bestimmt. Dies ermöglicht es, spezielle Arzneimittel zu entwickeln, welche sich an Teile des Proteins binden, um RAF1 abzubauen. Die Studienergebnisse wurden in dem Fachblatt „Molecular Cell“ publiziert.
Rolle der Onkogene bei der Entstehung von Krebs
KRAS-Onkogene, also Gene, welche durch eine Mutation Krebs verursachen, sind für ein Viertel aller menschlichen Krebsarten verantwortlich. Dies umfasst auch die drei Tumorarten mit der höchsten Sterblichkeitsrate.
Dabei handelt es sich um das Adenokarzinome der Lunge, kolorektale Karzinome und das duktale Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse, berichten die Forschenden.
Mangel an Medikamenten gegen KRAS-Onkogene
Die Entwicklung von Medikamenten gegen KRAS-Onkogene gilt laut dem Forschungsteam aktuell als eine der größten Herausforderungen in der Onkologie.
Obwohl KRAS-Onkogene bereits vor vier Jahrzehnten identifiziert wurden, sei erst vor rund einem Jahr das erste gegen sie gerichtete Medikament von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen worden. Mittlerweile habe dieses Medikament (Sotorasib) auch in der EU eine Zulassung.
Sotorasib nur bei speziellen Tumorenn wirksam
Zwar war dies ein Meilenstein im Kampf gegen Krebs, doch ist das Medikament Sotorasib ausschließlich gegen Tumore wirksam, welche eine der zahlreichen Mutationen in den KRAS-Onkogenen in sich tragen, so das Team.
Dies begrenze die Möglichkeiten des wirksamen klinische Einsatzes des Arzneimittels erheblich. Zusätzlich gebe es noch das Problem, dass mit dem Medikament behandelte Personen, bereits innerhalb weniger Monate nach der Behandlung eine Resistenz entwickeln.
Ausschaltung von RAF1 lässt Tumore schrumpfen
Neben der Entwicklung von Medikamenten gegen KRAS-Onkogene liege einer der derzeit aktivsten Forschungsbereiche in der Identifizierung von Inhibitoren der Proteine (wie RAF1), welche für die Übertragung der onkogenen KRAS-Signale verantwortlich sind, erläutern die Forschenden.
In diesem Zusammenhang wurden vor vier Jahren genetisch veränderte Modelle mit Mäusen entwickelt, welche menschliche Lungenadenokarzinome getreu nachbilden. In den Modellen zeigte sich, dass die Ausschaltung des RAF1-Proteins eine Rückbildung der meisten Tumore bewirkt, berichtet das Team. Besonders vorteilhaft sei dabei, dass dies ohne signifikante toxische Auswirkungen erfolge.
Diese Beobachtungen haben ein enormes Interesse an der Suche nach Medikamenten geweckt, die RAF1 abbauen können, berichten die Fachleute weiter. Die neuen Studienergebnisse eröffnen ihnen zufolge jetzt erstmals die Möglichkeit, solche Arzneimittel zum Abbau von RAF1 zu entwickeln.
Verbesserte Behandlung von Lungenadenokarzinomen
Diese Medikamente wären in der Lage, allein oder in Kombination mit KRAS-Inhibitoren einen wichtigen therapeutischen Effekt bei Menschen mit Lungenkarzinomen zu erzielen, die durch KRAS-Onkogene ausgelöst werden, erläutern die Forschenden.
„Die Informationen, die diese Studie liefert, eröffnen eine Reihe von Optionen für die Entwicklung von Medikamenten, die RAF1 abbauen können. Es besteht nun die Möglichkeit, RAF1-Abbau-Medikamente zu entwickeln“, resümiert Studienautorin Sara García-Alonso in einer Pressemitteilung. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sara García-Alonso, Pablo Mesa, Laura de la Puente Ovejero, Gonzalo Aizpurua, Carmen G. Lechuga, et al.: Structure of the RAF1-HSP90-CDC37 complex reveals the basis of RAF1 regulation; in: Molecular Cell (veröffentlicht 01.09.2022), Molecular Cell
- Centro Nacional de Investigaciones Oncológicas: The structure of protein RAF1 revealed: a key step in the development of new drugs against lung cancer (veröffentlicht 01.09.2022), CNIO
Wichtiger Hinweis:
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